Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 76
viel Geld. Das kostet pro Frühpensionierten an die
250 000 EUR, das kostet bei 100 Frühpensionierungen im Jahr an die
25 Millionen EUR und das ist natürlich nicht nur aus budgetärer Sicht
unerfreulich, sondern auch für die Betroffenen, wenn man ihnen mitteilt, man
braucht sie einfach nicht mehr.
Daher frage ich an, sehr geehrter Herr Landeshauptmann, ob Sie sich
nicht doch durchringen können, zu einer Veränderung bei den Frühpensionierungen
aus organisatorischen Gründen zu kommen, idealerweise dass man auf dieses
Instrument überhaupt ganz verzichten kann?
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. Herr
Landeshauptmann!
Lhptm Dr Michael Häupl: Also, sehr geehrter Herr
Landtagsabgeordneter!
Ihre Behauptung, dass die Zahl der Krankenstände ansteigen würde, ist
bei allen mir vorliegenden Informationen falsch, sondern sie geht zurück. Ich
höre aber auf der anderen Seite die Kritik, sie geht deshalb so zurück, weil
soviel Druck ausgeübt wurde, dass sie halt nicht krank sind. Also solange ich
das an dem einen Ohr so höre und am anderen Ohr so, denke ich mir, man liegt ja
da im Prinzip gar nicht so schlecht in dem, was wir nun in der Tat ja auch tun,
aber ich wiederhole mich. Auch hier gilt für mich, das ist individuell zu
beurteilen.
Ja, ich stimme mit Ihnen überein, dass die Ruhestandsversetzungen aus
organisatorischen Gründen auf ein Minimum zurückzuschrauben sind. Aber dieses
Instrumentarium komplett aufzugeben, würde ich persönlich gesehen für einen
Fehler halten. Wir sind beide ja an Lebenserfahrung durchaus reich, vielleicht
bin ich da um eine Spur reicher. Wir wissen alle, dass es nicht nur die „sunny
side“ gibt und daher wäre die Aufgabe dieses Instruments aus meiner Sicht
heraus gesehen wirklich nicht richtig. Auf ein Minimum zu beschränken - ja, da
bin ich bei Ihnen, das ist gar keine Frage. Es kann nur immer eher eine
Notsituation sein.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Herr
Landeshauptmann! Wir kommen zur 4. Zusatzfrage. Die wird von Herrn Abg Lasar
gestellt. Ich ersuche darum.
Abg David Lasar (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, Herr Präsident!
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Sie haben auch heute davon gesprochen, dass
es auch Krankenstandsmissbräuche gibt. Ich möchte Ihnen vielleicht ganz kurz
einen Fall vorlesen oder sagen, ob Sie das jetzt auch als
Krankenstandsmissbrauch hinstellen.
Einer Straßenbahnfahrerin von den Wiener
Linien wurde der Weisheitszahn gezogen. Sie musste daraufhin Antibiotika
nehmen, durfte natürlich durch ihre Erkrankung nicht die Straßenbahn fahren
und, wie gesagt, sie hat auch diesen so genannten Drohbrief erhalten, wenn sie
weiter länger im Krankenstand ist, wird ihr mit dienstrechtlichen Konsequenzen
gedroht.
Präsident Prof Harry Kopietz: Herr Landeshauptmann!
Lhptm Dr Michael Häupl: Nein, selbstverständlich
betrachte ich das nicht als einen Missbrauch, denn wenn jemand Antibiotika
verschrieben bekommt, ist er, ohne jetzt Arzt zu sein, vermutlich für den
Fahrdienst nicht tauglich. Ich betrachte das natürlich nicht als einen
entsprechenden Missbrauch. Aber diesen Brief haben wir jetzt schon hundert Mal
diskutiert. Ich habe veranlasst, dass es derartige Briefe, die als
Rechtsauskunft bezeichnet werden, in Zukunft nicht mehr gibt, weil es sinnlos
ist, solche Briefe zu schreiben. Sondern es geht einfach darum und da muss man
sich halt der Mühe unterziehen, dass man diese Fälle auch entsprechend
individuell anschaut, nämlich mit der Zielsetzung dessen, dem Bediensteten zu
helfen und die Fürsorgepflicht auch entsprechend wahrzunehmen. Das ist aus
meiner Sicht die richtige Form, respektvoll auch mit seinen Mitarbeitern
umzugehen.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Herr
Landeshauptmann! (Beifall bei der SPÖ.) Wir sind damit am Ende der
Fragestunde. Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien hat eine Aktuelle Stunde mit dem
Thema „Wiens Umgang mit den Sophiensälen – für einen landesgesetzlichen Schutz
unseres baukulturellen Erbes“ verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2
der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte nun den Erstredner, Herrn Abg Dr Tschirf, die Aktuelle
Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass Ihre Redezeit mit zehn Minuten
begrenzt ist.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist nicht das erste Mal,
dass die ÖVP das Thema Sophiensäle hier bringt und es ist nicht zufällig, dass
wir das wieder bringen, weil wir es hier mit einer Situation zu tun haben, die
für eine Stadt wie Wien, die sich als Kulturstadt sieht, eine Schande ist, wie
hier mit den Sophiensälen umgegangen wird.
Ich möchte kurz in Erinnerung rufen: Vor mehr als
acht Jahren sind an einem Sommertag beim Flämmen die Sophiensäle abgebrannt.
Seither sind acht Winter ins Land gezogen, mittlerweile ist es der neunte, wo
das zunächst ohne Abdeckungen weiter verfallen ist. Und dass diese Sophiensäle
nicht irgendetwas sind, das weiß jeder, der sich mit der Kultur dieser Stadt
beschäftigt. Ich nehme ja auch an, dass der Herr Wohnbaustadtrat dazu etwas
beitragen könnte, um zu sagen, welche Bedeutung diese Sophiensäle haben. Sie
sind seinerzeit im Biedermeier als Ausdruck des Bürgertums errichtet worden. Es
ist damals so wie in anderen Städten, in Prag hat es so etwas Ähnliches
gegeben, ein russisches Dampfbad eingerichtet worden und aus dem hat man dann
durch Überdachung einen Ballsaal errichtet. Das ist mit fast 200 Jahren Wiener
Kulturgeschichte verbunden, auch politischer Geschichte, die sich da abgespielt
hat. Eigentlich wäre das für eine Stadt wie Wien eine Selbstverständlichkeit
gewesen, wie die Sophiensäle abgebrannt sind und wo dankenswerterweise das
Bundesdenkmalamt ganz klar gesagt hat, dass es sich um
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