Landtag, 31. Sitzung vom 19.04.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 34
ist. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Marianne Klicka: Danke, Frau Abgeordnete. Für
weitere Wortmeldungen bringe ich Erinnerung, dass sich die Damen und Herren
Abgeordneten nur einmal zum Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf
Minuten begrenzt ist.
Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich Herr Abg Mag Gudenus. Ich
erteile es ihm.
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Hoher Landtag! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe
Kolleginnen und Kollegen!
Kinderarmut in
Wien ist sicherlich ein sehr, sehr wichtiges Thema und ein sehr, sehr
gravierendes Problem, dem man sich auch annehmen muss, das man nicht einfach so
mir nichts dir nichts unter den Tisch kehren kann. Ich kann Ihnen versichern,
Frau Kollegin Smolik, dieses Problem macht uns alle wütend und betroffen. Sie
haben uns ja auch gesagt, Sie wollen da gegensteuern. Wenn ich jetzt Ihre
Ausführungen verfolgt habe, so sieht man doch eher, dass Sie eine
Symptombekämpfung betreiben wollen und nicht ehrlich über die Gründe oder den
Großteil der Gründe dieser Kinderarmut sprechen wollen. Man muss nämlich die
Gründe wirklich erkennen, darauf reagieren und vor allem das Problem dann von
der Wurzel aus lösen.
Faktum ist,
Kinder erleben Ausgrenzungen in sozialen und kulturellen Belangen, haben
erschwerten Zugang zu Bildung oder am Arbeitsmarkt, eben diese bis zu
100 000 betroffenen Kinder. Sie haben schlechtere Entwicklungschancen,
sind öfter krank, leiden öfter an chronischen Krankheiten und sind eben von
vielen, vielen Folgeerscheinungen dieser Armut betroffen. Das steht ja auch
alles sehr, sehr gut berichtet im aktuell vorliegenden Bericht der Kinder- und
Jugendanwaltschaft Wien. Es ist aber, wenn man hier genauer nachliest, auch
immer wieder erwähnt und ich glaube, das ist auch einer der Hauptgründe, nicht
der einzige Grund dieser Armut, nämlich wenn ich hier aus dem Bericht der
Kinder- und Jugendanwaltschaft zitieren darf: „Kinder mit Migrationshintergrund
haben ein sehr hohes Armutsrisiko. Die Zahl der gefährdeten Haushalte mit
Kindern beziehungsweise Familien mit Migrationshintergrund nimmt ständig zu.“
Natürlich nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund, aber vor allem. Wenn wir
uns hier den Integrationsmonitor ansehen, der hier vor rund einer Woche
veröffentlicht wurde, dann sieht man ja, wie die Integrationspolitik der Stadt
Wien in den letzten Jahren ausgesehen hat und wie auch die Integration hier in
der Stadt Wien fehlgeschlagen ist. 44 Prozent der Wiener haben
ausländische Wurzeln, wird hier festgestellt. Das bedeutet mangelhafte
Ausbildung, niedriges Einkommen, beengte Wohnverhältnisse. Wiener mit
Migrationshintergrund haben also so gut wie in allen Lebensbereichen schlechtere
Karten als alteingesessene. Das ist eben die Studie der Stadt Wien gemeinsam
mit dem Europaforum und dem „Büro difference“. Sogar im „Standard“ ist zu
diesem Thema vor einer Woche gestanden, ich zitiere: „Inzwischen hat sich aber
auch bis ins rote Rathaus herumgesprochen, dass gerade beim
hochemotionalisierten Thema Zuwanderung die Probleme nicht verschwinden, indem
man sie einfach ignoriert.“ Also in der Studie in allen acht insgesamt
untersuchten Themenfeldern von Bildung bis zur Beschäftigung über die Gesundheit
zeigen sich riesengroße Unterschiede. Aber es ist ja auch ein
Schuldeingeständnis der Politik, der angeblich so erfolgreichen
Integrationspolitik der SPÖ Wien und ein Armutszeugnis der Integrationspolitik
dieser Stadt. Integration ist hier in Wien misslungen und da hat die SPÖ
vollkommen versagt. Und wenn der Herr Bgm Häupl jetzt mittlerweile 15 Jahre und
etwas länger hier im Amt ist und eine Politik der „Türen auf.“ und „Es ist
alles für alle da.“ betrieben hat, so war das 15 Jahre lang eine misslungene
Integrationspolitik, eine inhumane Politik sowohl den Zuwanderern als auch den
einheimischen Wienern gegenüber, die hier auch betroffen sind. Keine
Perspektive am Arbeitsmarkt, in der Gesellschaft, im Bildungswesen, keine
Aufstiegschancen, großteils nicht einmal Einstiegschancen für Zuwanderer.
Einerseits holt man sie her und dann im Endeffekt lässt man sie im Regen
stehen. Daraus resultiert, nicht nur, aber vor allem auch Kinderarmut.
35 Prozent der Zuwanderer über 20 haben nur einen Pflichtschulabschluss.
Wie schaut es bei deren Kindern aus? Bei Wienern ohne Migrationshintergrund
sind es lediglich 15 Prozent. Schlechte Ausbildung führt natürlich auch zu
schlechter Bezahlung. Wie schaut das dann mit den Kindern der Zuwanderer aus?
Wir haben also als Resultat dieser misslungenen Integrationspolitik
diese Zustände und da wundert man sich eben über frustrierte Jugendliche, über
Spannungen im Jugendbereich, über Gewalt und Kriminalität, die hier im
Integrationsbereich auch durchaus sehr oft anzutreffen sind. Und das sind alles
auch Themen, die mit der Kinderarmut hier auch Hand in Hand gehen. Man sieht
also, diese Integrationspolitik der SPÖ-Wien ist schiefgelaufen. Diese
Millionen Euro der letzten Jahre, die jährlich verschleudert werden, waren im
Endeffekt sinnlos und sind verpufft. Und die Forderungen der Kinder- und
Jugendanwaltschaft, die hier in diesem Bericht beleuchtet werden, nach einem
Rechtsanspruch auf ein bedingungsloses Grundeinkommen – da mag ich einmal hier
die Frage in den Raum stellen: Wie soll das Ganze gehandhabt werden? Wer
bekommt das Geld? Bekommen das die Kinder direkt? Bekommen das die Eltern? Wie
soll das aussehen? An wen erfolgt die Auszahlung? Auch die weitere Forderung
der Kinder- und Jugendanwaltschaft nach einer Gesamtschule ist unserer Meinung
nach der falsche Weg und wird im Gegenteil zu noch mehr Verarmung führen.
Oder die Politik der SPÖ-Wien mit der
Gebührenschraube, die in den letzten Jahren nach oben geschraubt wurde, war
natürlich der falsche Weg. Der richtige Weg, auch jetzt hier eine Forderung aus
dem
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