Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 78
Gratiskindergarten fehlt
eindeutig ein Konzept, und deswegen erhebt sich die Frage, ob hier auch jeder
Cent gut angelegt ist.
Deswegen auch die Frage an
Sie, sehr geehrter Herr Landeshauptmann, welcher finanzielle Aufwand notwendig
ist, um alle notwendigen personellen und räumlichen Voraussetzungen zu
schaffen, damit alle Kinder von null bis sechs Jahren einen qualitativ
hochwertigen Betreuungsplatz erhalten.
Auch was die Anzahl der Gratisplätze
betrifft - es sind 45 000 Plätze kostenlos und 58 000 existieren -
das heißt, es sind 13 000 Plätze hier, die doch noch zahlen müssen. Das
heißt, der Gratiskindergarten ist nicht gratis, weil es eben noch 13 000
Plätze gibt, für die gezahlt werden muss. Und die Qualität leidet, das ist auch
der wesentliche Punkt, denn Qualität im Bildungssystem ist sehr wichtig. Durch
das Personalproblem leidet natürlich auch die Qualität. Niederösterreich wirbt
uns hier Kindergartenpädagogen ganz einfach ab, sie zahlen einfach mehr, und
sie haben auch doppelt so viel Urlaubsanspruch. Und daher auch die Frage von
uns, welche Änderungen des Dienstrechtes werden seitens der Stadt Wien
angegangen werden, um die unerträgliche Überlastung der Kinderbetreuer in den
Kindertagesheimen und ihre mangelhafte Bezahlung zu beenden.
Nun das Thema Gruppengröße:
Die Gruppenhöchstzahl müsste verringert werden, damit hier auch wirklich
qualitätsvolle und individuelle Betreuung möglich ist. Wir stehen jetzt bei
einer Gruppenzahl von 25 Kindern pro Gruppe, wir bräuchten aber eine Senkung
auf 15. Auch da leidet die Qualität immens und nach außen wird eine heile Welt
vorgegaukelt und es bröckelt im Endeffekt an allen Ecken und Enden.
Es haben Wiener
KindergärtnerInnen schon vor ein paar Wochen einen anonymen Beschwerdebrief
verfasst, in welchem steht: „Wir sind am Ende, so können wir nicht
weiterarbeiten, die Arbeitsbedingungen sind so, dass nur eine ausgebildete
Pädagogin für 25 Kinder, von denen immer mehr verhaltensauffällig sind, zur
Verfügung steht und in manchen Gruppen spricht kein einziges Kind ein Wort
Deutsch", steht dort. „Eine Unterstützung für schwierige Gruppen gibt es
nicht und auch die Raumsituation ist ungenügend, 60 m² für 25 Kinder
sind eindeutig zu wenig.“ Sehr viele Briefe, viele Mails langen auch bei uns
ein von enttäuschen und frustrierten KindergartenpädagogInnen, die klagen, dass
es zu wenig Personal, zu wenig Raum und auch zu wenig Bewegungsraum für die
Kinder gebe, was heute noch von Kollegen Madejski thematisiert wird, dass
Kinder schon im Kindergarten genügend Bewegungsraum haben sollen, weil dies
ansonsten langfristig auch ein gesundheitliches Problem darstellt.
Und da kommen wir zum Thema Personal zurück. Es sollen viele Kindergartenpädagogen in Ausbildung, in
Crashkursen stehen, in Schnellkursen, und viele davon sollen
Migrationshintergrund haben und einige sollen kaum oder nur wenig Deutsch
können. Einige AssistentInnen sollen sogar Kopftuch tragen und das ist
eigentlich ein Skandal, den man hier unseren Kindern zumutet, und da leidet
eben auch die Qualität.
Und ich möchte von Ihnen
wissen, wie viele dieser Kindergartenpädagogen in solchen Schnellkursen
ausgebildet werden und wie viele dieser auszubildenden Kindergartenpädagogen
einen Migrationshintergrund haben. Das wollen wir von Ihnen wissen, diese
Fragen hätten wir gerne beantwortet, und es ist auch vollkommen absurd, dass
Sprachförderung und vorschulische Bildung mit solchen so schlecht oder kaum
Deutsch sprechenden Pädagogen erreicht werden soll.
Wo bleibt denn eigentlich
der Bildungsgarten, von dem immer gesprochen wird? Ein Bildungsgarten soll es
doch sein, mit mehr Qualität, damit es im Endeffekt zum Nutzen der Kinder ist.
Es gibt ja diesen
Bildungsplan der Stadt Wien. Das ist ja ein sehr guter Ansatz, aber von der
Umsetzung sind wir weit entfernt.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren, Lust am Lernen sollten die Kinder bekommen im Bildungsgarten,
soziale Kompetenz, sprachliche Kompetenz, Gestaltung und Kreativität, Malen,
Basteln, das sollte alles enthalten sein und natürlich Bewegung, gesunde
Ernährung und ein Ernährungsbewusstsein, worauf wir heute noch eingehen werden.
Leider ist es eben nicht so,
es gibt viel zu große Gruppen, viel zu wenige Pädagogen, eine
Schnellausbildung, die hier husch-pfusch absolviert werden soll. Das alles ist
eben kein Garant für Qualität.
Und dann komme ich noch zum
Thema Integration. Wie schaut es da aus, diese soll ja da eine Hauptfunktion
des Kindergartens sein, aber wenn man jetzt die jüngsten Statistiken betrachtet,
dann sieht man, dass in Österreich jeder dritte Sitzenbleiber ein Ausländer
ist, und in Wien ist das mehr als die Hälfte der Sitzenbleiber. Das heißt, dass
hier bei der vorschulischen Bildung und auch bei der Nahtstelle vom
Kindergarten in die Schule ein Manko besteht.
Wir haben 16 000
Taferlklassler in Wien und es stellt sich auch die Frage, wie viele von diesen
Schülern nicht ausreichend Deutsch können. Wir wissen ja, dass ein Drittel der
Pflichtschulabsolventen Problemschüler sind, Probleme beim Lesen, Schreiben und
Rechnen haben, und dann sind Sie noch für das Abschaffen vom Sitzenbleiben, und
dann soll eigentlich jeder nur noch durch das Schulsystem durchgeschliffen
werden und wird im Endeffekt nichts davon haben. So kann es natürlich nicht
sein, so findet auch keine Integration statt, und das ist auch ein fahrlässiges
Umgehen mit der Zukunft der Kinder.
Es stellt sich auch noch die
Frage, ob nicht vor der Schule noch eine einheitliche Überprüfung der für den Regelunterricht
ausreichenden Sozial- und Sprachkompetenz verpflichtend eingeführt werden soll
und wenn ja, wie diese konkret aussehen soll. Zur Zeit vermissen wir so etwas.
Wir wissen ja, dass die erste Testung im Frühling 2008 stattgefunden hat und
wir wollen auch wissen, welche Veränderungen, Verbesserungen der
Sprachkenntnisse sich im Vergleich 2008, 2009 ergeben haben.
Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, dieser
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