Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 78
Reinigungskraft extra abgedeckt sind. Und daher ist der Schlüssel 6,4
wirklich ein Scherz. Ich glaube auch, dass sich viele KollegInnen verhöhnt
fühlen würden, wenn sie mit 25 Kindern allein stehen und wir ihnen sagen,
es gibt ohnedies einen Schlüssel mit 6,5. Das hilft denen doch nicht in der Praxis! (Amtsf StR
Christian Oxonitsch: Sagen Sie das den KollegInnen in Niederösterreich auch!)
- Das sage ich allen KollegInnen.
Warum schauen Sie nur nach Niederösterreich? Warum schauen Sie nicht
nach Salzburg? Dort sind zwei KindergartenpädagogInnen ab dem sechsten Kind in
der Krippe. Warum schauen Sie nicht in die Steiermark? Dort gibt es einen
weitaus besseren Schlüssel ab dem sechsten Kind. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Wir haben zwei in der Krippe! Wie viele
Plätze gibt es denn dort?) Bei
15 Kindern gibt es zwei. (Beifall bei der ÖVP. - Amtsf StR Christian
Oxonitsch: Eben bei 15!)
Ich schaue mir mit Ihnen gerne einmal alle vergleichbaren
Qualitätskriterien an. Da gibt es nämlich eine österreichweite Aufstellung. Da
gibt es in Wien noch vieles zu entwickeln! (Amtsf StR Christian Oxonitsch:
Überall gibt es etwas zu entwickeln!)
Zum Thema, dass der Bedarf in Wien sozusagen so groß ist, weil die
KollegInnen in die Bundesländer zurückgehen, kann ich nur sagen, Gott sei Dank
haben die KindergartenpädagogInnen aus den Bundesländern bei uns in Wien
gearbeitet, sonst hätten wir nämlich dieses Problem, das wir heute haben, schon
Jahre vorher gehabt. Jetzt, wo sie in ihren Ländern, sei es Steiermark, sei es
Burgenland, sei es Niederösterreich, wieder Arbeitsplätze haben, ist es auch
naheliegend, dass sie wieder zurückgehen, außer sie haben mittlerweile ihren
Lebensmittelpunkt nach Wien verlegt. Aber auch das war absehbar.
Es ist auch nicht richtig, dass es erst Geld vom Bund für den Ausbau
gab, weil es den Bundesbildungsplan gegeben hat, sondern den Bundesbildungsplan
wird es erst im Oktober 2009 geben, weil dieser gerade erarbeitet worden ist
und er erst im Oktober 2009 herauskommt. Das hat der Herr Lhptm Häupl gesagt. (Amtsf
StR Christian Oxonitsch: Nein, ganz sicher nicht!) Das hat er sicher so
gesagt! Die Bundesmittel gibt es schon seit 2008 für den Ausbau, nur um das
richtigzustellen! (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Da haben Sie nicht
zugehört! Das können Sie schriftlich haben! Das hat er nicht gesagt!) - Da
können wir nachschauen!
Was haben die Eltern von dem gebührenbefreitesten Kindergarten, wenn
sie keinen Platz kriegen? Daher fordere ich hier erneut und wahrscheinlich
nicht zum letzten Mal, der Kindergartenplatz ist kein Gnadenakt von einer
höheren Stelle, er ist kein Zufall, er ist das gute Recht eines jeden Wiener
Kindes auf Bildung und dieses Recht sollte auch gesetzlich festgelegt sein.
Daher ersuche ich Sie, diesen Rechtsanspruch auch in den Landesgesetzen zu
verankern! (Beifall bei der ÖVP.)
Es gibt noch sehr viele
Hausaufgaben zu machen. Last but not least, ich wollte eigentlich diesen Punkt
Niederösterreich und Wien nicht wirklich bringen, aber es ist mir dadurch, dass
so viel erzählt wurde, ein Anliegen. Es wurde hier gesagt, die Eltern, die in
Niederösterreich ihr Kind in den Kindergarten geben, kriegen von Wien Geld. Nur
in Niederösterreich ist der Kindergarten auch für Nichtwiener Kinder zumindest
bis 30 Stunden gratis. Ich hoffe, das kann man sich anschauen, ob das in Wien
nicht zumindest in diesem Ausmaß und für die Fünf- bis Sechsjährigen auch so
sein kann, denn wenn er bis 30 Stunden gratis ist, dann muss man nichts dafür zahlen
als Wiener Regierung. Wir sind gerne bereit, unsere Ideen zur Verfügung zu
stellen. Wir haben ein Zehn-Punkte-Programm gefordert. Ich will es nur der
Vollständigkeit halber ganz kurz vorlesen:
Wir fordern einen
Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für alle Kinder von eins bis sechs.
Wir fordern einen
bedarfsgerechten Ausbau der Wiener Kindergärten bis 2012.
Wir fordern die Erarbeitung
eines Entwicklungsplanes für das vorschulische Bildungs- und Betreuungswesen in
Wien.
Wir fordern die Etablierung
eines inhaltlich pädagogischen Qualitätsmanagements für vorschulische
Betreuungs- und Bildungseinrichtungen in Wien.
Wir fordern die Änderung der
Gruppengröße, wobei, Kollegin Smolik, 15 super wäre, aber ich halte das im
Moment für nicht umsetzbar, allein schon deshalb, weil es nicht ausreichend
Personal gibt, aber auch aus finanziellen Gründen. Wir fordern in einem ersten
Schritt eine Reduktion auf zumindest 22 Kinder (Abg Marco Schreuder: 20!) und in einem nächsten Schritt auf 20.
Zweischrittesystem: erster Schritt 22, zweiter Schritt 20. (Abg Dipl-Ing Martin Margulies: Tun wir nicht handeln!)
Wir fordern eine Änderung
des Personalschlüssels. Die OECD empfiehlt eins zu sieben. Daher fordern wir
zwei PädagogInnen pro Kindergartengruppe.
Wir fordern eine bessere
Ausbildung für BetreuerInnen und PädagogInnen.
Wir fordern eine
Ausbildungsoffensive, vor allen Dingen an den Kollegs, um genügend Personal zu
haben.
Wir fordern eine adäquate
Bezahlung für KindergartenpädagogInnen, denn auch das ist mit ein Grund dafür,
dass KindergartenpädagogInnen nach Niederösterreich abwandern. Dort ist das
Einstiegsgehalt um knapp 200 EUR höher. Das ist für eine junge Kollegin
viel und wir haben vorrangig junge KollegInnen in unseren Kindergärten.
Last but not least fordern
wir eine Überarbeitung und Verbesserung des Kindertagesheimgesetzes in Hinblick
auf Qualitätskriterien und Standards.
Da gibt es noch viel zu tun.
Wir arbeiten gerne mit und bleiben dran! - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Prof Harry Kopietz:
Als nächster Abgeordneter zum Wort gemeldet ist Herr Mag Wutzlhofer. Ich
erteile es ihm.
Abg Mag Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus!
Zuallererst möchte ich
etwas tun, was nicht allzu oft vorkommt: Ich möchte mich bei den Freiheitlichen
bedanken. Danke für das schöne Thema der Dringlichen
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