Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 82
machen eine Gesetzesänderung, weil Sie vor allem die Bürger im
öffentlichen Raum belästigt sehen. Das ist ja ganz offensichtlich Ihr
Hauptgrund. Und dann sagen Sie, die Polizei muss sich nicht drum kümmern, weil
Sie dieses Gesetz haben. Ich versteh’ Sie jetzt nicht mehr. Aber vielleicht
werden Sie uns das ja noch erklären.
Ja, selbstverständlich muss auch die organisierte Kriminalität, und die
organisierte Bettelei ist eine Form der organisierten Kriminalität, natürlich
durch die Exekutive bekämpft werden. (Abg Nurten Yilmaz: Genau, aber nicht
die einzelnen Menschen!) Durch wen den sonst? Ich glaube, da sind wir uns
doch einig. (Beifall bei der FPÖ.) Das heißt, selbstverständlich ist es
eine weitere Aufgabe für die Wiener Polizei, die wir ihr heute verordnet haben,
dass sie nun die Bettler kontrolliert, die regelmäßig - (Abg Godwin
Schuster: Frau Kollegin, Armut kann nicht durch die Polizei bekämpft werden! So
kann es nicht sein!) wir reden jetzt noch gar nicht von der Armut - an
denselben Stellen dieser Stadt ausgesetzt werden (Abg Godwin Schuster: Aber
das kann es nicht sein!) und wir wissen, bei dem Supermarkt X, beim
anderen Supermarkt Y, auf diesem Platz, wir kennen sie ja mittlerweile
alle, die jeder in seinem Grätzel hat, weil es ja immer dieselben Leute sind,
die dort regelmäßig stehen. Jetzt ist es natürlich so, wenn der dort regelmäßig
steht, nach dem Gesetz ist es egal, ob er der Masse angehört oder nicht und ob
Sie ja wirklich durch dieses Gesetz auf die Hintermänner zugreifen können, sei
einmal dahin gestellt.
Und eine Bekämpfung der Armut ist es auch nicht. Als Armutsbekämpfung
können Sie es so mit Sicherheit nicht festlegen. Man bekämpft damit
wahrscheinlich jetzt einmal in einem ersten Schritt die Missstände, die Sie im
öffentlichen Raum orten. Das wollen Sie ja und das ist Ihnen ja auch ganz
besonders wichtig. Ja, natürlich ist es wichtig die Missstände, die es im
öffentlichen Raum gibt, auch möglichst hintanzuhalten. Aber Sie wollen das
Bild, das sich derzeit in Wien bietet, vor der Wahl, so wie es da steht, nicht
haben. (Abg Godwin Schuster: Was interpretieren Sie da eigentlich?) Darum
geht es Ihnen in erster Linie und deswegen haben Sie - (Abg Godwin Schuster:
Sie wollen sie durch die Polizei bekämpfen. Wir wollen es ja nicht!) keine
Verschärfung des Bettelverbotes - jetzt umgestellt und haben diese Initiative
gesetzt.
Wie gesagt, wir werden Sie auch unterstützen, das ist ja keine Frage.
Aber man muss schon die Kirche im Dorf lassen. Man muss auch wissen, warum Sie
jetzt so Ihren Sinn für Ordnung und für Sicherheit entdeckt haben. Das ist ja
alles nachzulesen. Man braucht sich nur die Protokolle anzuschauen, Ihre
Aussendungen, Ihre Werbung. Seit der Nationalratswahl 2008 geht das.
Da gibt’s plötzlich die Hausordnung. Nie zuvor haben Sie von
Spielregeln und nie zuvor haben Sie von Hausordnung gesprochen! Plötzlich haben
wir das alles und das hätten wir uns längst sparen können, denn die Missstände
bestehen seit 20 Jahren. Herr Kollege Schuster, weil Sie so dagegen
argumentieren, der Herr Kollege Lindenmayr hat in seiner Rede gemeint, es ist
vollkommen richtig dieses Verbot erstellt worden, dass mit Kindern nicht
gebettelt werden darf. Selbstverständlich, das ist ja überhaupt keine Frage,
das haben wir auch gerne unterstützt. Seither ortet er die Missstände, dass
durch Behinderte und so weiter gebettelt wird. Das hat er gesagt. Das war davor
genauso! Das gibt es schon seit Jahren! Das ist nicht erst seit dem Verbot der
Kinderbettelei! Das ist nicht richtig! Die Bettler mit den Krücken, mit den
Rollstühlen sind teilweise sogar mit Kindern oder neben den bettelnden Frauen
mit Kindern gewesen! Die gibt es genauso! Das hätte man alles in einem Zug mit
dem Verbot der Bettelei mit Kindern auch regeln können. Ich meine, Sie sind ein
bisserl spät dran. Wir hätten uns vielleicht vieles ersparen können, wenn Sie
früher reagiert hätten. Aber das haben Sie nicht getan.
Diese Sorgen um die Sicherheit und die öffentliche Ordnung, die Sie
jetzt orten, die Sie völlig richtig bei den Bürgern orten und jetzt auch
sozusagen übernommen haben, diesen Sorgen könnte man natürlich viel besser
entgegenwirken. Da hat selbstverständlich das Land, die Stadt Wien auch einen
Auftrag dazu. Ich wiederhole es und ich weiß nicht, zum wievielten Mal:
Selbstverständlich ist ein eigenes Sicherheits- und Ordnungsorgan des Landes
Wien, der Stadt Wien in Form einer Wiener Sicherheitswacht oder einer
Stadtwache ein Gebot der Stunde. Genau in diesem Bereich wären zum Beispiel gut
ausgebildete Personen im Zusammenspiel mit der Polizei genau die richtigen.
Kein Kapperlsalat, keine hunderttausend Ordnungstruppen. Ein ordentlicher
Sicherheits- und Ordnungskörper in Wien würde sehr, sehr viel bringen.
Sie sagen heute noch so ganz entschieden Nein dazu. Wenn man das
Verhalten und die Meinungsschwenks der Sozialdemokraten in den letzten Monaten
beobachtet, dann sagen wir, es besteht ja doch noch Hoffnung, dass Sie
vielleicht eines Tages eine bessere Einsicht haben und wir dann plötzlich auf
der Tagesordnung eines Ausschusses oder in einer Sitzung einen Initiativantrag
von Ihnen vorfinden. Es wird Ihnen wahrscheinlich ein neues Wort dazu
einfallen. In der Sache wird es wahrscheinlich dasselbe sein. Es wird ein
bisserl halbherziger organisiert sein, aber Sie werden Ähnliches sicher noch
einbringen. Davon bin ich felsenfest überzeugt.
Ich bringe daher auch heute erneut den Beschlussantrag auf die
Einsetzung einer Wiener Sicherheitswacht ein.
Meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ!
Schauen Sie nicht nur auf das, was man oberflächlich sieht, sondern auch
dahinter. Es ist wichtig, das Elend zu bekämpfen, aber auch die Ausnützung der
Gutherzigkeit der Wienerinnen und Wiener. Ich glaube, das sollte man auch
berücksichtigen. Viele unserer Mitbürger sind sehr gutherzige Menschen. Die
Österreicher und die Wiener spenden gerne und kommen vielen notleidenden
Menschen auch freundlich und offen entgegen. Was in den letzten Jahren in Wien
eben durch diese organisierte Bettlermafia abgelaufen ist - und wenn es oft nur
einmal zwei Euro waren oder auch mehr -, hat
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