Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 82
Unterdrückung der Fakten, um für sich selbst Vorteile daraus zu ziehen.
Ähnlich wie es die Freiheitlichen beim Zuwandererproblem machen - natürlich in
viel größerem Stil und viel ärger, würde ich durchaus sagen, aber doch in einem
gewissen Sinn -, machen die GRÜNEN eine ähnliche, ich würde auch sagen,
pseudopopulistische Politik. Denn zum wirklichen Populismus gehört ja dazu,
dass man erfolgreich ist, und das sind Sie sicher nicht. Das muss man auch
einmal sagen. (Beifall bei der SPÖ.)
Und überhaupt, weil ich auch in der Zeitung von einem Kommentator
gelesen habe, der die Sozialdemokratie an ihre historische Aufgabe erinnert. –
Es ist immer gut, wenn das geschieht, es ist immer wieder gut, wenn man sich
selbst prüft: Wird man seiner historischen Aufgabe gerecht? Das ist etwas, was
wir sehr, sehr ernst nehmen. Wir sind keine Tagespartei, die nach
tagespolitischen Umfrageergebnissen Politik macht (Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe von Abg Mag Maria
Vassilakou und StRin Dr Monika Vana.), sondern die einen historischen
Auftrag im Sinne der Menschen erfüllt. Und wenn man das ernst nimmt, dann muss
ich sagen: Armut bekämpft man natürlich nicht, indem man sagt: Bettelei ist
doch wunderbar und schön, lassen wir sie doch alle!, und so weiter, sondern
unser historischer Auftrag ist, Armut zu bekämpfen, Gleichheit zu fördern,
Solidarität zu stärken durch Sozialpolitik, durch Verteilungspolitik, durch
Steuerpolitik. (StR David Ellensohn: Ihr
habt die Vermögenssteuern abgeschafft!) Und in Wien, im roten Wien haben
wir es ja auch geschafft, dass wir für die hier auf Dauer aufhältige
Bevölkerung die Armut weitestgehend beseitigt haben (StR David Ellensohn: 17 Prozent, das ist nicht wenig!) - mehr
zumindest als jede andere Millionenstadt der Welt. Das ist ein Erfolg, auf den
wir stolz sind! (Beifall bei der SPÖ.)
Was wir aber nicht können, beim besten Willen nicht, ist, die Armut auf
der ganzen Welt beseitigen - obwohl wir auch dafür Konzepte haben. Und was wir
nicht können, ist, auch nur die Armut in Osteuropa beseitigen. Wenn Kollege
Ellensohn sagt, dass die Roma in Bulgarien zu 90 Prozent arbeitslos sind,
ist das erstens tragisch und zweitens etwas, was man bekämpfen muss; und zwar
einerseits EU-weit - das geschieht -, und zweitens fördern auch wir als Stadt
mit unseren Mitteln Sozialprojekte in Bulgarien, in Rumänien, Moldawien -
soweit wir es können; mehr wahrscheinlich als jede vergleichbare Stadt. Das ist
der richtige Ansatz, aber wir können es nicht allein.
Aber so, wie es Ellensohn in den Raum stellt, dass man sagt: Na
hoffentlich kommen die 90 Prozent arbeitslosen Roma alle zu uns nach Wien
und betteln dann, dann ist die Welt super!, das kann es auch nicht sein. Das
ist auch nicht die Lösung, sondern wir müssen auch dort schauen, dass die Armut
beseitigt wird, soweit wir es können, und wir müssen vor allem bei uns die
Armut beseitigen - und nicht die Bettelei idealisieren. Was nicht heißt, dass
wir ein generelles Bettelverbot wollen. Aber die Sozialdemokratie - ein
bisschen als Nachhilfe, denn ihr kennt ja unsere Geisteswelt anscheinend nur
sehr bedingt - wurde nicht geschaffen, damit es möglichst viele Bettler gibt,
sondern damit es möglichst keine Bettler gibt! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir haben Bettelei natürlich immer als ein Symptom von Armut gesehen,
das wir möglichst beseitigen wollen. Wir wollen die Armut beseitigen, und wir
haben da auch große Teilerfolge. - Natürlich haben wir im Kapitalismus und in
der globalisierten Welt, wie sie heute nun einmal ist, schwierige
internationale Rahmenbedingungen. - Das sei einmal sehr deutlich gesagt.
Und weil der rumänische Botschafter erwähnt worden ist - das sage ich
jetzt nur ganz nebenbei -: Wenn natürlich ein EU-Mitglied hergeht und im großen
Stil Staatsbürgerschaften, EU-Staatsbürgerschaften an Nicht-EU-Bürger verteilt,
wie es gegenüber Moldawien passiert, weil sie aus irgendeinem nationalistischen
Wahn heraus der Meinung sind, das seien ja auch alles Rumänen, dann wird
natürlich unser Problem vergrößert, und dann müssen wir diese falsche Politik
in der EU bekämpfen. Das ist die richtige Herangehensweise, und das geschieht
auch. – Also, hier dann auch noch das alles zu idealisieren, statt die Ursachen
zu beseitigen, ist ja überhaupt falsch.
Jetzt zur FPÖ. – Also: Wir haben kein generelles Bettelverbot, und wir
werden auch kein generelles Bettelverbot machen. Und es ist auch nicht so, dass
wir jetzt da in die Knie gehen - das stimmt überhaupt nicht -, sondern wir
machen eine Weiterentwicklung: Zu vier Parametern machen wir auf Grund der
Notwendigkeit, die die Realität schreibt, einen fünften Parameter dazu. Und wir
versuchen, das mit den geringstmöglichen negativen Nebenwirkungen, die eben in
der Gesetzgebung möglich sind, zu tun. Und wir wissen auch, dass die
Bevölkerung ganz überwiegend diese differenzierte Herangehensweise unterstützt.
Zum Kollegen Ulm muss ich Folgendes sagen: Erstens einmal, wir haben im
Jänner in diesem Ausschuss nicht gesagt, der Antrag ist fürchterlich oder
irgendwas, sondern wir haben gesagt - ich persönlich habe es gesagt, insofern
kann ich mich noch erinnern -, das ist ein diskussionswürdiger Antrag, der in
der Einleitung noch sozusagen unausgegoren ist, den wir aber ernsthaft
diskutieren und prüfen. Und diese Prüfung hat unter anderem ergeben, dass das
„gewerblich" durchaus eine sinnvolle Sache ist. - Jetzt haben Sie gesagt,
ihr habt das Urheberrecht, ihr habt das Patent. Ich glaube nur, es gibt
natürlich Gesetzesvorlagen, über die kann man, wenn man sie ausarbeitet und wenn
sie sehr kompliziert sind, für ewige Zeiten das Urheberrecht haben. Mir ist es
auch wurscht, wenn ihr sagt, ihr habt es. Nur: Dass nach den vier Parametern
als nächste Stufe jetzt das „gewerblich" kommt, ist nicht weiß Gott wie
ein genialer Einfall, sondern irgendwie schon nach sozusagen handwerklichen
Maßstäben logisch und einfach der nächste Schritt. Und ihr habt den Antrag
eingebracht, das ist okay, und ihr stimmt auch zu, das ist auch okay.
Womit ich aber nicht übereinstimme, ist die
Interpretation des „gewerbsmäßig" des Kollegen Ulm. Denn er beruft sich
auf das Strafgesetzbuch und sagt, dort ist das genau definiert. - Das
„gewerbsmäßig" ist im
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