Landtag,
25. Sitzung vom 27.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 32
der Krippe keine Plätze. - Und Ende Februar
plötzlich: Der Herr Bürgermeister präsentiert Ende Februar, genau zum Ende der
Anmeldezeit für den Kindergarten, den Gratiskindergarten. - Kein schlechter
Schachzug! Alle, die geglaubt haben, dann könnten wir uns ja jetzt im März -
denn es wird ja bekannt, und es gibt ja genug Inserate, wie Kollege Gudenus
schon erzählt hat - anmelden, weil eigentlich das Geld, die Elternbeiträge der
ausschlaggebende Grund waren, das Kind nicht in den Kindergarten zu geben,
müssen feststellen: Das geht aber nicht! Es gibt keine Plätze! Alles voll! (Abg Mag Sonja Kato: Nein, das ist eine
Unterstellung! Diejenigen, die sozial schwach waren, die mussten auch bisher
nicht zahlen!)
Das heißt: Klug gewählt und nicht durchdacht - und
das ist schon vorher gekommen. Es ist „gratis" angekündigt, und der
sagenumwobene Brief, den der Herr Bürgermeister auch mir geschrieben hat,
beginnt mit dem Satz: „Sehr geehrte Frau Smolik! Als Bürgermeister unserer
Stadt bin ich besonders stolz darauf, dass für alle Eltern ab Herbst 2009
sowohl Krippe als auch Kindergarten beitragsfrei sein werden." - Das
stimmt nicht! Und es wurde gestern von der Frau ehemaligen Vizebürgermeisterin
gesagt, dass es nicht so sein wird, und es ist auch heute wieder vom Kollegen
Wutzlhofer gesagt worden.
Es gibt hier offensichtlich unterschiedliche
Auffassungen von „alle Eltern". Was sind „alle Eltern"? Alle Eltern,
deren Kinder in einen städtischen Kindergarten gehen? - Ja, das stimmt. Aber
für „alle Eltern", wie in diesem Brief versprochen, wird es nicht
beitragsfrei sein. In den privaten Kindergärten wird es nach wie vor so sein,
dass ein Beitrag zu zahlen sein wird.
Und besonders originell finde ich jetzt die Lösung,
dass zusätzliche Angebote von den Eltern ohnehin getrennt bezahlt werden
sollen. - Na, zahlen wir jetzt für einen Garten? Ist das das zusätzliche
Angebot? Zahlen wir für die Native Speakers? - Du hast das angesprochen. - Ist
es das, was wir wollen: dass wir für alles, was mühsam erkämpft wurde und worin
die Privaten Vorreiter waren, in Reformen und Zusatzangeboten, jetzt extra
zahlen? Und das ist die „gleiche Bildungschance"? – Na, das schaue ich mir
an, wie viele Eltern das dann machen werden und sich das leisten können! Ihr
schafft mit dieser Lösung, wenn sich diese nicht ändert - und daran muss sich
etwas ändern! -, ein Zwei-Klassen-System im Kindergarten. Und das, glaube ich,
sollte nicht das Ziel dieser – auch zu Recht - als Meilenstein gelobten
Einführung des Gratiskindergartens sein.
Aber so kann es nicht sein! Man kann sich nicht
hinstellen und etwas ankündigen, die Leute glauben das - und dann kommt man
drauf, es geht gar nicht. Die Leute fühlen sich gefrotzelt - um nicht ein
anderes Wort zu gebrauchen. Und das geht nicht! So geht man mit den Menschen in
dieser Stadt nicht um. (Beifall bei
GRÜNEN und ÖVP.)
Und was Sie damit auch noch alles machen: Die
PädagogInnen, die völlig überlastet sind und von denen es in den Kindergärten
ohnedies schon zu wenige gibt, sollen jetzt auch noch tagesaktuell
kontrollieren, ob die Kinder regelmäßig jeden Tag in den Kindergarten kommen!
Da sitzt dann eine dort und macht nur Stricherln (Abg Karlheinz Hora: Eine
Anwesenheitsliste hat es ja jetzt auch gegeben, oder?) und notiert: Die Susi geht um
12.30 Uhr. - Wie soll das tagesaktuell geführt werden? Das möchte ich
gerne wissen. (Abg Karlheinz Hora: Oder wollen Sie den Kindergarten als
„Kindergarderobe" sehen?) Dann sagen Sie, Herr Kollege Hora, die Lösung
für diese Frage: Wie soll das tagesaktuell geführt werden können? (Abg
Karlheinz Hora: Das ist fern jeder Realität, seien Sie mir nicht böse!) Wie
soll die Dokumentation gemacht werden?
Das alles haben Sie sich nicht überlegt. Sie haben
sich nicht überlegt, wie das funktionieren soll. Wie soll die Vollbeschäftigung
der Eltern kontrolliert werden, die ja Voraussetzung für Krippenplätze ist?
Sollen sich die Träger da jeden Tag versichern? Sollen sich die dann hinsetzen
und die Mütter und Väter, die die Kinder bringen, fragen: Sind Sie schon
arbeitslos? Haben Sie noch einen Job oder sind Sie Teilzeit? Denn davon hängt
ab, ob Sie den Gratiskindergarten bekommen oder nicht! (Abg Karlheinz Hora:
Sie merken, dass Sie nur versuchen, irgendwas ..., um irgendwas sagen zu
können! Mehr machen Sie nicht!)
Es ist nicht durchdacht, es wurde in Rust vorschnell
vom Herrn Bürgermeister angekündigt, und Sie richten wieder einmal ein Chaos
an. Ich erinnere nur an das Chaos, das vor einem Jahr mit der frühzeitigen
Schuleinschreibung verursacht wurde. Dieselbe Situation: Niemand hat davon
gewusst, keiner wusste, wie es umgesetzt wird. Der Herr Bürgermeister hat es
verkündet, und jetzt sind die Leute damit gefordert, das umzusetzen, ohne dass
sie wissen, wie.
Die Verunsicherung ist nicht nur bei den Eltern groß,
sondern auch bei den Betreibern. Ich würde Christian Oxonitsch wirklich raten,
sich mit den Betreibern und nicht nur mit der MA 10 zusammenzusetzen und
all diese Punkte zu klären, denn das ist offen und es ist nicht geklärt. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP. – Abg Karlheinz
Hora: Gestern nicht aufgepasst? Der Herr Stadtrat hat ...!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg Riha. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Monika Riha (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr
Landeshauptmann! Auch wenn Sie nicht da sind, spreche ich Sie an. Sehr geehrter
Herr Stadtrat! Sie sind auch nicht da, aber ich spreche Sie auch an. Und sehr
geehrte Damen und Herren! (Ruf bei der ÖVP: Sind auch nicht sehr viele da!)
Sind auch nicht sehr viele da. (Abg Dr
Matthias Tschirf: Machen wir eine Sitzungsunterbrechung!)
Zur FPÖ sei gesagt: Weil Sie einer schwarzen Idee ein
blaues Mascherl geben, ist es noch lange keine blaue Idee. Sie wissen genau,
dass die ÖVP bereits seit acht Jahren den gebührenfreien Kindergarten fordert.
Und zu meinem Kollegen Wutzlhofer:
Es dürfte dir entgangen sein, Oberösterreich ist weit vor Wien vorgeprescht und
bietet den Kindergarten von null bis sechs
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