Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 76
einige gute Beispiele - da möchte ich jetzt gar nicht meinen
Nachfolgeredner loben - gibt, die den Biolandbau auch im Weinbau vorantreiben.
Die Stadt Wien ist aber weiterhin beharrend auf den alten Gleisen. Das finden
wir nicht gut.
Aber das allein wäre nicht der Grund, den Bericht abzulehnen, sondern
es geht darum, keine Antworten auf den Strukturwandel, keine Antworten auf
warum so wenig, und über die Dienstautos wollen wir uns hier heraußen
eigentlich nicht unterhalten. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Marianne Klicka: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr StR Walter. Ich erteile es ihm.
StR Norbert Walter,
MAS: Frau Präsidentin! Frau Stadträtin! Geschätzte Damen und Herren des
Wiener Landtages!
Wenn wir heute den Wiener Landwirtschaftsbericht beschließen wollen,
dann ist es trotz aller Kritik vom Kollegen Maresch ein Kompendium und eine
differenzierte Analyse der Wiener Landwirtschaft. Man kann, wenn man das richtig
lesen kann, ebenfalls herauslesen, was die Wiener Landwirtschaft macht, wie der
Strukturwandel vor sich geht, weil sich das im Wesentlichen mit dem in ganz
Österreich deckt und das in etwa derselbe Schnitt ist und natürlich auch die
Stadt Wien betrifft, die Betriebskostenentwicklung, die Beratungstätigkeit, das
Umweltprogramm und die Förderungen für die Zukunft der Wiener Landwirtschaft. (Abg Mag Rüdiger Maresch: Aber keine
Antworten!)
Weil Sie den Umweltbereich angesprochen haben: Wenn man es richtig
herausliest, dann sind es mittlerweile immerhin 17 Prozent in Wien. Das
ist in Österreich spitze und das ist sogar europaweit spitze. Dass es
vielleicht mehr sein kann, warum nicht? Aber dazu gehört auch, dass man es sich
leisten können muss, nur ökologisch zu bewirtschaften. Denn ein jeder, der das
tut, weiß, dass man in etwa 30 Prozent an Mehraufwand auf jeden Fall hat.
Mehraufwand heißt auch höhere Preise, und die muss man erst verkaufen können.
Wenn wir wissen, dass die Schere zwischen den Preisen, die in der
Landwirtschaft erzielt werden können, und den Produktionsmitteln immer mehr
auseinandergeht, dann werden wir da irgendwann ein Problem kriegen. Jetzt sage
ich einmal frech, jeder Bauer, jeder Weinhauer oder jede Weinhauerin, jeder
Gärtner bestellt sich seinen Hof so, dass er damit wirtschaften und damit leben
kann.
Wir haben heute in etwa noch 729 Betriebe in Wien. Das ist inklusive
aller, ich sage jetzt, Nebenerwerbsbauern, die mindestens einen Hektar Fläche
oder Spezialkulturen, wie im Gemüse- oder im Weinbau, wo es 0,4 Hektar
sind, bewirtschaften. Die meisten Betriebe sind, das brauche ich, glaube ich,
hier nicht zu sagen, in Simmering, in der Donaustadt, gefolgt von Floridsdorf
und Döbling.
Gerade in einer Zeit, in der wir immer wieder von der Finanzkrise
sprechen, und der Bund, der Staat und auch die Stadt haben mitgeholfen, geht es
aber nichtsdestotrotz auch um die Arbeitskräfte. Wir hatten zwar 2003 knapp
4 000 Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, 2005 ist dann die Zahl
gesunken, aber 2007 sind wir wieder bei 3 541, um es genau zu sagen. Ich
glaube, das ist ein ganz entscheidendes Argument und Signal, gerade in der
Zeit, wo wir von Arbeitsplätzen reden.
Ich habe schon kurz angesprochen, trotz aller Schwierigkeiten gab es
gerade im pflanzlichen Bereich beim Produktionswert zwischen 2006 und 2008 noch
einmal eine Steigerung, nämlich um 16 Prozent auf
106,9 Millionen EUR. Ich glaube, das ist eine ganz schöne Zahl für
die Stadt, in der wir leben. Das sind immerhin 1,67 Prozent vom
Endproduktionswert der gesamten österreichischen Landwirtschaft. Davon sind
ungefähr 115 000 Tonnen pflanzliche Erzeugnisse, davon allein in etwa
66 000 Tonnen aus der Gemüseproduktion, wo wir einen Großteil an
Eigenproduktion haben und damit natürlich CO2, lange Wege und so
weiter einsparen können.
Wir haben aber auch eine Baustelle, um die wir in Zukunft nicht
umhinkommen werden, dass man ganz gesondert noch einmal darauf schaut. Das ist
die Frage der Saisonarbeitskräfte, nämlich die 6 Monate Beschäftigten und die
Erntehelfer mit den 6 Wochen Beschäftigten. Die Zahl ist jährlich
kontingentiert bei ungefähr 940 Stück. Hier haben wir immer wieder das Problem,
dass wir gerade in Spitzenzeiten nicht mit den Arbeitskräften auskommen, um
sozusagen die Ernten schnell und möglichst zur Zufriedenheit abwickeln zu
können. Da wird auch der Minister Hundstorfer gefordert sein, uns dort
Hilfestellung zu geben. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen tun sich
hier nämlich besonders hart.
Wenn man sich die Umfrage anschaut, die gestern über den ORF gekommen
ist, welche IMAS gemacht hat, ging es um die Fragestellung, welche Jobs die
Österreicher bevorzugen. Dabei ist ganz am Schluss die Landwirtschaft bei der
Kategorie „empfehlenswert" herausgekommen. Wissen Sie, was die Menschen
gesagt haben? - Schlechter Verdienst, viel Arbeit, unsicherer Arbeitsplatz und
keine Aufstiegschancen! - Ich glaube, das sind Dinge, an denen wir jedenfalls
noch arbeiten können. Da wird auch die Stadt gefordert sein.
Ein weiterer Wermutstropfen sind nach wie vor die Flächenwidmungen, die
Fragestellung Sww, SwwL und L. Ich glaube, da sind wir auch noch nicht dort
angelangt, wo wir hinwollen.
Bei der ganzen Frage der Energiepreise, gerade beim Gemüsebau, brauchen
wir auf jeden Fall Unterstützung, Charly. (Abg Karlheinz Hora: Welche
Widmung haben wir in den letzten zwei Jahren gemacht, Herr Kollege?) - Du
weißt, es gibt einige Diskussionen und du kennst sie. Ich sage nur, es ist noch
nicht aller Tage Abend und da müssen wir noch etwas machen.
Die Landwirtschaft braucht natürlich auch, weil Charly Hora jetzt aus
der Bank gesprochen hat, in Fragen der Flächenwidmungen, der
Multifunktionsdienstleisterfrage, der Freizeitdienstleistungen und gerade der
Gastronomie Partner von sozialen Einrichtungen, was durchaus zur Stabilisierung
von Stadtquartieren und natürlich damit auch zu einer Stabilisierung der
gesamten Stadt beiträgt.
Lassen Sie mich am Ende, weil der Herr Direktor der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular