Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 76
Die Frage ist, es sollten hier zwei Gremien geschaffen werden, nämlich
ein EU-Ausschuss des Bundesrates – den es einerseits schon gibt, der teilweise
auch schon tätig ist, ohne derzeit noch Auswirkungen nach außen haben – und
einen des Nationalrates. Jetzt höre ich, dass es im Nationalrat und im
Bundesrat Überlegungen gibt, diese beiden zusammenzulegen, nämlich aus der
Sicht Ihrer Fraktion. Ich weiß nicht, inwieweit diese Informationen der
Realität entsprechen. Es sind jedenfalls Gespräche geführt worden, weil mir das
von Bundesräten erzählt wurde.
Ich halte diese Überlegung für keine schlechte, denn natürlich
betreffen Bereiche, die die österreichischen Länder, Städte und Gemeinden betreffen,
nicht nur den Bundesrat, sondern natürlich in vielen Bereichen auch den
Nationalrat. Es wäre nur interessant, von derartigen Aktivitäten auch zu
erfahren.
Zu dem, was Kollege Jung gesagt hat, dass es schon eine Gesetzesvorlage
gegeben hat und eine Stellungnahme dazu möglich war und die auch der Städtebund
bekommen hat: In der letzten Geschäftsleitungssitzung hat es das möglicherweise
noch nicht gegeben, denn sonst hätte es der Generalsekretär auch erzählt, weil
es den Tagesordnungspunkt Europäische Union ja durchaus gegeben hat. Hier wäre
es für alle interessant, in diesen Bereich auch eingebunden zu werden.
Das erinnert mich auch noch an ein Gespräch in der letzten Sitzung der
Geschäftsleitung, wo es darum gegangen ist, wer wird jetzt Ratspräsident und
wer wird Außenminister. Ich habe zuerst schon gesagt, es ist immer so gegangen,
dass man immer den kleinsten gemeinsamen Nenner gefunden hat. Aber ich hätte
mir nicht gedacht, dass der gemeinsame Nenner überhaupt so klein werden kann,
dass es zu dieser Entscheidung kommt. Denn es ist wirklich eine interessante
Entscheidung, wenn ich die Baronesse Ashton und den Ministerpräsidenten von
Belgien als die beiden höchsten Würdenträger der Europäischen Union sehe und
wenn ich die jetzige Handelskommissarin auf einmal auf gleicher Augenhöhe mit
dem russischen Außenminister oder mit der Hillary Clinton sehe. Den
chinesischen Außenminister kenne ich nicht, aber die Augenhöhe ist mir nicht
ganz klar und deutlich.
Und beim Ministerpräsidenten von Belgien, Rompuy, bin ich mir auch
nicht so sicher, denn das Einzige, was man ihm wirklich nachsagt, ist, dass er
sehr konziliant ist und dass es ihm in den letzten Jahren gelungen ist, Flamen
und Wallonen eineinhalb Jahre so weit ruhig zu halten, dass Belgien nicht auseinanderfällt.
Ich weiß nicht genau, wie viele Einwohner Belgien hat, ich glaube, 16 Millionen
ungefähr. Die Europäische Union hat ein bisserl mehr, und ich weiß nicht, ob es
ihm gelingen wird, die 27 Länder, in denen es viele Einzelinteressen auch gibt,
wirklich unter ein Dach zu bringen.
Das Interessante wird aber sein: Wie stark kann Europa nach außen
wirken und wie stark kann eine Außenministerin in Fragen, die zum Beispiel die
Globalisierung betreffen, die Sie gerade vorher erwähnt haben und die die Welt
intensiv umspannt, dann aus ihrer Sicht Entscheidungen treffen? Denn bisher hat
sie im außenpolitischen Bereich noch nichts von sich gegeben.
Unerfreulich ist, dass die österreichische Bundesregierung überhaupt
kein Interesse gehabt hat, dort auch nur als Player mitzugehen, denn es wäre
durchaus interessant gewesen, wenn der Herr Bundeskanzler seinen Vorgänger als
Außenminister ins Gespräch gebracht hätte. Denn eines weiß ich ganz sicher: Der
hätte auf alle Fälle mehr eingebracht als die derzeit vorgeschlagene und
wahrscheinlich auch – wenn sie das Glück hat, die Parlamentsbefragung zu
überleben – neue Außenministerin, die Europa in der Welt vertreten soll.
Also ich glaube, dass es durchaus möglich gewesen wäre, hier etwas
Positives auch für Österreich zu tun. Das ist nicht geschehen. Dafür hat man
den von der ÖVP genannten Kommissar bestraft und hat gesagt: Der? Nie und
nimmer! Denn der hat sich einmal erlaubt, in Österreich zu sagen: „Es
reicht!" Jetzt bin ich nicht dazu da, irgendwen aus der ÖVP zu
verteidigen, aber dass man heute Personalentscheidungen trifft, indem man sagt,
du hast dich schlecht benommen, darum bist du weg vom Fenster, ist durchaus
eine eigenartige Art, das auch wirklich durchzuführen.
Ich glaube aber, dass die Entscheidung für Minister Hahn eine ist, mit
der alle leben können oder auch nicht. Ich glaube, dass das Österreich nicht so
stark beeinflusst. Ich weiß nicht, die Kollegin hat gemeint, er hat die
Bildungspolitik nach unten gefahren. Ich glaube, da war er nicht alleine, da
hat ihm die Kollegin Schmied durchaus auch intensiv geholfen. (Beifall bei der FPÖ.)
Die Demonstrationen an der Uni sind durchaus auch von einigen
mitgetragen, die das hauptberuflich machen, dadurch ist mein Verständnis dort
nicht überall gegeben. Das eine oder andere stimmt schon. Über die Einstellung,
dass zu wenig Geld für die Bildung da ist, brauchen wir gar nicht zu reden.
Natürlich stimmt das und ist ja auch ein wichtiges Thema.
Ich glaube aber, dass mit der Entscheidung, dass am 1. Dezember der
Vertrag von Lissabon in Kraft tritt, auf alle Länder und vor allem auch auf
Österreich und hier auch auf alle Städte und Gemeinden viel Arbeit zukommt. Und
diese Vorbereitung hat nicht stattgefunden. Der Vertrag von Lissabon ist jetzt
abgeschlossen. Der kann einem gefallen oder nicht – mir gefällt er nicht –,
aber trotzdem ist er Rechtsmaterie, und damit hat man sich auseinanderzusetzen
und hat sich auch den Kopf darüber zu zerbrechen, wie er so umgesetzt werden
kann, dass Österreich und dass die Länder und Gemeinden bestens in Brüssel
vertreten werden und nicht von dort in irgendwelchen Bereichen drübergefahren
wird.
Denn eines ist schon klar: Auf Grund der Besetzung
dieser beiden Positionen ist die Europäische Union weniger ein Bundesstaat als
ein Staatenbund. Das einzige Problem dabei ist, dass dieser Staatenbund von ein
paar Großen jedenfalls beeinflusst wird, und zwar sehr intensiv. Denn wenn ich
Probleme habe, gehe ich wahrscheinlich auch nicht zum Herrn Rompuy, sondern
gehe vielleicht zur Frau Merkel, zum Herrn Sarkozy oder zum Herrn Brown. Das
wird vielleicht die sicherere Variante
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