Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 82
Golden Retriever ein Kind schwerst verletzt! Was werden Sie sich dann
hier anhören müssen, von mir, von uns und von den anderen Oppositionsparteien?
Das wissen Sie! Das nehmen Sie aber, warum auch immer, in Kauf!
Die Frau Stadträtin sagt, dass sie das irgendwann in den nächsten
Jahren ausweiten wird. Das ist unglaublich nett! Aber warum irgendwann und
nicht jetzt? Warum ist der Deutsche Schäferhund jetzt nicht dabei? Warum ist
der Golden Retriever jetzt nicht dabei? Warum ist der Dobermann jetzt nicht
dabei? – Diese Liste ließe sich beliebig lang gestalten. Das sind Debatten, die
keinen Anfang und kein Ende haben. Umso mehr möchte ich uns allen daher diese
sinnlose Debatte ersparen, denn mir scheint, es läuft eh wieder einmal so, wie
es halt üblich ist. Man hat beschlossen, dass man das aus irgendeinem Grund so
macht. Vernünftige Argumente zählen nicht, es fährt dann einfach die
Abstimmungsmaschinerie darüber, und die Geschichte ist erledigt.
Wir möchten nichtsdestotrotz einen Antrag einbringen. Dieser Antrag
stammt von mir, meiner Fraktionskollegin Mag Claudia Smolik sowie von den
Landtagsabgeordneten Veronika Matiasek und Dr Herbert Madejski. Mit diesem
Antrag möchten wir erreichen, dass Sie sich eines klügeren Weges besinnen und
das tun, was das einzig Nachvollziehbare ist, nämlich eine allgemeine
Hundeführscheinpflicht einführen: Diese gilt für jedes Herrchen und für jedes
Frauchen, das einen Hund besitzt, der, wenn er einmal erwachsen ist, mehr
wiegen wird als sieben Kilo.
Das sage ich jetzt, damit Sie ungefähr eine Größenvorstellung haben,
wovon wir reden. Es ist nämlich klar, dass jemand, der einen Chihuahua, einen
Papillon oder ein ähnliches kleines Viecherl hat, das nichts anrichten kann,
nicht in den Hundekurs gehen muss. Das ist nachvollziehbar. Solche Tiere können
kaum einen bleibenden Schaden anrichten. Und darüber hinaus ist es auch für
diese Tiere nicht gut, wenn sie in Kursen mit großen Hunden zusammengepfercht
werden. Aber für alles, was größer ist, ist ein solcher Kurs gut für den Hund,
gut für das Frauchen und das Herrchen und gut für alle Kinder in dieser Stadt.
Wenn wir heute den überstrapazierten Begriff Sicherheit schon so oft
aus unterschiedlichen Perspektiven in den Mund genommen haben, dann möchte ich
ihn jetzt auch in den Mund nehmen, diesen Antrag einbringen und an Sie
appellieren, etwas mit uns gemeinsam zu entscheiden, das zu mehr Sicherheit für
alle Kinder und für alle Hunde in dieser Stadt beitragen wird. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächste Redner hat sich Abg
Dr Tschirf zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Frau Stadträtin! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Wenn man auf die Homepage der Stadt Wien zu diesem Thema klickt, dann
liest man, dass es um das friedliche Zusammenleben von Mensch und Hund
geht. – Ich meine, das wäre auch das Ziel eines solchen Gesetzesentwurfes,
und daher ist es für mich völlig unverständlich, dass die Vorgangsweise gewählt
wurde, die Sie an den Tag legen. Sie sprechen davon, dass bei der
Volksbefragung alles geklärt wurde. – Volksbefragungen sind aber
bekanntlich keine Volksabstimmungen, die Abstimmungen über Gesetzestexte sind,
sondern eine Volksbefragung ist eine generelle Willenskundgebung. Und ich
meine, wir alle hier in diesem Haus sind daran interessiert, dass eine
vernünftige Lösung geschaffen wird, um ein friedliches Zusammenleben der
Menschen mit den Hunden zu ermöglichen, und zwar gerade dann, wenn es einem ein
besonderes Anliegen ist, dass Kinder nicht gefährdet sind und dass keine
Gefährdung für die Menschen in dieser Stadt besteht.
Ich habe in den letzten Tagen Gespräche geführt, und mir ist es
unbegreiflich, warum zum Beispiel Tierärzte und das Tierschutzhaus in die
Debatten nicht mit einbezogen wurden. Damit ist man nämlich an dem vorbei
gegangen, was wirklich Sache ist und in eine Expertise eingebracht werden
könnte. Sie haben lediglich die Ihnen unterstehende Tierschutzombudsstelle
einbezogen, und das war’s, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich verstehe nicht, warum Sie sich dem Diskurs verweigern! Warum tun
Sie nicht einfach das, was das parlamentarische Verfahren sinnvollerweise
vorsieht, dass man nämlich Experten einlädt, Gespräche führt und dann
entscheidet? Daran sind Sie nicht interessiert! Daher bin ich weder über das
verwundert, was Sie heute hier in der Früh aufgeführt haben, noch über die Art
und Weise, wie Sie jetzt hier aufgetreten sind! Dass man im Zusammenhang mit
einem Gesetzgebungsverfahren von Blockade redet, möchte ich nicht weiter
besprechen. Wenn man ein wenig historische Bildung hat, dann weiß man, was es
heißt, wenn man parlamentarische Vorgänge für ein Gesetzgebungsverfahren herabwürdigt,
wie Sie es getan haben.
Frau Stadträtin Sima! Mir ist da etwas eingefallen, was wir vor Kurzem
im Europäischen Parlament erlebt haben, dass es dort nämlich Hearings für die
zu bestellenden Kommissare gibt. Ich meine, dass das gut ist, und ich glaube,
es wäre ganz gut, wenn es solche Hearings auch für amtsführende Stadträte in
diesem Haus gäbe! – Ich weiß, wie das Ergebnis bei Frau Stadträtin Sima
bei einem solchen Hearing wäre! (Beifall
bei der ÖVP.)
Es sollte nämlich ein gewisses Benehmen an den Tag gelegt werden, und
es sollte auch ein gewisses Interesse an den formalen Vorgängen, aber auch an
der Lösung der Probleme bestehen. Es erhebt sich die Frage, was von einer
Stadträtin zu halten ist, die hier einen Gesetzesentwurf vorlegt, der es aber völlig
gleichgültig ist, ob das sinnvoll ist, und der es nur darum geht, dass hier
schnell irgendetwas gemacht wird.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich verstehe
nicht, dass die Sozialdemokratische Partei diese Stadträtin hier so agieren
lässt! Sie haben die Verantwortung dafür zu tragen, dass das Verhalten von
Hunden und der Umgang zwischen Hund und Menschen tatsächlich verbessert werden
und dass hier nicht aus Jux und Tollerei etwas beschlossen wird! – Ich
meine, allein die
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