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Landtag, 17. Sitzung vom 06.11.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 23

 

wirtschaftlichen Situation ist das der falsche Zugang. Da ist Handlungsbedarf bei Rot-Grün! Aber Sie hören nicht einmal zu, weil Sie alles besser wissen. Sie brauchen keinen Rat. Sie tun, was Sie wollen.

 

Meine Damen und Herren, ich nütze aber auch die Gelegenheit, nachdem wir einmal das Thema Senioren haben, über das Altwerden in Wien zu sprechen. Ältere Menschen von heute sind kein einheitlicher grauer Block, sondern ein bunter Haufen verschiedener, unterschiedlichster Lebensstile und es werden täglich mehr.

 

Und je mehr wir werden, desto weniger eindeutig lässt sich diese Altersgruppe erfassen. Im Allgemeinen gilt, ein lebenswertes Dasein im dritten und vierten Lebensabschnitt wird in erster Linie vom Grad der sozialen Integration und von der gesellschaftlichen Partizipation bestimmt. Gefühltes Lebensalter, verfügbares Einkommen, subjektiver und objektiver Gesundheitszustand. Doch auch die äußeren Bedingungen älterer Menschen sind Stellschrauben, die das Altwerden erleichtern und eine Zufriedenheit mit der Lebensqualität ermöglichen können. Besonders wichtig sind da natürlich Dienstleistungen, Serviceangebote, Stadtplanung, Verkehrsplanung, Architekturplanung, die den Erwartungen älterer Menschen auch entsprechen, die Einsamkeit verhindern und soziales Eingebundensein ermöglichen, weil das ja für ältere Menschen von besonderer Bedeutung ist. Und wichtig ist natürlich auch die modifizierte Vorstellung vom Alter. Denn Fakt ist, dass die Älteren von gestern nicht die Älteren von heute sind und die Älteren von heute nicht die von morgen.

 

Was bedeutet alt sein in Wien in 20 und 30 Jahren? Alt sein wird auf jeden Fall später beginnen und länger dauern. Bereits heute liegt das subjektive Alter zehn Jahre unter dem wirklichen Alter. Und Hand aufs Herz, jeden Einzelnen, den ich hier fragen würde, jeder will lange leben, aber keiner will alt sein. Daher ist die Klischeevorstellung von den Alten als eine Gruppe, die sich nicht mehr selbst organisieren kann und für die Versorgungseinrichtungen geschaffen werden müssen, gründlichst zu revidieren. Die Älteren bleiben gesünder, sie bleiben aktiver, sie bleiben selbstständiger.

 

Das andere Gesicht der Älteren ist natürlich auf Grund der steigenden Lebenserwartung und der medizinischen Machbarkeit die Hochaltrigkeit. Die wird zur Normalität, wodurch die Zahl der stark abhängigen Menschen und dementer Hochbetagter natürlich steigen wird. Diesen beiden Gruppen muss man Rechnung tragen und darauf muss man sich bereits heute einstellen. Das gilt für den öffentlichen Verkehr, das gilt für Wohnräume im Alter, das gilt für Autofahrer genauso wie für Radfahrer und Fußgänger und für jene, die mit den Öffis fahren. Hier sind viele Veränderungen, viele Erleichterungen möglich und notwendig. Dazu braucht man nicht lauter Beauftragte, sondern das braucht man nur zu tun. Und da ersuche ich, dass Wien mehr tut als bisher, weil hier schon jetzt sehr vieles, von dem manchmal geredet wird, eine Selbstverständlichkeit sein könnte, aber wo wir vom Tun noch weit weg sind. Maßnahmen seitens der Stadt Wien sind zu setzen und zwar sinnvolle Maßnahmen, weil gerade die Vereinsamung in einer Großstadt eben für alte Menschen groß ist. Das alt Sein bedeutet natürlich für sehr viele ein Singledasein. Die Verwandtschaftsnetzwerke werden kleiner und werden auch breiter gestreut und die Möglichkeiten von außerfamiliären Kontakten werden wichtiger. Und da sind Grätzeltreffs, da sind Seniorenwohnhäuser, da sind überhaupt Seniorenhäuser, da ist alles in der Nähe, im Grätzel, im Wohnumfeld ganz, ganz besonders wichtig, denn, meine Damen und Herren, das bedeutet für ältere Menschen Heimat.

 

Und damit komme ich jetzt wieder zum Thema Gerechtigkeit zurück. Der Wiener Seniorenbund ist eine Serviceeinrichtung, eine Organisation, wo wir täglich 365 Tage im Jahr für die Seniorinnen, für die Senioren, egal, welcher parteipolitischer Herkunft Ansprechpartner sind, eine Organisation, wo genau diese Angebote zur gesellschaftlichen Partizipation gelebt werden. Hier werden Reisen, Kulturangebote, Ausflüge, Wanderungen, Fitness, Computer, Sprachkurse und so weiter angeboten und sehr, sehr gerne angenommen. Und wir sind Ansprechpartner für alle Probleme, die eben Seniorinnen, Senioren in einer Großstadt haben. Seit Jahren bekommen wir von der Gemeinde Wien eine Subvention in einer Höhe, dass jeder Senior, der bei uns Mitglied ist, pro Jahr bildlich gesprochen 1,50 EUR bekommt. Das ist der Wiener Seniorenbund.

 

Der Pensionistenverband bekommt den doppelten Betrag. Ein Senior im Pensionistenverband bekommt bildlich gesprochen 3 EUR. Warum? Ich habe immer wieder nachgefragt, warum diese Differenzierung und habe nie eine befriedigende Antwort erhalten, sondern quasi nach dem Motto „Na seid’s froh, dass überhaupt was kriegt’s!“, das sei eben so. Und nun gibt es in Wien die rot-grüne Regierung und jetzt ist die Welt noch anders. Siehe da, bei diesen Verhandlungen hat sich jetzt herausgestellt, dass der Wiener Seniorenbund um 50 Prozent weniger bekommen soll. Beim Pensionistenverband bleibt alles beim Alten. Was heißt das? Das heißt, das Mitglied im Wiener Seniorenbund bekommt 70 Cent, das Mitglied im Pensionistenverband aber das Vierfache. Ist das die Gerechtigkeit, wie Rot-Grün das sieht? Also ich nehme an, dass es sich da hier nur um einen Irrtum handeln kann. Wenn nicht, dann müssen Sie sich mehr als schämen! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Nun gibt es seit 1999 ein Bundesseniorengesetz. In diesem Gesetz sind ganz klare Richtlinien, wie Förderungen zu verteilen sind. Das wird im Seniorenrat abgewickelt, wo ja alle Parteien vertreten sind. Das ist abhängig von Mitgliedern, das ist abhängig von Aktivitäten, von Broschüren, et cetera. Wie ich nach meiner Tätigkeit als Volksanwältin hierher gekommen bin, habe ich mir gedacht, na ja, da gibt es ja dieses Gesetz, das muss ja auch in Wien möglich sein. Also eigentlich habe ich es als selbstverständlich angenommen und habe 2002 einen Initiativantrag eingebracht. Auch die Freiheitliche Fraktion hat, ich weiß jetzt nicht, ob vorher oder nachher, aber auch ungefähr zur gleichen Zeit so einen Antrag eingebracht. Und siehe da, dieser Antrag wurde dem Ausschuss zugewiesen und dann waren beide Anträge weg, nie mehr etwas davon gehört. Das heißt, darüber

 

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