Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 76
ursächlich für die
Kriminalität verantwortlich sind. Bei der Spielsucht, welche die Menschen in
mindestens ebenso starker Art und Weise betrifft, trennt Kollege Valentin
jedoch. Im Hinblick darauf frage ich mich: Warum?
Mein Kollege
Ellensohn hat gemeint, dass er sich wünschen würde, um tatsächlich zu wissen,
wie viel Lobbyismus es allein innerhalb dieses Saales gibt, dass jede Fraktion
offenlegt, wie viele finanziellen Mittel sie in den letzten fünf Jahren direkt
beziehungsweise über nahestehende Organisationen für Inserate, Veranstaltungen
et cetera von der Firma Novomatic erhalten hat. – Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Sind Sie bereit dazu offenzulegen, wie viel Geld Sie von der Firma
Novomatic erhalten haben? Sind Sie bereit dazu? Sind Sie bereit dazu, liebe
Kollegen und Kolleginnen von der SPÖ? (Zwischenrufe bei ÖVP und SPÖ.)
Bei der ÖVP höre
ich: Keinen Euro! – Ich nehme das zur Kenntnis, solange ich nichts anderes
erfahre! Von der SPÖ wissen wir, dass es Inserate gibt! Ich weiß nicht, ob es
bei Ihnen oder bei der FPÖ Inserate gibt, aber von der SPÖ wissen wir es!
Wir wissen
auch – und das ist das noch viel Beschämendere –, dass in einer
Vielzahl der Beilagen, die zum Teil die Bundesregierung, aber auch die Wiener
Stadtregierung beziehungsweise einzelne Ressorts in den letzten Wochen und
Monaten in Tageszeitungen gemacht haben, auch die Firma Novomatic mit
ganzseitigen Anzeigen inseriert hat!
Reden wir einmal
über die positive Seite. Was bringt das Kleine Glücksspiel jedem
Einzelnen? – Nachdem es ja das Kleine Glücksspiel ist, besteht eine
minimale Chance, ein bisschen Unterhaltung zu haben und dafür vielleicht 3, 4
EUR in einen Automaten zu werfen, oder sollen es auch einmal 10 EUR sein! Und
wenn man Glück hat, dann hat man am Ende eines netten Spiels nach einer halben
Stunde unter Umständen 20 EUR gewonnen.
Dafür inseriert
die Firma Novomatic?! – Es gibt bei der Bundesregierung, bei der Stadt
Wien und direkt bei den Parteien Beilagen, in denen die Novomatic
inseriert! – Entschuldigen Sie! Verkaufen Sie doch jemand anderen für
blöd! Jeder weiß es: Glücksspiel und mafiöse Strukturen sind enge Nachbarn!
Glücksspiel und Korruption sind enge Nachbarn! Das, was jetzt passiert, treibt
immer mehr Menschen ins Elend! Und mittlerweile regen sich die eigenen
BezirksvorsteherInnen der SPÖ nicht mehr wegen der Verschandelung von
Straßenzügen auf, sondern sie regen sich auf, weil sie das Elend wahrnehmen,
das zum Beispiel Menschen im 10. Bezirk zu erdulden haben! Sie nehmen das Elend
wahr, dem die Familien ausgesetzt sind. – Das ist der Punkt.
Wie mein Kollege
Ellensohn schon gesagt hat: Jeder Automat verursacht zumindest eine Straftat.
Und jeder elektronische Automat ist nachweisfrei manipulierbar. Das traue ich
mich bewusst zu sagen, und das weiß jeder, der ein bisschen Ahnung von Technik
hat, wobei das nicht heißt, dass es bei jedem der Fall ist. Es ist aber jeder
Automat manipulierbar, wenn das Menschen machen, die davon eine Ahnung haben.
Überlegen wir uns
einmal: Wie viel muss man an dem Elend verdienen, damit man es sich leisten
kann, großzügige Geldgeschenke in Form von Inseraten an Parteien,
Stadtregierungen und Bundesregierungen zu verteilen? Wie viel Geld muss in dem
Geschäft drinnen sein? – Dieses Geld wird mit den Spielsüchtigen verdient.
Und ich hoffe, wir sind einer Meinung, dass Spielsucht eine Krankheit ist! Ich
hoffe, ich höre da keinen Widerspruch! Jedes dieser Lokale verdient sein Geld
an kranken Menschen und nicht an den gesunden, die einmal hineingehen und eine
Viertelstunde spielen! Die Firma Novomatic verdient größtenteils an kranken
Menschen. Und wie viel muss sie wohl verdienen, wenn sie relativ locker allein
der Stadt Wien 60 Millionen an Steuern zahlen kann?
In diesem Zusammenhang
vom Blutgeld zu sprechen, ist mehr als legitim. Ich weiß, dass wir hier im Raum
keine 25 Menschen haben, die einer namentlichen Abstimmung zustimmen. Aber es
wäre mir ein Bedürfnis, über die Anträge der Grünen
namentlich abstimmen zu lassen! Das wäre dann nachzulesen im Protokoll, und
dann müssten sich jeder Einzelne und jede Einzelne von Ihnen tatsächlich einmal
überlegen, ob das sinnvoll ist, damit sich der in Wirklichkeit neben den
Casinos Austria einzige Glücksspielmonopolist in Österreich Regierungen kaufen,
sich in der Art und Weise, wie er will, durchsetzen und am Leid der Menschen
verdienen kann.
Aber es gibt noch
eine andere Möglichkeit, die unser werter Herr Landeshauptmann ins Spiel
gebracht hat. Und ich denke, bei der ausgewogenen Information, der wir
tagtäglich durch die Firma Novomatic ausgesetzt sind, werden Sie doch nichts
dagegen haben! Wenn schon Volksbefragung, dann befragen wir die Menschen doch
über etwas Sinnvolles! Befragen wir sie darüber, ob sie angesichts des Elends,
das das Kleine Glücksspiel in Wien verursacht, weiterhin das Kleine Glücksspiel
in Wien zulassen wollen! Das soll die Wiener Bevölkerung entscheiden, denn Sie
sind dazu anscheinend nicht im Stande! – Ich danke sehr! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Weitere Wortmeldungen liegen
nicht vor. Ich erkläre die Verhandlung für geschlossen. Der Herr
Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen somit zur
Abstimmung über die Gesetzesvorlage.
Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich
Titel und Eingang zustimmen wollen, die Hand zu erheben. – Dies ist mit
den Stimmen der Sozialdemokratie, der Freiheitlichen Partei und der
Österreichischen Volkspartei mehrstimmig angenommen.
Es liegen mir vier Beschluss- und Resolutionsanträge vor, die ich in
der Reihenfolge des Einbringens nunmehr zur Abstimmung bringen werde.
Der erste ist der Beschluss- und Resolutionsantrag
der Abgen Siegi Lindenmayr, Erich Valentin, Dr Matthias Tschirf,
Mag Alexander Neuhuber und David Lasar betreffend Kleines Glücksspiel in
Wien. In formeller Hinsicht wird hierbei die sofortige Abstimmung verlangt. Wer
diesem Antrag beitritt, gebe bitte ein Zeichen mit der Hand. – Dies ist
gegen die Stimmen der Grünen
sohin
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