Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 76
findigen Leute auf der anderen Seite haben gesagt, dann machen wir halt
lauter Lokale mit 5 m² oder noch kleinere Kabäuschen und stellen überall
zwei Automaten hinein. Das wollte der Gesetzgeber nicht. Das wollte die SPÖ
nicht, als sie das erfunden hat. Die anderen haben es unterlaufen. Der
Gesetzgeber hat nicht darauf reagiert. Die SPÖ hat nicht darauf reagiert und
zum Beispiel gesagt, machen wir eine Quadratmeteranzahl, unter 200 m² gibt
es keinen Apparat oder nur einen oder pro Automat 200 m², das ist
beliebig. Man hätte da etwas anders machen können, hat man aber nicht gemacht,
sondern auf der anderen Seite haben die Anbieter des Kleinen Glücksspiels die
Gesetze so weit gedehnt, wie sie konnten, und der Gesetzgeber hat seine eigene
Intention vergessen und nicht darauf reagiert.
Was haben wir jetzt? Steigende Spielsucht. Das bestreitet kein Mensch.
Sie werden niemanden finden, der sich mit dem Thema beschäftigt und der das
bestreitet. Das Kleine Glücksspiel zerstört in Wien Jahr für Jahr tausende
Existenzen. Das ist so. Auf der anderen Seite stehen 60 Millionen EUR
Einnahmen für die Stadt. Jetzt müssten wir anfangen zu rechnen und zu sagen,
vielleicht ist es ein Geschäft, vielleicht geht sich das aus, vielleicht kann
man nichts anderes machen. Ist es ein Geschäft? Wir wissen es nicht. Wir würden
es wissen, wenn wir eine Studie machen lassen würden so wie „Kleines
Glücksspiel, großes Leid", eine Studie aus der Steiermark, wo der Landtag
eine Enquete hatte und das eh nur mit mageren 3 000 EUR unterstützt
hat. Das könnten wir uns auch leisten. Dazu kommt später noch ein Antrag von
uns. In dieser Studie steht, die sozialen Folgekosten des Kleinen Glücksspiels
sind leider höher als die Einnahmen der Steiermark. Also wäre es gescheiter,
wir würden es verbieten, weil dann hätten wir eine Ruhe. Okay, es würde
jemanden geben, der draufzahlt, nämlich denjenigen, der das anbietet, in dem
Fall in Wien natürlich der große Anbieter auf dem Sektor, die Firma Novomatic,
zu der ich auch noch später kommen werde.
Fünf Bundesländer haben das immer noch nicht. Man muss es nicht haben.
Das entscheidet ein Bundesland für sich alleine. Fünf Bundesländer sagen, das
brauchen sie nicht, das wollen sie nicht, sie kennen die Probleme. Unter
anderem sagen das sehr viele hohe Leute aus der Sozialdemokratie in den
einzelnen Bundesländern.
Was sind jetzt die sozialen Kosten, die in dieser Studie genannt
werden? Polizeikosten, Gerichtskosten, Inhaftierung, Bewährung, Therapie sowie
Kosten von sozialen Einrichtungen, SchuldnerInnenberatung, psychische Kosten,
die den Opfern der Straftaten erwachsen und psychische Kosten, die den
Familienmitgliedern auf Grund der Spielsucht der Angehörigen erwachsen. Es
steht alles sehr deutlich und sehr detailliert darin. Ich hätte gerne, dass wir
uns hier so etwas Ähnliches auch leisten. Das kostet ein paar Tausend Euro und
dann kann man das Problem anders angehen.
Auf die Beschaffungskriminalität passen normal immer viele Leute auf
und reden immer davon, alle müssen aufpassen und von Sicherheit. Ich sage,
jeder Automat, der steht, zieht eine Straftat nach sich. Jede neue Konzession
macht pro Jahr eine Straftat. Das nimmt man in Kauf. Das ist so, weil man das
mit Studien nachweisen kann, nicht nur mit der einen, die ich zitiert habe,
sondern von der Spielsuchthilfe selbst. Die hat Spielsüchtige, die in Therapie
sind, gefragt, was sie gemacht haben, um sich das Geld zu holen. Natürlich hat
zum Glück nicht jeder einbrechen gehen müssen. Aber je nach Jahr geben 18 bis
20 Prozent an, sie seien deswegen kriminell geworden und haben sich das
Geld auf eine Art und Weise, wie sie es nicht dürfen, besorgt. Über 10 Prozent
sind rechtskräftig verurteilt. Da gibt es keine Diskussion darüber, ob es so
war oder nicht. Sie sind rechtskräftig verurteilt. Das kostet den Staat Geld, in der Verfolgung,
in der Haft, in allem, was rundherum dazugehört, in der Bewährungshilfe. Das
kostet Geld, das nachher entweder die Stadt oder das Bundesland ausgibt. Den
Gewinn hat jemand anderer abgeräumt, einmal mehr zu einem großen Teil der
Fastmonopolist Novomatic.
Spielsüchtige in
Wien: Was sagen die Leute eigentlich, wie sie dazukommen? Als Minderjährige,
als 15- und 16-Jährige, sagen 40 Prozent. Die dürfen gar nicht spielen, aber
die spielen natürlich, weil es keinen Jugendschutz gibt. Es gibt keinen! Wer
soll dort auch jeden kleinen Eingang kontrollieren? Soll dort überall jemand
stehen? Natürlich nicht! Nicht einmal die Mühe hat man sich gemacht, dass es
wenigstens so etwas wie die Bankomatkarte, die es beim Zigaretten Holen gibt,
bei den einzelnen Automaten gibt. Bei jedem Tschickautomaten war es möglich,
hier ist es nicht möglich, weil diejenigen, die das anbieten, das auch nicht
möchten, weil sie die Geräte umrüsten müssen. Das kostet Geld und es könnten
ein paar weniger spielen. Das ist schlecht für den Umsatz. (Abg David Lasar:
Ein Gesetz gehört her!)
40 Prozent
der Spielsüchtigen sagen, sie haben mit dem Automatenglücksspiel begonnen. Das
ist der Einstieg in die Spielsucht. Entschuldigung, 80 Prozent sagen, Automaten
und 40 Prozent sagen, als Minderjährige.
Was sind die
Folgen der Spielschulden? Das wird jetzt wenig Leute überraschen.
85 Prozent der Personen mit Spielschulden sind durchschnittlich mit über
40 000 EUR verschuldet. Vorher habe ich die traurige Zahl mit der
Beschaffungskriminalität gesagt. 20 Prozent verlieren den Arbeitsplatz, 10
Prozent verlieren die Wohnung und 5 Prozent machen einen Selbstmordversuch. Das
sind die Ergebnisse der Spielsucht. Das erfindet niemand, sondern das ergeben
die Interviews, die man mit den Menschen führt, die in Therapie sind. Diese
geben das an. 5 Prozent machen einen Selbstmordversuch! Das wird in Kauf
genommen! Noch einmal, angefangen mit dem Automaten, angefangen als Minderjährige,
geendet beim Selbstmordversuch! Ich wünsche niemandem hier im Saal, dass er
einen Verwandten hat, dem das passiert. Mir auch nicht.
Die
Behörden sind untätig - ist ein unfaires Wort. Die Behörden haben ein Problem
damit, weil diese
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