Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 78
Abg Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Dr Brustbauer, Herr Patientenanwalt!
Wir diskutieren ja hier heute den dritten
Tätigkeitsbericht seit der Zusammenlegung der Pflegeombudsstelle und der
Patientenanwaltschaft, nämlich 2006. Die ÖVP ist ja bekanntlich von Anfang an
skeptisch gewesen, als bekannt wurde, dass diese beiden Anwaltschaften oder
Stellen zusammengelegt werden sollen und ich muss heute sagen, von dieser
Skepsis ist nichts gewichen. Wenn ich jetzt auf Seite 9 des
Tätigkeitsberichtes lese, dass das von der Stadt Wien für die Wiener
Patientenanwaltschaft zur Verfügung gestellte Budget von
1,6 Millionen EUR laut Voranschlag 2008 im Bericht nicht ausgewiesen
wird, mit dem Hinweis auf die Internetseite der Stadt Wien, wo die Gesamtzahlen
des Budgets aufgelistet sind, dann belegt das für mich eine Abgehobenheit, mit
der hier ans Werk gegangen wird. Durch die Zusammenlegung von Pflege- und
Patientenanwaltschaft ist eine bürokratische Einrichtung entstanden, die nicht
unbedingt patientenorientiert arbeitet. Wenn sich Probleme häufen, gibt es
scheinbar keinen direkten Draht zur politischen Entscheidungsebene. Dieses
Zitat habe ich aus der Untersuchungskommission herausgenommen, als der
Patientenanwalt gefragt wurde, ob er sich nach Auftauchen der Ungereimtheiten
im Otto-Wagner-Spital und des Personalmangels im Otto-Wagner-Spital an die Frau
Stadträtin gewandt hat. Da hat er gemeint: Nein, weil das Problem ja im KAV
bekannt gewesen ist und da wäre es nicht nötig gewesen, noch einmal die Frau
Stadträtin darauf aufmerksam zu machen. An diesem Beispiel, aber nicht nur an
diesem, zeigt sich einfach, dass die Schlagkräftigkeit dieser Institution im
Sinne der Patientinnen und Patienten in dieser Stadt deutlich erhöht werden
müsste.
Im Zusammenhang mit der
Patientenanwaltschaft geht es hier in erster Linie um juristische Probleme, um
ärztliche Kunstfehler und so weiter. Aber bei Pflegebedürftigen geht es ja um
die Fragen ihres täglichen Lebens. Patienten sind eine gewisse Zeit im
Krankenhaus, aber Pflegebedürftige in Pflegeheimen, bei denen geht es um ihren
Wohn- und Lebensraum und das ist ein gewaltiger Unterschied. Der
Patientenanwalt bearbeitet Rechtsprobleme und der Pflegeanwalt schaut sich ganz
konkret die Bedürfnisse der zu Pflegenden an. Und hier bin ich zutiefst
überzeugt, dass zwei weisungsfreie, unabhängige Persönlichkeiten, nämlich ein
Patientenanwalt und ein Pflegeanwalt als Kollegialorgan unter einem Dach
sicherlich die bessere Lösung gewesen wäre, um diese Synergieeffekte, die sich
natürlich auch ergeben, zu nützen.
Die Mehrheitsfraktion in diesem Fall hat es
leider verabsäumt, hier in erster Linie in die Funktionstüchtigkeit der
Institution zum Wohle der Patientinnen und Patienten zu investieren. Ein
kritischer Pflegeombudsmann wurde mit Vehemenz abserviert. Die derzeitige
Konstruktion, die Mischform aus Pflege- und Patientenanwaltschaft, lässt keine
echten Reformen zu und für Betroffene ist das leider immer zum Nachteil.
Das Ergebnis bekommen wir nun jährlich
mittels Tätigkeitsbericht als Einzelfälle aufgelistet, aber kaum konkrete
Verbesserungsvorschläge, nämlich zur Behebung von Systemmängeln.
Wir nehmen den Bericht natürlich zur
Kenntnis, vielen Dank, und ich würde Sie bitten, unseren Dank auch an die
gesamte Mannschaft weiterzugeben, an jene Menschen, die sich sehr bemühen,
innerhalb dieser vorgegebenen politischen Struktur ihr Bestes zu tun. Aber für
uns besteht in dieser Hinsicht noch viel Verbesserungsbedarf. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsidentin Marianne Klicka: Als Nächste zum Wort
gemeldet ist Frau Mag Ramskogler. Ich erteile es ihr.
Abg Mag Sonja Ramskogler (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und
Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Landesrätin!
Wir diskutieren den Bericht der Pflege- und
Patientinnen- und Patientenanwaltschaft über das Jahr 2008. Zu allererst lassen
Sie mich von unserer Seite, von der sozialdemokratischen aus, dem Herrn Dr
Brustbauer und seinem engagierten multiprofessionellen Team, das aus
SozialarbeiterInnen aber auch aus PflegerInnen, aus Juristen und aus von vielen
anderen Fachkreisen kommendem Personal besteht, die die Fälle mit ganz viel
Engagement betreuen und behandeln und mit den Leuten sprechen, ein recht
herzliches Dankeschön sagen. (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist mir ein großes Anliegen, es jetzt
natürlich auch zu sagen, so wie es die Kollegin Praniess-Kastner auch gesagt
hat: 2006 haben wir diese Zusammenlegung des Pflegeombudsmanns und der
Patientenanwaltschaft forciert. Das hatte einen ganz wichtigen Grund. Es geht
uns hier um ein Beschwerdemanagement, welches auch unbedingt funktionieren soll
und für die Menschen zugänglich sein soll, das heißt, für alle Anliegen im
Gesundheitswesen, egal, ob das die Pflege betrifft, egal, ob es das
Spitalswesen betrifft, egal, ob es den praktischen Arzt betrifft, für alle Bereiche
im Gesundheitswesen soll es eine Anlaufstelle geben. Das war der Grund dieser
einen Anlaufstelle, sehr geehrte Damen und Herren, repräsentiert natürlich durch den
Patienten- und Pflegeanwalt. Aber dahinter stehen viele Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, die sich um diese Patienten auch tatsächlich kümmern. Daher auch
diese sachlich sinnvolle Zusammenlegung und die gesetzliche Veränderung, die
hier einen Rechtsanspruch für eine Inanspruchnahme des Patientenanwalts
darstellt.
Ich komme hier auch gleich weiter zu dem absolut
tragischen, persönlichen Fall, den die Frau Kollegin der grünen Fraktion
geschildert hat und ich denke mir, genau dazu sollte ein Pflege- und
Patientenanwalt da sein. Genau dazu sollte er da sein, damit solche Sachen
nicht passieren. Ich würde mir wünschen, Sie hätten vielleicht dorthin den Weg
gefunden und es wäre eine Möglichkeit gewesen, dass Ihnen der Herr
Patientenanwalt oder eben sein Team bei Ihrer tragischen persönlichen Situation
zur Seite stehen hätte können oder auch eine
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular