Landtag,
29. Sitzung vom 28.01.2010, Wörtliches Protokoll -
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wurde und ausgegeben werden musste, in irgendeiner Form wieder herein
zu bringen. – Ich hoffe, dass Kollege Strobl auf diese Fragen Antworten
haben wird! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka:
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau StRin Dr Vana. Ich erteile es ihr.
StRin Dr Monika Vana:
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kollegin
Schinner! Ich möchte Sie an dieser Stelle nicht enttäuschen! Sie haben Ihren
Vortrag wirklich mit großem Engagement und großer persönlicher Glaubwürdigkeit
gehalten!
Es ist aber nicht einfach alles toll in Wien, und es ist auch nicht
alles toll mit dem Wirtschaftsstandort Wien. Die Beschäftigung ist stark
rückläufig, und zwar nicht erst seit der Wirtschaftskrise. Die strukturellen
Probleme des Wiener Arbeitsmarktes haben schon lange vorher begonnen. Die
Arbeitslosigkeit steigt stark und hat fast 10 Prozent erreicht.
Sie haben die erfolgreichen Wiener Unternehmen angesprochen: Ein
Drittel aller neu gegründeten Unternehmen in Wien geht bereits innerhalb des
ersten Jahres wieder ein. Außerdem wurden einige Bereiche, die auch zum
Wirtschaftsstandort zählen, von Ihnen völlig ausgeblendet, nämlich der
Arbeitsmarkt, die Einkommen und auch die Gleichstellung von Frauen.
Die Gleichstellung von Frauen könnte sehr wohl – wie
internationale Studien zeigen – zu einem stärkeren Wirtschaftswachstum
beitragen. Studien der Frauenministerin zeigen zum Beispiel, dass das
österreichische BIP um ein Drittel höher sein könnte, wenn die Gleichstellung
von Frauen und Männern erreicht wäre. In Wien ist das längst nicht der Fall!
Frau Kollegin Schinner! Sie haben von Partnern gesprochen, die man für
eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik und Standortpolitik in einer
Wirtschaftsregion braucht. – In diesem Fall haben Sie sich die falschen
Partner ausgesucht, denn das Wirtschaftsstandortabkommen, das Bgm Häupl und
VBgmin Brauner für die Stadt Wien erst vorgestern unterzeichnet haben, wurde
mit der Industriellenvereinigung geschlossen! Zwar werden als Prioritäten der
Wiener Wirtschaftspolitik Wirtschaftswachstum, bessere Rahmenbedingungen für
Unternehmen, Bildung, Forschung, Frauengleichstellung, Arbeitsmarkt,
Einkommensentwicklung, Lebensstandard, Umwelt und Mietenentwicklung bezeichnet
und auch internationale Wirtschafts-Rankings in die Standortfaktoren
einbezogen, und sogar Ihre eigene Broschüre über den Wirtschaftsstandort
Österreich geht hier weiter und bezieht zum Beispiel Faktoren wie sozialen
Frieden, Streiktage bei der Beurteilung, wie erfolgreich ein
Wirtschaftsstandort ist, mit ein. Das Standortabkommen, das Sie mit der
Industriellenvereinigung geschlossen haben, blendet diese Entwicklungen jedoch
völlig aus! Es ist völlig unzureichend und geht von einem sehr antiquierten und
verengten Wirtschaftsbegriff aus. Es fehlen etwa soziale Sicherheit, Qualität
der Arbeitsplätze und Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
All dies ist in diesem Standortabkommen nicht enthalten, und ich
bezweifle, dass die Industriellenvereinigung der richtige Partner ist, denn
selbst bei der Präsentation hat der Industriellenvereinigungspräsident von Wien
gesagt, dass er sich zum Beispiel Gleichstellung in Gesetzesform nicht
vorstellen kann und dass sich die Industriellenvereinigung da querlegen würde.
Allein im Hinblick darauf wünsche ich Ihnen viel Spaß! Frau StRin
Frauenberger ist jetzt nicht da. Aber auch Ihnen, Frau StRin Brauner, wünsche
ich bei der Umsetzung der Wiener Standortpolitik mit den Partnern, die Sie sich
ausgesucht haben, viel Spaß! (LhptmStin Mag Renate Brauner: Das ist ein kleines
Missverständnis!)
Dieses Standortabkommen ist überhaupt insgesamt Etikettenschwindel.
Nicht nur, dass darin nicht eine einzige finanzielle Rahmenbedingung, ein
Budget oder eine Zahl enthalten ist, es werden damit auch kein einziger
Arbeitsplatz und keine einzige neue Lehrstelle geschaffen, obwohl das
eigentlich als Ziel formuliert ist. Und auch der Part der Industrie fehlt. Ein
Abkommen sollte ja zwei Partner haben, von denen beide jeweils entsprechende
Aufgaben haben.
Sie fordern in diesem Standortabkommen – Sie können das ja im
Laufe des heutigen Tages noch richtigstellen! – lediglich Infrastruktur-
und Industrieförderung, wesentliche Bereiche wie zum Beispiel ein Bekenntnis zu
einem Konjunkturprogramm für Frauen, wie es auch der ÖGB, der Österreichische
Frauenring und das Wirtschaftsforschungsinstitut fordern, fehlen völlig. Auch
Maßnahmen in Richtung mehr aktive Arbeitsmarktpolitik in Wien fehlen völlig.
Die Mittel des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds sind seit Jahren gleich
geblieben. Im Hinblick auf die Wirtschaftskrise wurde dieser erst auf Druck des
WAFF-Kuratoriums endlich aufgestockt. Mehr Bemühungen um Chancengleichheit in
Wiener Unternehmen fehlen ebenfalls völlig, und auch die Koppelung der
Auftragsvergabe und der Wirtschaftsförderung an Frauenförderung fehlt. Es
fehlen Investitionen in Forschung und Entwicklung, in Gesundheits- und
Pflegeberufe sowie in Green Technology wie Klimaschutz und Ökologie.
Das wundert uns aber nicht, denn die SPÖ macht immer gerne viel Lärm um
nichts, fordert immer viel und setzt wenig um. Ich glaube aber, dass die
Wienerinnen und Wiener das wissen und Ihnen die Rechnung dafür am
10. Oktober präsentieren werden. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Marianne Klicka: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr Abg Dipl-Ing Stiftner. Ich erteile es ihm.
Abg Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Schönen guten Morgen, Frau Präsidentin! Frau Kollegin
Schinner!
Sie haben heute ein Bekenntnis abgelegt, wie toll es
ist, Unternehmerin zu sein. – So wie es Ihnen geht, geht es auch vielen
anderen Kleinunternehmen, Mittelunternehmen und Großunternehmen in Wien,
allerdings mit dem einen Unterschied, dass Sie die Leidenschaft, die Sie
beseelt, offenbar in Ihrer eigenen Fraktion nicht umsetzen können! Ihre eigene
Fraktion wäre aber genau
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