Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 83
den letzten Jahren zwei Untersuchungskommissionen
gegeben hat, alle beide schlussendlich im Gesundheitsbereich. Die eine widmete
sich dem Thema Pflege, und die andere widmete sich dem Thema Psychiatrie. Das
sind also zwei Themenbereiche, die nicht so schick sind, die nicht so beliebt
sind, die sich auch nicht eignen, um sich ununterbrochen sozusagen zu rühmen,
wie toll und wie großartig alles ist.
Es sind auch zwei Themenbereiche, die meines
Erachtens zeigen, wie weit entwickelt ein Sozialstaat tatsächlich ist. Denn die
Art und Weise, wie wir in unserer Gesellschaft mit den Alten und den Pflegebedürftigen
umgehen, und die Art und Weise, wie wir mit psychisch Kranken umgehen, verrät
schlussendlich sehr, sehr viel über den Entwicklungsgrad und über die Qualität
unseres Gesundheitssystems und auch unseres Sozialsystems.
Umso mehr freut es mich, schon heute festzustellen,
dass beide Untersuchungskommissionen in jedem Fall im Sinne der Betroffenen, im
Sinne der älteren Menschen in der Stadt und auch im Sinne der psychisch
Erkrankten in der Stadt, etwas gebracht haben, und zwar nicht etwas Abstraktes
gebracht haben, sondern ganz reale Verbesserungen mit sich gebracht haben, die
es nicht gegeben hätte, hätte es auch diese Untersuchungskommissionen nicht
gegeben.
Ich möchte in Erinnerung rufen, dass, als wir mit den
Erörterungen rund um den Pflegeskandal in Lainz begonnen haben, es zunächst
geheißen hat: Es gibt keinen Pflegeskandal, es ist alles bestens so, in Lainz
gibt es überhaupt kein Problem. Inzwischen, einige Jahre später, haben wir
etliches weitergebracht und etliches erreicht, nicht zuletzt, dass die
Pflegestationen in Lainz aufgelassen werden, dass man jetzt dazu übergegangen
ist, an anderen Standorten kleinere Einheiten entstehen zu lassen, sodass es
hier zu wesentlichen Verbesserungen für ältere pflegebedürftige Menschen in
Wien gekommen ist.
So haben wir es in diesem Fall auch mit der
Psychiatriekommission erreicht. Sie ist jetzt in Wahrheit de facto seit kaum
einem Jahr aktiv, und in diesem einen Jahr sind auch hier bereits wesentliche
Dinge weitergebracht worden. Es ist Bewegung in die Sache gekommen, und es sind
Dinge passiert, die es ohne diese Kommission ganz einfach nicht gegeben hätte.
Es hat ja in dieser Stadt 1979 - da war ich noch
lange nicht in Österreich, es ist 30 Jahre her - eine Psychiatriereform
gegeben. Diese Psychiatriereform war damals ein Meilenstein. Man hat sich
damals sehr viele Dinge vorgenommen, man hat sich viele gute Dinge vorgenommen.
Manches davon hat man dann auch tatsächlich realisiert, vieles aber überhaupt
nicht. 30 Jahre später gibt es vieles davon - noch einmal - überhaupt
nicht, und 30 Jahre sind eine lange Zeit!
Man kann sagen, was es seit damals gegeben hat:
Zunächst einmal einen Bettenabbau im Otto-Wagner-Spital, und das Zweite, was es
seit damals gegeben hat, ist die Gründung des Psychosozialen Dienstes. Das
waren zwei wesentliche Errungenschaften, wenn Sie so möchten, die damals im
Rahmen der Psychiatriereform erreicht wurden. Und seitdem? - Funkstille, in
wahrsten Sinne des Wortes 30 Jahre Funkstille!
Es freut mich sehr, dass
jedenfalls die Psychiatrie in Wien und die Art und Weise, wie psychisch
erkrankte Menschen behandelt werden, welche Leistungen ihnen zur Verfügung
stehen, wie insgesamt dieser ganze Bereich funktioniert - Wo liegen die Mängel,
wo liegen auch in manchen Fällen sehr wohl die Missstände? -, nun endlich
wieder zum Thema geworden ist. Ich kann zwar bis zu einem gewissen Grad
verstehen und auch nachvollziehen, dass Sie das nicht gerne hören - es liegt
wahrscheinlich in der Natur der Dinge, dass die Opposition sich darauf konzentriert,
Mängel aufzudecken, manchmal auch auf Missstände hinzuweisen, wo sie vorhanden
sind, und dass es der regierenden Fraktion selbstverständlich nicht unbedingt
großartig vorkommt, sich selbst hinzustellen und diese Mängel in der eigenen
Verwaltung, wenn man so möchte, zuzugeben -, aber, Frau Stadträtin, ich halte
es für einen Fehler, das nicht zu tun.
Ich halte das für einen sehr großen Fehler, aus dem
einfachen Grund, dass man oft hier, von dieser Stelle aus, zum Beispiel Dringliche
Anfragen so wie heute beantwortet, dass man sich selbst zu den Mängeln und den
Missständen - dort, wo sie vorhanden sind - nicht bekennt, dass man wieder
einmal alles schönredet, wieder einmal lange, lange, lange Zahlen und Listen,
sozusagen wunderbare Dinge verkündet. (LhptmStin Grete Laska: Das war doch
nicht lang!) Wenn man zynisch ist, könnte man von einer Märchenstunde
sprechen; ich will es nicht tun. (LhptmStin Grete Laska: Das waren die
Fragen, die Sie gestellt haben!) Ich kann nur sagen, Sie bekommen Fragen,
sie geben lange, wunderschöne Antworten, wo ich mir denke: Wenn ich dem Glauben
schenke, dann kann ich aber wirklich einpacken und gleich nach Hause fahren,
dann brauchen wir überhaupt nicht mehr hier zu sitzen, und es ist alles super in
dieser Stadt.
Sie wissen aber, dass in einer Woche der
Kontrollamtsbericht kommt - und er wird nicht gut aussehen! Das weiß jeder, das
pfeifen schon die Spatzen von den Dächern. (Abg
Barbara Novak: Haben Sie ihn schon gelesen? - Abg Christian Deutsch: Kennen Sie ihn schon?) Dann werden
wir erneut darüber diskutieren, auf Basis der Fakten, die dann auf dem Tisch
liegen werden, und Sie werden nicht gut aussehen. (Abg Christian Deutsch:
Wissen Sie das schon?) Ich verstehe, ehrlich gesagt, nicht, warum Sie das
tun. Denn Sie müssten ja wissen, was dieser Kontrollamtsbericht aufdecken wird,
und Sie müssten sich doch davor schützen, dass Sie eine Woche davor Dinge
behaupten, die dann genau dort widerlegt werden.
Aber ich verstehe nicht, warum Sie
sich dem ausliefern. Wenn Sie es so wollen: bitte sehr, dann werden wir in
einer Woche darüber einfach en detail diskutieren, und dann werden wir ziemlich
genau heranziehen, was Sie uns heute alles gesagt haben und was dann in diesem
Kontrollamtsbericht öffentlich allen zur Verfügung stehen
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