Landtag, 2. Sitzung vom 17.12.2015, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 85
ohne verwertbare Blüten. Deswegen bin ich besonders froh, dass in Städten, und allen voran natürlich hier auch in Wien, ein besonderes Pflanzen- und Blütenangebot geschaffen wird, weil sich die Bienen besonders in der Stadt wohlfühlen, auch auf Grund der höheren Temperaturen. Auch soll der Stadthonig, sagt man, besonders aromatisch sein, weil eben ganz verschiedene Pflanzenarten hier für den Honig verwendet werden. (Beifall bei den NEOS.) Danke.
Der Stadthonig hat auch keine Rückstände, das heißt, auch Feinstaub und Schadstoffe, wo man oft glaubt, in der Stadt könnte das problematisch sein, wurden bisher noch nicht festgestellt.
Und da möchte ich zusammenfassen, dass, glaub ich, die Biene, deren Bestand so stark reduziert wurde, gerade in der Stadt hier ihr Revival erleben könnte und wirklich dauerhaft und nachhaltig der Bestand gesichert werden könnte. (Beifall bei den NEOS.)
Ein weiterer Vorteil noch ist, dass sich hier natürlich auch in der Stadt ein kleiner Zweig der Nahrungsmittelproduktion entwickelt. Die Bienen selbst sind auch für die Frau Stadträtin ein wichtiges Thema. Ich habe es auch auf ihrer Website gesehen, und ich zitiere da auch, dass: „Die Stadt Wien auf ökologische Landwirtschaft setzt. Sie bewirtschaftet viele Wiesen und auch Parkanlagen naturnah, um den fleißigen Bienen ausreichend Futter zu garantieren. Außerdem fördert die Stadt ImkerInnen aktiv und hat auf vielen eigenen Flächen Bienenstöcke, auch an prominenten Orten wie dem Rathausdach.“ Jetzt gibt es in Wien auch viele Imkervereinigungen, deren wichtige Funktion natürlich auch die Erzeugung von Honig ist, die aber auch wesentlich zum Erhalt eines ökologischen Gleichgewichtes beitragen und sich für den Bestand der Art auch verantwortlich fühlen. Das heißt, es sind hauptsächlich private kleine Initiativen, Privatpersonen, die das zu 99 Prozent nebenerwerbsmäßig machen, Freizeitimker. Da gibt es in den letzten Jahren auch einen Aufschwung, der ganz neu ist. Immer mehr Menschen interessieren sich selbst für die Bienenhaltung. Es werden Kistchen auf den Balkon gestellt, also das ist eine Entwicklung, die prinzipiell zu begrüßen ist. Jetzt gibt es unter den vielen Imkervereinigungen auch eine Vereinigung der Stadtimker, also einen Verein, der sich so nennt, ein Zusammenschluss von rund 25 Imkern, die in ganz Wien unterschiedlichste Bienenstöcke aufgestellt haben, betreiben ist vielleicht das falsche Wort, vom Wienerwald über den Stephansdom, Innenstadtlage bis ganz nach außen, also wirklich quer durch, und das machen die seit fünf Jahren. Die gewinnen dadurch auch Honig, der biozertifiziert ist. Die Stadtimker selbst, ich finde das auch sehr toll, was sie da schreiben, sie sehen die Stadtimkerei nicht nur als modisches Hobby, sondern sie möchten auch die Wildbienen und Bienen vor einem Sterben bewahren, und sie möchten sich nicht auf die reine Honigerzeugung konzentrieren, sondern sich auch für die Erhaltung der Populationen einsetzen. (Beifall bei den NEOS.) Danke.
Das heißt, sie nehmen in möglichst geringem Maß Honig und versuchen hier halt, möglichst wenig in die Ertragswirtschaft zu kommen. Trotzdem verdienen sich diese Imker, Freizeitimker, natürlich damit Geld. Es ist also ein kleiner Zusatzerwerb, für manche vielleicht auch von größerer Bedeutung. Jetzt wurde diesen Stadtimkern aber pauschal und für alle Stöcke vor rund drei Wochen die Biozertifizierung entzogen, und zwar direkt von der Zertifizierungsstelle SGS. Und, und das hab ich mir von den jeweiligen Imkern und Imkerinnen sagen lassen, auf Druck der MA 49. „Die MA 49“, so sagen sie, ich zitiere hier nur: „gibt eine Weisung an die Biozertifizierungsstelle, obwohl diese nicht zuständig ist. Die MA 49 wäre nur zuständig, wenn der Honig nicht in Ordnung wäre. Das ist er aber nicht.“ Also hier wurde nur die Biozertifizierung entzogen, wofür eigentlich die Biokontrollstelle zuständig wäre. Jetzt weiß ich, dass anderen Imkern in dieser Stadt dieses Zertifikat nicht entzogen wurde. Und es ist jetzt so kurz vor Weihnachten besonders schlimm, dass die quasi eine endgültige Entscheidung mitgeteilt bekommen. Die können jetzt ihren Honig, den sie schon gewonnen haben, nicht mehr anbringen. Also da gibt es einen, zum Beispiel, der liefert an ein kleines Innenstadthotel, die wollen dort einen Biohonig. Also ohne die Zertifizierung wird der seinen Honig auch nicht mehr los. Natürlich wird man ihn schon los, indem man ihn irgendwo anders hinführt und oder selbst isst. Das wollte ich jetzt damit nicht sagen. Aber natürlich steht für ihn eine gewisse Erwerbstätigkeit dahinter, und somit wird er den nicht los. Es müsste quasi eine Pauschalaussage geben, dass in ganz Wien kein Biohonig mehr möglich sein soll. Das ist aber in anderen Städten kein Problem, wie zum Beispiel in London, Paris oder Berlin. Da gibt es Biohonig in den Städten. Und natürlich auch, weil anderen Imkern das Zertifikat nicht entzogen wurde, ist hier sicher zu prüfen, was Grundlage dieser Biozertifizierungs-Entziehung ist. (Beifall bei den NEOS.)
Es wäre mir ein ganz besonders wichtiges Anliegen, und ich hoffe, das ist im Interesse vieler hier, dass die Stadt Wien ihre Verantwortung hier wahrnimmt und voll und ganz hinter allen Imkern und Imkerinnen, die es in dieser Stadt gibt, steht, dass sie sie im Zusammenhang mit dem Entzug der Biozertifizierung bestmöglich vertritt und sich auch dafür einsetzt, dass diese nach Möglichkeit rückgängig gemacht werden kann. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg. Karner-Kremser.
Abg. Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Landesrätin!
Auf Grund meiner Stimmlage wird es nur ganz kurz. Zur Frau Kollegin Emmerling möchte ich nur sagen, dass dieser Entzug der Zertifizierung nichts mit der Stadt Wien zu tun hat, sondern das geht vom Wirtschaftsministerium aus, weil es … (Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc: Angeblich nicht, was ich gehört habe!) Doch, es ist so. Uns wäre es auch lieber, wenn es so wäre, weil wir eben gerade den Bienen einen hohen Stellenwert einräumen, wie Sie auch wissen. Sie haben selber gesagt, wir haben sie am Rathausdach, bei der Kläranlage, auf der Donauinsel, am Cobenzl, also wir legen da großen Wert darauf, uns wär es lieber. (Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc:
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