Landtag,
25. Sitzung vom 27.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 32
weil die Ideen eben von uns kommen.
Und wenn Herr Wutzlhofer von vielen eindrucksvollen
Studien - die natürlich auch stimmen - oder von Springfield und den Simpsons
spricht und sagt, Bildungschancen sind Lebenschancen, dann frage ich ihn: Warum
haben Sie dann diesen Gratiskindergarten nicht schon vor Jahren umgesetzt? Sie
haben, bitte, mit Ihrer absoluten Mehrheit immer die Möglichkeit gehabt, Sie
haben aber nichts getan.
Sie sprechen von einer Richtschnur „Bildung von
Anfang an". Das fordern wir seit Jahren und Jahrzehnten - und Sie kommen
jetzt plötzlich damit daher. Wir haben zum Beispiel noch im Februar, Ende
Februar einen Antrag eingebracht - nicht nur wir, auch andere Parteien -: Das
wurde von Ihnen abgeschmettert! Wir haben 2001 im Wahlkampf plakatiert:
Kostenloser Kindergarten! - Das wurde von Ihnen nicht umgesetzt. Wir haben schon
unter Rainer Pawkowicz in den 90er Jahren einen kostenlosen Kindergarten
gefordert - Sie haben uns noch ausgelacht. Jetzt plötzlich merken Sie von der
SPÖ, dass Ihnen die Felle davonschwimmen, dass Ihr Image aus vielen Gründen
schwer beschädigt ist und dass der Trend nach unten geht, und Sie spielen mit
Neuwahlgedanken und versuchen vorher noch schnell, in einer Art
Charme-Offensive, einen kostenlosen Kindergarten anzukündigen.
Ich finde es eigentlich fast mutig und waghalsig,
wenn nicht sogar halsbrecherisch von Ihnen, hier in der Aktuellen Stunde dieses
Thema zu inszenieren und in Wirklichkeit völlig voreilig zu handeln, eine
völlig unüberlegte, unausgegorene Idee zu propagieren. Es gibt dazu sehr, sehr
viele offene Fragen: Wie schaut es aus mit der Finanzierung der
Privatkindergärten? Da müssen die Menschen anscheinend weiterhin in die Tasche
greifen. Es findet anscheinend der kostenlose Kindergarten ab Herbst eben nicht statt, wenn manche noch weit
über 100 EUR zahlen müssen.
Es wird ab Herbst einen Ansturm auf öffentliche
Kindergärten geben, und es fehlen für ein flächendeckendes Angebot 4 500
Plätze. Die 1 000 Plätze, die Herr Bgm Häupl angekündigt hat, werden
sicherlich nicht reichen. Die SPÖ entpuppt sich eben wiederum als Ankündigungsweltmeister.
Es werden die Bürger hinters Licht geführt. Sie schalten teure Inserate,
Plakate auf Kosten der Allgemeinheit. Sie hätten mit den Kosten, die Sie in den
letzten Wochen in diese Plakatserie und Inseratserie investiert haben,
wahrscheinlich schon zwei Jahre vorher einen kostenlosen Kindergarten einführen
können, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Und Sie schreiben einen Brief an die Haushalte,
nämlich an alle. Da ist ein Brief einer 65-jährigen Dame an den Herrn
Bürgermeister zurückgekommen - ich lese ihn kurz vor:
„Sehr geehrter Herr
Bürgermeister! Ich bedanke mich herzlichst für die gute Nachricht, dass der
Kindergarten bald für alle Kinder gratis ist. Da ich bereits 65 Jahre alt
bin und kein Kind im fraglichen Alter habe, kommt Ihre geschätzte Erfolgsmeldung
für mich etwas zu spät. Aber ich hatte vor fast vier Jahren die Kosten des
Kindergartens für meinen Enkel übernommen - leider, leider geht er seit letztem
September bereits in die Schule.
Trotzdem bedanke ich mich nochmals für diese
Leistung. Endlich sind die Inländer in diesem Punkt den Ausländern
gleichgestellt. Durch Gespräche mit anderen Müttern oder Vätern weiß ich, dass
Türken und andere wertvolle Zuwanderer nur einen Bruchteil von meinem Betrag
bezahlt haben.
Nochmals vielen Dank, denn man kann mit der
sozialistischen Erziehung nicht früh genug beginnen."
Gut, mit dem letzten Satz stimme ich nicht ganz
überein, weil der Kindergarten ja durchaus wichtig ist, aber man sieht eben,
dass das Ganze eine Farce ist und auch dass hier die Bürger in den letzten
Jahren in Wirklichkeit nur betrogen wurden. Die Frau ehemalige
Vizebürgermeisterin Laska hat zum Beispiel gestern einen Personalmangel
eingestanden. Es ist nicht geklärt, wie diese Situation, die sie als durchaus
angespannt bezeichnet hat, gelöst werden kann. Es gibt sehr viele offene
Fragen, wie zum Beispiel: Bekommen jene Eltern, die sich entscheiden, die
Kinder zu Hause zu erziehen, ebenfalls einen angemessenen Beitrag in der Höhe
von 226 EUR oder nicht? - Das sollte man vielleicht diskutieren. Wird es
einen Rechtsanspruch geben? - Das fordern wir als Freiheitliche. Das ist eine
sehr wichtige Frage. Das sollte gesetzlich implementiert werden.
Man sieht, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass
die Roten eben immer nervöser werden. Dass sie immer mehr in unsere Richtung
umfallen, wenn auch nicht ganz, das sieht man an der neuen
Law-and-Order-Politik des Bürgermeisters mit den 4 000 angekündigten
Ordnungshütern, das sieht man beim kostenlosen Kindergarten. Aber ich sage
Ihnen ganz ehrlich eines, meine sehr geehrten Damen und Herren: Die Wähler
werden zum Schmied gehen und nicht zum Schmiedl! (Beifall bei der FPÖ. – Abg Godwin Schuster: Das ist wahr!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg Smolik. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine
Damen und Herren! Jürgen Wutzlhofer hat von einem Meilenstein gesprochen. Ja,
es ist ein Meilenstein, aber offensichtlich interessiert der Meilenstein die SPÖ-Fraktion
nicht, denn wenn ich mir deren Anwesenheit bei ihrer eigenen Aktuellen Stunde
anschaue ... (Abg Karlheinz Hora: Was soll das? Ihr seid ja auch nicht
immer alle da!) Ich habe jetzt nicht von immer gesprochen, sondern: Bei
ihrer eigenen Aktuellen Stunde, in der uns das als Meilenstein verkauft wird,
muss ich feststellen, dass die SPÖ offensichtlich vom Meilenstein nicht
überzeugt ist. Und zu Recht sind Sie nicht überzeugt - ich gebe Ihnen ja recht (Abg
Karlheinz Hora: Vielleicht haben wir schon Vorarbeit geleistet?) -, denn es
ist nicht so, wie es Kollege Wutzlhofer jetzt hier vorgestellt hat.
Im Jänner und im Februar ist die
Hauptanmeldezeit für den Kindergarten, nicht wahr? Das kann man auf der
Homepage nachlesen: Jänner, Februar. - Die Leute melden sich an, hören wie
immer das Gleiche: So und so viel Beitrag zu zahlen; nein, kein
Kindergartenplatz; in
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