Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 82
also die „linkslinken Gutmenschen".
Und was ist das Gegenteil des „linkslinken Gutmenschen"? Was ist
das Gegenteil des „Gutmenschen"? Was ist sprachlich das Gegenteil des
„Gutmenschen"? (Abg Dr Herbert Madejski: Der Realist!) Echt? – Ich
sage, es ist der Unmensch. Bleiben wir doch beim Deutschen! „Realist" ist
ein Fremdwort, das will ich nicht. Fremdwörter - pfui! Fremdwörter - pfui,
pfui, pfui! Das Gegenteil von „Gutmensch" ist also (Abg Godwin Schuster: Bösmensch!) Unmensch. Gutmensch – Unmensch. (Ruf bei der FPÖ: Realist!) Linkslinker
Gutmensch - rechtsrechter Unmensch! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Heute vollziehen Sie von der SPÖ das Geschäft der rechtsrechten
Unmenschen. Gratulation! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster Redner ist Herr Abg
Dr Stürzenbecher zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!
Ich werde versuchen, die Debatte zu diesem Gesetz, zu dem, was wir
heute beschließen, wieder auf jene Ebene zu heben, die ihr zusteht. Denn: Es
geht jetzt weder darum, dass hier eine gigantische Abkehr von irgendwelchen
Grundsätzen, die wir seit 120 Jahren mit Recht und sehr erfolgreich
verfolgen, gepflogen wird, noch ist es so, dass dieses Gesetz nur ein Placebo
wäre, wie es von der FPÖ behauptet wird, sondern dieses Gesetz ist ein Gesetz
des Mittelweges, der Vernunft, das gut durchdacht ist und das wir heute deshalb
mit gutem Gewissen hier beschließen werden. (Abg
Mag Wolfgang Jung: Aber es hat zwei Jahre gedauert, bis ...!)
Es ist so, dass wir ja bisher schon einiges im Sicherheitsgesetz, im
Sicherheitspolizeigesetz Wiens hatten. Wir haben jetzt schon vier Parameter im
Zusammenhang mit der Bettelei verboten: Wir haben aufdringliches Betteln
verboten, wir haben aggressives Betteln verboten, wir haben organisiertes
Betteln verboten, und wir haben Betteln mit Kindern verboten - also vier
Parameter. Jetzt kommt ein fünfter Parameter dazu, das gewerbsmäßige Betteln.
Daraus jetzt geistig das zu produzieren, was die GRÜNEN machen, zeugt zwar von
einer gewissen enormen Phantasie, hat aber mit der realistischen Anschauung
dieses Gesetzes nichts zu tun. Umgekehrt ist es auch falsch, wie die
Freiheitlichen sagen, dass das praktisch überhaupt nichts bedeute und nur ein
Placebo wäre. Auch das stimmt nicht. (Abg
Mag Wolfgang Jung: Nein, wir haben gesagt, es ist ein erster Schritt! - Sie
lernen ja!)
Insofern ist es also einfach so, dass „gewerbsmäßig" dazukommt,
und zwar gar nicht so sehr aus Neigung - weil uns das von Haus aus so gefallen
würde, diese Maßnahme zu setzen -, sondern aus Notwendigkeit. Und die
Notwendigkeit schafft die organisierte Kriminalität, die, aus Osteuropa
kommend, im großen Stil hier aufgezogen wird (Abg Dr Herbert Madejski: Das haben wir auch gesagt!), die zu
schwersten Menschenrechtsverletzungen führt, die mit einer schamlosen
Ausbeutung von Menschen einhergeht und die mit der bisherigen Rechtslage nicht
ausreichend zu stoppen war. (Abg
Dr Herbert Madejski: Ja, das haben wir gesagt!) Und deshalb brauchen
wir die Änderung, und das ist auch gut so. (Beifall bei der SPÖ.)
Es hat einfach die Erfahrung
bewiesen, dass die bisherigen Mittel nicht ausreichend waren. Wobei wir eben
nicht von Haus aus immer schon hergehen und ein absolutes, generelles
Bettelverbot fordern. Das wird es mit uns nicht geben, sondern wir versuchen,
möglichst so vorzugehen, dass die richtigen Effekte erzielt werden. Wir leben
nicht in einer Traumwelt wie die GRÜNEN und auch nicht wie die Bettellobby.
Diese schreibt in ihrem Rundschreiben: „Hier sei nun nochmals darauf
hingewiesen, dass weder die Polizei noch die Bettellobby Wien über Erkenntnisse
verfügt, die das Vorhandensein von Banden, die BettlerInnen ausbeuten,
bestätigen."
Also, das ist jetzt aber wirklich ein interessanter Satz: Die Polizei
verfügt über keinerlei Erkenntnisse, die das Vorhandensein von Banden, die
BettlerInnen ausbeuten, bestätigen. - Wer das behauptet, dem unterstelle ich
jetzt einmal wirklich zumindest Realitätsverlust. Ich glaube nicht, dass es
einen einzigen Polizisten, der mit der Sache vertraut ist, gibt, der nicht diese
Erkenntnis hat, dass es eben diese Ausbeutung gibt, dass es Banden gibt, die
Bettlerinnen und Bettler ausbeuten. Und insofern müssen wir auf Basis der
Realität argumentieren und Gesetze machen. Und da ist es immer irgendwie eine
Gratwanderung, dass man das erwünschte Ergebnis, nämlich, diese Banden zu
bekämpfen, optimal erzielt und die Verhinderung unerwünschter Effekte möglichst
auch erzielt, nämlich dass jene, die das normale, nichtgewerbsmäßige Betteln
betreiben, in Ruhe gelassen werden. Das ist die Gratwanderung, und die gelingt
mit diesem Gesetz.
Die Alternative wäre zu sagen – wie es offenbar die GRÜNEN machen: Uns
ist alles wurscht! Beschließt irgendwas, wir werden euch kritisieren!
Vielleicht nützt es uns bei der Wahl! - Wir können und wollen das nicht machen.
Wir haben eine Verantwortung gegenüber der Bevölkerung. Wir haben eine
Verantwortung vor unserer 120-jährigen sozialdemokratischen Tradition, die die
Menschenrechte in den Mittelpunkt stellt. Und deshalb bekämpfen wir möglichst
wirksam Ausbeutung. Das ist auch einer der drei Pfeile.
Und das heißt weiters, dass wir keineswegs diese -
auch irgendwie - Form des Populismus betreiben, wie es die GRÜNEN durchaus auch
machen. Das ist nämlich auch
eine Form des Populismus! Was ist Populismus? - Wenn man eine gewisse Stimmung
in der Bevölkerung oder in Teilen der Bevölkerung unsachlich für eigene
politische Zwecke ausnützt, unter Unterdrückung der Fakten. Genau das macht
ihr! Denn, sicher, gewisse Teile der Bevölkerung - manche haben Sie zitiert - kennen
die Fakten nicht genau, kennen unser Gesetz nicht genau und sind vielleicht
beunruhigt. (StR David Ellensohn:
... die NGOs! Das sind nicht wir!) Das wollen Sie nicht aufklären,
sondern das wollen Sie ausnützen, unter
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