Landtag,
29. Sitzung vom 28.01.2010, Wörtliches Protokoll -
Seite 28 von 34
Kinder mit Behinderungen – aus jedem Gesetz ausnehmen, dass wir es
für nicht zumutbar halten, dass Kinder mit Behinderung in einen Kindergarten
gehen, und dass man sie auch aus dem Schulwesen immer weiter hinausdrängt.
Vielmehr müssen wir wirklich im Sinne der Inklusion für ausreichende Plätze und
eine ausreichende Ausbildung der PädagogInnen sorgen und dürfen uns nicht auf
eine Ausnahmeregelung wie etwa auf die in diesem Gesetz festgehaltene ausreden.
Ich halte das für falsch! Vielleicht wird es ja in den nächsten Jahren
eine Verbesserung dieses Gesetzes geben! Ich weiß nicht, wie die Diskussionen
in den anderen Bundesländern gelaufen sind. In einigen Bundesländern hat es
allerdings Anträge gegeben, die genau auf diese Änderung des § 4 abgezielt
haben. In den meisten Bundesländern wurden diese Anträge aber, genauso wie
unser Antrag in Wien, abgelehnt, und zwar mit dem Argument: Das brauchen wir
nicht, das ist eh nur eine Kann-Bestimmung, die wahrscheinlich nicht zur
Anwendung kommt. – Ich fürchte, dass es eben sehr wohl dazu kommen wird,
dass man Ungleichbehandlungen zulässt und Kinder mit Behinderungen aus diesem
so wichtigen Bildungssystem, nämlich dem Kindergarten, ausschließt.
Wir haben in den letzten Monaten sehr ausführlich und häufig über den
Kindergarten diskutiert. Ich möchte diese Debatte jetzt nicht wieder
aufgreifen. Wir haben darüber ohnedies schon sehr oft gesprochen. Ich möchte
jetzt aber auf einen Artikel, der am Montag im „Standard“ erschienen ist, zu
sprechen kommen. Dieser trägt die Überschrift: „Wien fürchtet den Ansturm der
ganz Kleinen.“ In diesem Artikel wird darauf Bezug genommen, welche
Auswirkungen das einkommensabhängige Kindergeld haben wird. Es ist ja auch nicht
neu, dass es da Auswirkungen geben wird. Der Herr Stadtrat führt sehr wohl an,
dass wir ab 2011 damit rechnen müssen, dass sehr viel jüngere Kinder in das
System kommen werden.
Ich finde es sehr mutig, dass er das sagt! Es bleibt nur ein bisschen
offen, wie wir dieser Heerscharen jüngerer Kinder gerecht werden, die zu Recht
den Kindergarten oder die Krippe besuchen wollen. Ich weiß schon, dass die
Plätze ausgebaut werden. Kollege Wutzlhofer wird dann wahrscheinlich
ausführlich darüber sprechen, wo jetzt überall viele Plätze errichtet werden.
Ich glaube jedoch, dass das zu wenig sein wird! Gerade im Bereich der sehr
jungen Kinder wird es zu Engpässen kommen, auch wenn wir hoffen, dass die
Plätze, die jetzt ausgebaut werden beziehungsweise hinsichtlich welcher der
Ausbau geplant ist, das abfangen werden.
Ich fürchte allerdings, dass dem nicht so sein wird! Wir haben nämlich
jetzt schon zu wenig Plätze, und wir bekommen jetzt schon immer wieder
Meldungen von Eltern, die ihre Kinder im Kindergarten anmelden wollen und die
Antwort bekommen: Es gibt keinen Platz, denn es werden die Fünfjährigen
bevorzugt aufgenommen. – Klar! Die müssen ja in den Kindergarten gehen!
Aber Dreijährige haben dann keinen Platz oder werden halt vertröstet und müssen
warten, bis irgendwo etwas frei wird.
Auf diese Situation wurde jahrelang nicht reagiert. Das haben wir schon
öfters diskutiert. Im letzten Jahr wurde mit dem Ausbau der Plätze reagiert,
der Ausbau der Kindergartenplätze und der Krippenplätze wurde jedoch jahrelang
verschlafen. Nun befinden wir uns in der Situation, dass wir jetzt schon zu
wenige Plätze haben, und wir werden offensichtlich ab 2011 im Bereich der
Krippenkinder noch einmal Platzmangel haben.
Vom Personalmangel brauche ich gar nicht zu reden, denn auch das führt
der Herr Stadtrat in diesem Artikel aus. Wir werden natürlich mehr Personal
brauchen, wenn die jüngeren Kinder in den Kindergarten kommen. Nach wie vor
ungelöst ist allerdings die Frage, wie wir zu diesem Mehr an Personal kommen.
2011 wird vielleicht wieder ein Schwung an KindergartenpädagogInnen ausgebildet
sein, die dann wirklich in den Betrieb gehen. Ich fürchte, die Tendenz wird
fortbestehen, dass die ausgebildeten KindergartenpädagogInnen ob der
Bedingungen, die sie vorfinden, nicht in den Beruf gehen, sondern dann doch
eine andere pädagogische Ausbildung wählen. Man kann aber einmal auch hoffen,
dass sich etwas ändert!
Ich appelliere jedenfalls an die SPÖ, auch auf Bundesebene Druck zu
machen, die Regelung bezüglich der Kinder mit Behinderung noch einmal zu
überdenken und zu versuchen, das Gesetz in diesem Sinne zu reparieren. Es kann
nämlich nicht im Sinne der Politik hier in dieser Stadt sein, dass wir eine
Gruppe von Kindern vom Kindergartenbesuch ausschließen! Ich meine, gerade diese
Kinder haben ein Recht auf einen Kindergartenplatz und haben es dringend
notwendig, in Kontakt mit anderen Kindern zu kommen.
Wir werden auf Bundesebene weiter dranbleiben und versuchen, dieses
Gesetz noch zu ändern. Hier im Wiener Landtag ist uns das nicht gelungen, aber
auf Bundesebene werden wir, wie gesagt, dranbleiben. – Ich danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Marianne Klicka:
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg Riha. Ich erteile es ihr.
Abg Monika Riha (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Ich freue mich, dass ich heute hier am Rednerpult zu einer sehr
erfreulichen Tatsache und zu einem wirklichen Fortschritt reden kann. Es gibt
heute einen Beschluss, der einen wesentlichen Fortschritt für die Kinder und
für die Eltern in dieser Stadt darstellt. Wir hatten an dieser Stelle schon oft
sehr unterschiedliche Diskussionen.
Die Argumente des Herrn Kollege Gudenus kann ich aber wirklich nicht
nachvollziehen! Gerade wenn es Ihnen ein Anliegen ist, dass Kinder mit
Migrationshintergrund gut Deutsch lernen – und so habe ich Sie
verstanden –, sollten Sie bedenken, dass Kinder gerade im Vorschulalter am
besten Deutsch lernen. Daher ist es naheliegend und wichtig, dass diese Kinder
den Kindergarten besuchen. Im Hinblick darauf ist es für mich überhaupt nicht
nachvollziehbar, wieso Sie heute nicht zustimmen! Irgendeinen Grund wird es
schon geben, nachvollziehbar ist das für mich aber nicht!
Trotzdem bin ich sehr stolz, dass wir es geschafft
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular