Landtag, 2. Sitzung vom 16.12.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 48
tung Wien ausgestattet. Sie und ihr Mann machten sich in ihrer Verzweiflung dementsprechend auf und suchten hier Hilfe.
Doch das Problem, warum sich auch diese Mutter an die WPPA gewandt hatte, war jenes, dass der tot geborene Körper des Kindes der Wiener Bestattung vom Krankenhaus fälschlicherweise als Fehlgeburt übergeben worden war und, wie in einem solchen Fall bei einer Fehlgeburt, bereits am Tag nach der Geburt in einem Sammelsack kremiert worden war. Sehr geehrte Damen und Herren! Sie können sich einfach vorstellen, dass dies tatsächlich ein menschlicher Fehler war, der hier vonstatten ging, der einen ganz einen großen Schmerz bei den beteiligten Menschen hervorgerufen hat.
Ich habe Ihnen das als Beispiel gebracht, weil es zeigt, wie wichtig es ist, dass die Stadt Wien den Patientenanwalt hat und wie wichtig es ist, dass die Politik Kontrollmaßnahmen hat, ob es das Kontrollamt ist oder die Volksanwaltschaft. Es ist einfach wichtig, weil man Menschen helfen muss, wenn sie in Not geraten, wenn ihnen solche Sachen wie auch dieser jungen Mutter oder eben anderen Menschen zustoßen, wenn sie fälschlich behandelt werden. Fehler kommen vor und das Wichtigste dabei ist es aber, wenn es zu einer konstruktiven Kritik kommt, und diese stellt die Patientenanwaltschaft auf jeden Fall dar. Dann ist es auch so, und mein Vorredner hat es gesagt, dass hier Veränderungen herbeigeführt werden können, Veränderungen, dass zum Beispiel die Krankenanstalt dies zur Kenntnis nahm und die Richtlinien über Fehl- und Totgeburten auf Grund dieses wirklich tragischen Falles auch überarbeitet und geändert hat und die Haftpflichtversicherung der Krankenanstalt auch einen Entschädigungsbeitrag ausbezahlt hat.
Ich möchte nur so viel dazu sagen, dass dies ein Beispiel darstellt, welches uns zeigt, dass es an sich nur wenige Beschwerden gibt, was man auch zur Kenntnis nehmen muss, denn Sie müssen sich vorstellen und das kann man sagen, dass sich im Schnitt von tausend Patienten jeder zweite bis dritte Patient tatsächlich beschwert und auch wirklich zu Recht beschwert.
Was man auch noch unbedingt festhalten muss ist: Werfen Sie ein Auge auf unser Gesundheitssystem, denn diese Woche haben Sie, das heißt, die Regierungsparteien gemeinsam, 2,9 Milliarden EUR Budget für unser Gesundheitssystem in Wien beschlossen. Das ist vom Gesamtbudget jeder vierte Euro, der hier in Gesundheit und Soziales fließt, und ich denke, dass dies gemeinsam auch mit den Entschädigungszahlungen und anderen finanziellen technischen Mitteln, die die Stadt Wien hier für die Gesundheit bereitstellt, zeigt, dass wir was für Menschen übrig haben, und wenn Fehler passieren, dass man auch dazu stehen kann und diese verändern kann.
Herzlichen Dank, ich wünsche auch alles Gute. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. Zum Wort gemeldet ist Herr PatientInnenanwalt Prof Dr Brustbauer. Ich erteile es ihm.
Patientinnen- und Patientenanwalt Hon Prof Dr Konrad Brustbauer: Danke recht herzlich. Herr Präsident! Frau Landesrätin!
Das war nicht so falsch mit dem Wort Patientenanwältin. Denn ein Blick in unseren Bericht zeigt, dass die überwiegende Anzahl der MitarbeiterInnen eben Mitarbeiterinnen, also Frauen, sind. Wir haben bei 24 Personen 21 Frauen, die das ganz hervorragend machen und ich glaube, so hat es auch der Herr Präsident gemeint, nämlich: Die Patientenanwaltschaft ist weiblich.
Ich danke herzlich, dass wir den Tätigkeitsbericht noch im alten Jahr vorlegen dürfen. Damit sind wir auch berechtigt - wir warten immer, bis es hier zur Kenntnis genommen wurde -, ihn der Öffentlichkeit und vor allem den Interessierten zu übersenden. Ab nun steht es auch jederzeit auf unserer Homepage und ich darf hinzufügen, dass wir, ich glaube, wir sind die Einzigen, eine barrierefreie Fassung auf der Homepage haben. Also diejenigen, die sehbehindert sind, können ihn dann mit einem Lesegerät ablesen. Wir haben eine solche Kollegin, die überwacht das genau und so ist das eben hergestellt worden. Diese Geräte können nämlich, ich habe es mir selbst angeschaut, keine Statistiken erfassen und daher muss man es etwas anders formulieren. Wir haben das nunmehr gemacht; unsere Berichte sind jetzt auch barrierefrei abrufbar.
Der Aufgabenbereich steht im Gesetz drinnen, und damit, was wir zu tun haben. Um kurz auf ein Wort zurückzukommen: Kriminalisieren tun wir nicht, nie, und wir versuchen, das sogar zu verhindern.
Und wenn ich noch auf eine Wortmeldung eingehen darf, die heute nicht so war, in der Form aber vor zwei Tagen. Sie finden auf Seite 8 des Berichts einen Text, der da lautet: „... die umfangreiche Aufgabenstellung ist jedoch nur durch regelmäßige Überstunden oder Mehrdienstleistungen zu bewältigen." So gelesen, könnte man den Eindruck erwecken, wir sind überfordert, unsere KollegInnen sind am Ende ihrer Kräfte. Bitte das nicht so zu verstehen, sondern im Kontext. Unsere Aufgaben bestehen nicht nur zwischen 8 und 16 Uhr, sondern es ist überall angeschlagen: „Über Wunsch auch später.“ Und der Wunsch kommt ja öfters. Es gibt ja viele Angehörige, die nach Dienstschluss ein Gespräch haben wollen, die das Gespräch oder die Konfliktbewältigung im Heim dann haben wollen, wenn sie von der Arbeit zurückkommen, und da gehen unsere KollegInnen auch hin.
Sie gehen auch zu Veranstaltungen aktiv, indem sie vortragen, oder passiv, indem sie sich weiterbilden. Das ist alles außerhalb der Dienstzeit von 8 Uhr und 16 Uhr und das sind die Überstunden, die sie leisten. Sie leisten sie gerne und das ist nicht als Überforderung anzusehen. Im Übrigen wünschen sich ja die Leute selbst, die zu uns kommen, manchmal eine ganz bestimmte Person, die einen Vortrag über etwas gehalten hat und möchten mit derjenigen reden. Da kann man auch gar nicht so austauschen. Ich glaube, unter diesem Aspekt, wenn Sie auch den Punkt VII des Berichts sehen, also die Aufgaben, die wir darüber hinaus noch machen, dann ist das nicht als Überforderung, sondern schlicht und einfach als Überstunden zu sehen, die eben gemacht werden, um den komplexen Aufgabenbereich zu erfüllen. Wenn wir
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