Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 83
Lösungen zu finden. Es gibt aber auch Einzelfälle,
die eben nicht das bekommen, weil es das in Wien gar nicht gibt. Also es gäbe
das in Niederösterreich und die Finanzierung einer solchen Nachaußenverlagerung
ist dramatisch schwierig, vor allem deshalb, weil jede Regionalstelle über ein
bestimmtes Budget verfügt. Und wenn man jetzt für ein Kind einen wesentlich
größeren Betrag und so weiter braucht, also bis zu 1,2 Millionen, das wird
dann nur sehr, sehr sporadisch genehmigt." - Da sitzen Ärzte und Ärztinnen
da und müssen Briefe schreiben, wo sie nicht einfach einen Brief schreiben,
sondern „dringend", „dringendST" und „Gefahr" draufschreiben müssen,
bevor überhaupt jemand ein Ohrwaschel rührt, damit irgendetwas passiert!
Dann spricht er von konkreten Fällen, was es
bedeutet, wenn man nicht versorgt wird. Frau Kollegin Antonov hat heute Morgen
schon von den autistischen Kindern und Jugendlichen gesprochen, die unversorgt
zu Hause bleiben. Prof Popow spricht auch von kleinen Kindern und von
Jugendlichen, die Schulangst haben. Das muss man sich einmal vorstellen, eine
Schulphobikerin geht nicht in die Schule, das hat ein paar Konsequenzen. Das
Kind muss zu Hause betreut werden, es lernt nichts, es ist verzweifelt, die
Eltern sind auch verzweifelt. Da gibt es nur ein Viertel der Kinder, und das
sagt Prof Popow, die adäquat versorgt werden. 150 warten auf die wenigen
Plätze, die es gibt. Das sind im Prinzip gesunde Kinder, die ... - ich
zitiere - ... eine Angststörung haben. Diese Angststörung hindert sie am
Schulbesuch. Die Wartefrist auf einen Therapieplatz - und ich halte einiges aus
- beträgt neun Monate bis eineinhalb Jahre! Das sind keine Extremwerte, sondern
fast Durchschnittswerte! Das ist die eine Geschichte. Dann spricht er noch von
vielen anderen Fällen, die er nicht versorgen kann.
Das
ist die Wahrheit! Keiner kann sagen, Sie hätten die Wahrheit nicht gekannt,
denn Prof Berger hat schon 2004 mit seiner Mängelliste im Rahmen seines
Projekts aufgezeigt, woran es fehlt!
Sie
haben sich der Befragung und der Wahrheitspflicht entzogen, Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin! Wir bedauern das, denn wir würden das gerne
schwarz auf weiß haben, so, dass Sie dann auch zu Ihrem Wort stehen müssen!
Unter Wahrheitspflicht hätten wir erwartet, dass Sie sich hinstellen und nicht
vorschützen, ob hier wohl Landeskompetenzen oder Gemeindekompetenz in Frage
käme. Diese Dinge kann man hier alle einwenden. Ich weiß, Sie werden auch heute
wieder eingewendet werden. Die Menschen, die es betrifft, wissen, Frau Laska
ist zuständig mit beiden Hüten. Wenn man sich hinstellt und sagt, das ist uns
jetzt wurscht, weil jetzt können Sie uns nicht fragen, weil jetzt tragen wir
gerade den anderen Hut!, dann erleben sie das zynisch. So zynisch, wie sie es
erleben, wenn die Wahrheit so interpretiert wird, wie ich das im Hinblick auf
Frau StRin Wehsely hier geschildert habe.
Wir
fordern Sie also auf, dass Sie auch hier wahrheitsgemäß und umfassend
antworten! (Abg Godwin Schuster: Sie
unterstellen, es wird von Haus aus gelogen! Das ist wirklich ungeheuerlich! Das
tut man nicht!) - Ich habe ein Beispiel erzählt, Herr Kollege Schuster, von
Frau StRin Wehsely. Was würden Sie dazu sagen, wenn jemand sagt, es hat im
Rahmen von Fixierungen körperliche Beeinträchtigungen gegeben? Das ist zynisch,
wenn jemand verbrannt ist! (Abg Godwin
Schuster: Wenn sie sagt, sie hätte einen anderen Begriff verwenden können, ist
das nicht zynisch!) Erklären Sie den Bürgern und Bürgerinnen, was für die
Frau StRin Wehsely alles unter das Stichwort Missstand hineinfällt! Da kann
einem als Patient und Patientin der kalte Angstschweiß kommen! Die
Wahrheitspflicht ist, denke ich, eine moralische. Darauf muss man nicht
hinweisen!
Übernächste
Woche werden wir einen Kontrollamtsbericht zum Thema kinder- und
jugendpsychiatrische Versorgung bekommen. Darin wird viel Wahres stehen.
Insofern hat es einen Sinn, wenn wir heute offen und problemorientiert
diskutieren, nicht behübschen, verschweigen und beschönigen! - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN und von Abg Mag
Wolfgang Gerstl.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Zur
Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich die Frau amtsführende Stadträtin
der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport zum Wort gemeldet.
Ich erteile es ihr.
LhptmStin Grete Laska: Frau
Präsidentin! Sehr geehrte Mitglieder des Hauses!
Ich ersuche Sie schon vorab um Geduld. Sie haben die
ausführliche Fragestellung vorgelesen bekommen und ich werde in aller
Ausführlichkeit diese gestellten Fragen beantworten.
Lassen Sie mich aber eingangs auf zwei Punkte
eingehen, die jetzt von Frau Dr Pilz wieder angesprochen wurden. Wenn Sie von
zynischer Interpretation der Wahrheit sprechen, dann kann ich allein anhand der
letzten Sätze, die Sie hier gesprochen haben, sagen, Sie wissen, wovon Sie
sprechen! (Beifall bei der SPÖ.)
Das
Zweite ist, in Ihrer Begründung, die jetzt nicht verlesen worden ist und
deswegen möchte ich sie noch einmal wiederholen - und Sie haben es jetzt wieder
angesprochen -, steht: „mittels einer fragwürdigen Interpretation der
Stadtverfassung". Das war in der kurzen Phase der Diskussion auch in der
Untersuchungskommission Thema, wo sowohl von der Vorsitzenden als auch in der
Diskussion festgestellt wurde, dass es schon hinterfragenswürdig ist, welche
Einstellung Sie eigentlich zur Stadtverfassung haben, auf die Sie in diesem
Hause angelobt wurden. Ich sage es Ihnen für mich. Meine Position ist eine ganz
eindeutige. Die Stadtverfassung ist für mich das, woran wir uns in diesem Hause
zu halten und wonach wir uns zu richten haben. Wenn festgestellt wird, dass
das, was Sie beantragt haben, nicht den Regeln der Stadtverfassung entspricht
und Sie jetzt mit der zynischen Interpretation der Wahrheit interpretieren,
dass das ein Verstecken, und was weiß ich, was Sie da alles für Begriffe
verwendet haben - ich will sie da nicht wiederholen, weil sie der Würde des
Hauses widersprechen -, ist, hier argumentieren und mich nachdrücklich daran
erinnern müssen, dass ich gegenüber der Wiener Bevölkerung zu meiner
Verantwortung stehen muss, dann sage ich Ihnen, danke, dazu brauche ich Sie
nicht!
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