Landtag, 31. Sitzung vom 19.04.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 34
Einvernehmen mit dem Nationalpark einmal angefangen mit einer
Überleitung von bis zu 4 m³ Wasser der Neuen Donau pro Sekunde in die
Altarme der Lobau, eben dort beim Lausgrund, wo die Wehre geplant sind. Das ist
einmal ein erster Schritt in diese Richtung.
Parallel dazu haben wir letztes Mal im Ausschuss auch ein Monitoring-Verfahren beschlossen, weil wir, wie Sie ja aus der Diskussion wissen, in diesem Bereich immer ein bisschen in der Schere von Ökologie, Wasserversorgung und Hochwasserschutz sind. In diesem Spannungsfeld und in diesem Dreieck eine gute und optimale Lösung zu finden, ist unser Ansinnen.
Ich glaube, dass das mit den 4 m³ ein guter erster Schritt ist,
wobei wir sauberes Wasser aus der Neuen Donau, das auch für die
Trinkwasserversorgung sicher unproblematisch ist, einmal zur zusätzlichen
Bewässerung hineinleiten können und parallel dazu von oben zusätzlich die
Dotation der Unteren und der Oberen Lobau verstärken. Das heißt, wir haben
dann, wenn diese beiden Projekte fertiggestellt sind, sozusagen eine doppelte
Zusatzwasserversorgung dieses Bereiches. Dann werden wir uns anschauen, ob es
noch möglich ist, das schrittweise auszubauen, beziehungsweise anschauen,
welche Wässer noch zumutbar oder möglich sind im Zusammenhang mit dem
Trinkwasser.
Ich erinnere nur daran, dass wir damals im Lenkungsausschuss über bis zu
1 000 m³ pro Sekunde diskutiert haben. Wenn man sich aber anschaut,
dass allein die Donau bei Niedrigwasser 1 500 m³ pro Sekunde hat,
dann sieht man, welche hohe Niederwasserführung ... (Zwischenruf von
Abg Mag Rüdiger Maresch.) Doch, doch - Niederwässerabfluss der Donau bei
Wien: 1 500 m³ pro Sekunde! Da sieht man, dass das schon ziemlich
massive Wassermassen sind.
Aber ich möchte
da gar nicht lange diskutieren, ich glaube, man muss sich das einfach sehr
genau anschauen und sich schrittweise diesem Thema annähern. Wir sind da auch
von der Wasserrechtsbehörde immer angehalten, das wirklich gut zu dokumentieren,
weil ja die Wasserversorgung und die Trinkwasserbrunnen, die wir in der Lobau
haben, nicht beeinträchtigt werden dürfen. Das ist immer diese Schere, in der
wir uns befinden und wo wir wirklich versuchen, es bestmöglich zu lösen, im
Sinne der Übereinkunft, die wir damals getroffen haben.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. - Die 3. Zusatzfrage
stellt Herr Abg Kenesei. Ich ersuche darum.
Abg Günter Kenesei (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Stadträtin!
Beim Hochwasser im Juni 2009 kam es - wie schon so oft, muss man
sagen - beim Landgasthaus Winter und beim Wirtshaus beim Friedhof der
Namenlosen zu massiven Schäden. Es gab von beiden Betroffenen Anträge auf
Schadenersatz beziehungsweise auf Zuschüsse von Seiten des Landes Wien. Bis
jetzt hat es aber in diese Richtung keine Zusagen gegeben. Es hat sogar eine
abschlägige Antwort der Frau Finanzstadträtin gegeben, der Sie sich
angeschlossen haben.
Ich glaube, dass, wenn auch sehr viel für den Hochwasserschutz in Wien
getan wird, gerade dann, wenn es Betroffene gibt, das Land Wien auch gut
beraten wäre, denen zur Seite zu stehen und Hilfe zu leisten.
Präsident Prof Harry Kopietz: Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Wenn geholfen wird, kann die
Hilfe nur aus dem Katastrophenfonds des Bundes kommen. Da gibt es ganz klare
Richtlinien, wie dieser angesprochen werden kann, über die wir hier nicht zu
bestimmen haben.
Aber ich meine, das Gasthaus ist ja einer der, ich würde fast sagen,
einzigen Fälle in Wien, die einfach im zentralen Hochwasserbereich sind und
deswegen auch regelmäßig geflutet werden. Das ist also in der so genannten
Roten Zone, das ist dort, wie soll ich sagen, eine „self-fulfilling
prophecy".
Aber wie bereits am Anfang gesagt: Die Mittel des Katastrophenfonds, die
für solche Fälle möglicherweise ansprechbar wären, sind eine Bundessache, die
nicht von Wien entschieden wird.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. - Die 4. Zusatzfrage
stellt Frau Abg Schrödl. Ich ersuche darum.
Abg Karin Schrödl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Die
Hochwasserschutzmaßnahmen bis 2015 finden großteils im Nationalpark Donau-Auen
statt. In welcher Form konnte hier das Einvernehmen mit der Ökologie gefunden
werden?
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Ich bin froh, dass wir über
dieses Thema auch einmal ein bisschen reden können, weil da wirklich sehr viel
Know-how und auch sehr viel, ich würde fast sagen, Hirnschmalz und Herzblut der
Abteilungen hineingelaufen sind, weil natürlich der Nationalpark Donau-Auen für
uns ein sehr wichtiges und sehr sensibles Gebiet ist. Wir haben uns sowohl bei
den Baumaßnahmen des Hafenumschließungsdammes, des so genannten HUL, als auch
des Marchfeldschutzdammes sehr, sehr bemüht, hier im Einvernehmen zu arbeiten.
Es ist natürlich klar, dass die Bauzeit immer eingeschränkt ist auf den
Winter, also auf die vegetationsfreie Zeit von September bis März, und dass wir
das ökologisch sehr aufwendig gemacht haben. Ich vergleiche das immer mit
Hauttransplantationen: Man hat die oberste Humus- und Grasdecke abgehoben, sie
sozusagen zwischenbewahrt und dann wieder vorsichtig auf den neuen Damm
hinaufgesetzt. Warum? - Weil wir dort viele sehr seltene Pflanzenvorkommen
haben, von Orchideen angefangen, und es eine wichtige Auflage war, dass der
Damm auch in der ursprünglichen Form wieder erhalten bleiben konnte.
Die Verbesserung der Standsicherheit - auch das ist
wirklich ein ganz, ganz wichtiger Punkt - endet oberhalb des Staues. Das heißt
einfach, dass es nicht bis in die Erde hinuntergeht, sondern dass unterhalb
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