Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 76
der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und die
Spezialdebatte zusammenzulegen.
Wird gegen die Zusammenlegung ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der
Fall. Ich werde daher so vorgehen. Die Debatte ist eröffnet. Zum Wort gemeldet
ist Herr StR Ellensohn.
StR David Ellensohn:
Sehr geehrte Präsidentin! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Das Hütchenspiel gefällt mir auch nicht. Ich habe jetzt elf Jahre lang
in Ottakring gewohnt. Am Brunnenmarkt oder an der Ecke zur Thaliastraße habe
ich öfters gesehen, wie Menschen beim Hütchenspiel dabei waren, wobei es immer
schwierig ist abzuschätzen, wie viele wirklich von der Bevölkerung und wie
viele vom Trupp selbst, der mit sich selbst spielt und Geld hin- und
herschiebt, sind. Ich glaube, dass wir das Hütchenspiel und die Abzockerei
nicht brauchen.
Wir halten aber den Vorschlag, der jetzt vorliegt und zur Abstimmung
kommt, überbordend. Dabei geht es darum, dass man Menschen, die man beim
Hütchenspiel antrifft, alles, was sie dabeihaben, alles, was Geld wert ist,
abknöpfen darf. Jetzt weiß man natürlich, wenn jemand 50 EUR im Sack hat,
wissen wir nicht, ob er sie jemandem abgezockt hat oder ob es sein eigenes Geld
ist. Hat man vorher schon gesagt, alles Geld, das er dabei hat, darf man ihm
abnehmen, ist jetzt die Idee, dass man ihm auch noch die Uhr oder ein
Schmuckstück oder einen Ring, den er dabeihat, abnehmen darf. Das halten wir
für überbordend. Das erinnert mich eher an die Geschichten, die uns immer
wieder zugetragen wurden, wo Menschen, die betteln, das gesamte Geld abgenommen
wurde. Auch wenn daneben jemand gestanden ist, der gesagt hat, er hat ihm
gerade 5 EUR gegeben und das sind seine 5 EUR, war immer der
Verdacht, den die Polizei dabei geäußert hat, dass er das nur gestohlen haben
kann und dann ist ihm alles abgeknöpft worden. Das gilt da auch nicht. Auch
wenn uns das Hütchenspiel nicht passt, müssen wir uns an die Gesetze halten und
die Leute entsprechend der Gesetze, derer es genug gibt, verfolgen. Darauf
stehen mehrere Tausend Euro Strafe und sogar Ersatzhaftstrafen.
Beim Hütchenspiel habe ich mir aber auch ein Gedankenexperiment
geleistet, weil ja nicht alle, die mitspielen, verlieren. Würden alle 100
Prozent, die hingehen, immer verlieren, würde keiner mehr mitspielen. Also ist
es in Wirklichkeit ein Glücksspiel mit schlechten Chancen, wie so viele andere
Spiele, die wir betreiben. (Abg Mag Thomas Reindl: Nein, das ist Betrug,
kein Glücksspiel! Das ist unerhört, dass Sie sagen, das sei ein Glücksspiel!)
- Moment, Moment! Ich versuche hier nur ein Gedankenexperiment. So viel Zeit
haben wir noch. - Ein kleines Gedankenexperiment: Würde man dieses Hütchenspiel
nehmen und fair spielen (Abg Mag Thomas Reindl: Hütchenspieler sind
Betrüger!) - Moment, Herr Reindl! -, mit drei Hütchen und einem
fingerfertigen Menschen, der die Kugel nicht in der Hand behält, sondern unter
eines der drei Hütchen spielt, dann hätten wir Chancen von einem Drittel, das
rein zufällig zu erraten. (Abg Mag Thomas Reindl: Hütchenspieler sind
Betrüger!) Jetzt sagen wir noch, man hätte eine bessere Chance, weil man ja
mitschauen kann, also in der Nähe von zwei Dritteln. Wir sind in der Nähe von
anderen Glücksspielen, auf die ich später noch komme. Wenn man das Ganze in
einen Raum verlagern würde und sagt, da nimmt man ein bisschen ein schönes und
größeres Zimmer mit schönen Tischen und einer Eingangstüre, schenkt Getränke
aus und die Herrschaften, die das machen, tragen einen Anzug, meinetwegen einen
Dreiteiler mit einer Krawatte, sind angesehene Leute und kassieren pro
Stellplatz, sage ich eine zufällige Summe von 1 407 EUR im Monat,
dann ist das ein ordentliches Geschäft und die Stadt Wien könnte dabei
mitpartizipieren. Alles, was man unterbinden muss, ist, dass dort die Leute
betrogen werden. Das heißt, das darf er nicht mehr machen, er darf nicht die
Kugel verschwinden lassen, sondern er muss sie darunterlegen. Dann ist das ein
ganz normales Glücksspiel wie ein anderes auch, mit einer Chance zu gewinnen
und plötzlich wäre es respektabel.
So hat nämlich ein anderes Glücksspiel auch angefangen. Ich sage gleich
ganz am Anfang, vielleicht sage ich es am Ende auch noch, wenn es mir einfällt,
für alle Personen, die vorkommen, gilt die Unschuldsvermutung. Für alle, die
jetzt vorkommen. Was immer ich sage, es gilt jetzt die Unschuldsvermutung,
während ich es sage und am Ende. Das muss man sagen, weil ich jetzt über eine
Firma reden werde, die alles niederklagt, was sich bewegt. Jeder, der einen
Satz sagt, und jede, die einen Satz sagt, muss mit Klagen rechnen.
Wenn wir schon beim Glücksspiel, dem Hütchenspiel, sind, das hier ganz
sicher in betrügerischer Absicht gespielt wird, dann reden wir auch über das
andere Glücksspiel, das Kleine Glücksspiel, in Wien. Mir ist nicht bekannt,
dass vom Hütchenspiel in Wien viele Leute süchtig werden, das ständig wieder
machen, deswegen bankrott gehen und deswegen in eine Therapie müssen. Das ist
mir nicht bekannt. Die werden bei den einzelnen Institutionen nicht ausgewiesen.
Wohl ausgewiesen werden die Leute, die Kleines Glücksspiel machen. Ich sage
gleich dazu, mit der Billigung der Sozialdemokratie in dem Haus und mit dem
Anschieben der Volkspartei über viele Jahre, nicht nur in dem Haus, sondern
auch anderswo, und leider mittlerweile auch mit der Unterstützung der
Freiheitlichen Partei. Wir haben hier also eine Koalition der
Spielsuchtförderung. Das kann man nicht anders formulieren. Ich werde das noch
genauer ausführen.
Das Kleine Glücksspiel sollte sein und ist es nicht, was Sie im Gesetz
festgeschrieben haben. Ich muss es noch einmal ausführen, mit 50 Cent
Einsatz ein Spiel und 20 EUR Gewinn. So ist es nicht. Alle in dieser
Stadt wissen das. Jeder, der einmal zu so einem Automaten gegangen ist, weiß
das. Die MA 36 weiß das. Der Gesetzgeber hat das vorgehabt, aber die
anderen haben eine Regelung gefunden, wie sie daran vorbeikommen und der
Gesetzgeber hat nicht mehr darauf reagiert.
Dasselbe mit den Lokalen. Die Idee war, zwei
Automaten in einem Lokal, um es einzuschränken. Die
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