Landtag,
26. Sitzung vom 25.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 61
Frau Abg Mag Vassilakou. Sie ist am Wort.
Abg Mag Maria Vassilakou (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Nachdem ich davon ausgehe, dass Sie und ich im Zusammenhang
mit der Idee der Schaffung einer Sicherheitswacht denselben Standpunkt
vertreten, das braucht man in Wien nicht, möchte ich Sie viel lieber etwas
anderes fragen. Wir haben hier heute MitarbeiterInnen von Siemens. Sicherheit
ist, wie Sie wissen, ein weit gefasster Begriff. Er betrifft nicht nur
Sicherheit vor Kriminalität, er betrifft auch Arbeitsplatzsicherheit. Das
Gefühl, sicher in die Zukunft blicken zu können und zu wissen, wenn ich gut
ausgebildet bin, kann ich auch morgen rechnen, weiter beschäftigt zu werden.
Und da gibt es eine Debatte, die meines Erachtens auf europäischer Ebene
spannend ist, wo Sie sich auch als Landeshauptmann einbringen könnten, und
zwar: Bei der öffentlichen Auftragsvergabe gilt derzeit bekanntlich das
Bestbieterprinzip oder auch das billigste Prinzip, wie man es auch immer nimmt.
Und rund um dieses Bestbieterprinzip gibt es immer Überlegungen und Debatten,
wie kann man das auslegen und wie kann man unter Umständen diverse soziale
Kriterien miteinbeziehen, sodass es hier die Möglichkeit gibt, beispielsweise
Aufträge bevorzugt an Unternehmen zu vergeben, die Förderungspläne haben (Abg
Mag Barbara Feldmann: Das sind zwei verschiedene Sachen! – Aufregung bei der
ÖVP.) oder für die Arbeitsplatzsicherheit bestimmte Dinge unternehmen und
vieles mehr.
Sie wissen und ich weiß, dass Unternehmungen der
Stadt Wien und die Stadt selbst in Wahrheit mit einem Auftragsvolumen von
ungefähr 250 Millionen EUR Siemens beschäftigt. Werden Sie sich dafür
einsetzen, dass eine derartige Debatte, die es hier in der Europäischen Union
immer wieder gegeben hat, auch in Österreich, und die leider, leider in den
letzten Jahren eingeschlafen ist, wiederbelebt wird? Werden Sie sich in diesem
Fall dafür aussprechen, dass künftig bei öffentlichen Auftragsvergaben auch,
wie gesagt, soziale Kriterien viel stärker festgelegt werden, um große
Unternehmen in die Pflicht zu nehmen?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Wenn der Herr Präsident so gütig ist, diese Frage
zuzulassen, werde ich sie natürlich auch beantworten. Das ist ja keine Frage.
Präsident Heinz Hufnagl: Die Frage war in der Tat sehr weit ausgelegt, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Es war ja überhaupt keine Kritik von mir, sondern ich
hätte mich schon deiner Meinung auch angeschlossen (Heiterkeit bei der SPÖ.),
indem ich sage, wenn du sie zulässt, dann werde ich sie selbstverständlich auch
entsprechend beantworten. Was im Übrigen ein Leichtes ist und das habe ich
alles gestern im Gemeinderat in der Fragestunde schon getan, wo ich ganz
haarscharf dazu, was ich dazu auch meine, Stellung genommen habe. Denn
selbstverständlich ist die Stadt Wien bereit, so wie bedauerlicherweise in
anderen Fällen auch, Stichwort: Grundig und nachfolgende Zeiten, das Instrument
des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds entsprechend einzusetzen
beziehungsweise einsetzen zu wollen. Denn dafür ist unter anderem die Politik
letztendlich auch da, um jenen Menschen zu helfen, die gerade in Krisenzeiten
aus welchen Ursachen auch immer, ob sie tatsächlich der Weltwirtschaftskrise
„zu danken“ oder „nicht zu danken sind“, oder ob es Managementfehler sind, das
sei jetzt alles dahin gestellt, das haben wir ja auch nicht so zu entscheiden,
in Probleme geraten sind. Aber natürlich sind wir bereit, hier zu helfen. Das
ist gar keine Frage. Arbeitsstiftungen stehen zur Verfügung, wir stehen für
alle Gespräche zur Verfügung, die entsprechenden Sozialpläne auszuarbeiten.
Wir sind allerdings auch immer darauf hingewiesen
worden, auch von Vertretern Ihrer Fraktion, dass die Politik Arbeitsplätze
eigentlich nicht schafft, sondern dass es Unternehmen sind, die das tun.
Wenn hier eine Entscheidung
in einem multinationalen Konzern selbst passiert, dass ein bestimmter
Betriebsteil oder Konzernteil oder auch ein Unternehmen im Rahmen eines
Konzerns entsprechend geschlossen werden soll, dann werden wir alles daran
setzen, und ich weiß mich hier auch eins, gerade auch nach Gesprächen auch
zuletzt gestern mit dem Sozialminister, dass wir versuchen wollen, auch das
Instrumentarium Kurzarbeit durchaus zur Anwendung zu bringen, hier auch
mitzuhelfen, dass möglichst viele Menschen möglichst lange auch in Arbeit
gehalten werden können, also im Arbeitssystem. Für alle jene, für die das nicht
möglich ist, stellen wir - für die Wienerinnen und Wiener, das muss man
dazusagen - Arbeitsstiftungen zur Verfügung, um hier entsprechend zu helfen.
Das ist das, was wir in der Tat tun können.
Das andere, auf das weise ich schon auch hin. Man
stelle sich vor, bei einem Auftragsvolumen, das heute die Stadt Wien gegenüber
dem Gesamtkonzern Siemens hat, und ich meine damit jetzt auch den Gesamtkonzern
der Stadt, die Stadtwerke, den KAV und alle anderen Einheiten auch, dass wir
hier Aufträge danach vergeben, ob nun Menschen bei Siemens entlassen werden
oder nicht. Was das für die Straßenbahn, für die U-Bahn, für den ganzen
Gesundheitsbereich heißt, aber was es auch für den Konzern selber heißt und was
es nicht zuletzt auch für den Wirtschaftsstandort Wien heißt, gerade vor dem
Hintergrund dessen, dass Siemens ungebrochen das Flaggschiff der Wiener
Industrie ist - ich sage Ihnen daher ganz offen, ich bin nicht dafür zu haben,
dass wir aktuell gesehen Aufträge daran binden, ob es nun gelingt, hier alle
Arbeitsplätze in diesem Teilbereich von Siemens zu retten oder auch nicht. Denn
würden wir das tun, würden wir auch weitreichende Schwierigkeiten für viele
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Siemens-Konzern herbeiführen und das
machen wir daher ganz, ganz sicher nicht.
Wir helfen, wo wir können. Das ist
etwas, was die Stadt auch tun kann. Wir arbeiten sehr gut und sehr eng auch mit
dem Sozialministerium und dem AMS zusammen. Selbstverständlich stehen wir auch
in Kontakt mit
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