Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 83
die
Kontrolle etliche Anträge eingebracht, und die SPÖ hat damals Anträge abgelehnt
und hat gesagt, wir wollen trotzdem mitarbeiten an einer Reform der Kontrolle,
aber machen wir das doch auf der Klubebene. Auf dieser ominösen Klubebene ist
alles andere versandet und alle unsere Vorschläge sind dort auch
steckengeblieben. Es hat Treffen gegeben, wo Vorschläge eingesammelt wurden.
Wir haben gesagt, das sind unsere Vorschläge, es geht um sehr viele Dinge, wie
die Kontrolle besser, effizienter, transparenter gemacht werden kann. Geschehen
ist nichts bis jetzt.
Die
SPÖ sagt immer wieder, wir werden eine Änderung der Stadtverfassung noch machen
bis zur nächsten Wahl, aber ich habe die große Befürchtung, mit diesem heutigen
Beschluss wird es sich auch schon erledigt haben. Die SPÖ wird meinen: Damit
haben wir unser Ziel für diese Periode erreicht, und mehr wollen wir nicht.
Wir
geben Ihnen heute die Möglichkeit, das Gegenteil zu zeigen. Vielleicht haben
Sie von der Mehrheitsfraktion ja den Mut nicht nur zu Reförmchen, sondern sogar
zu richtigen Reformen. In diesem Sinn bringen wir heute gemeinsam mit allen
Oppositionsparteien Beschlussanträge ein, die auf eine transparente und
wirklich konsequente Kontrolle abzielen und die auch ermöglichen würden, dass
in Wien die Kontrolle auf einen internationalen Standard gebracht wird.
Der
erste Antrag betrifft die organisatorische Unabhängigkeit des Kontrollamtes und
bedeutet eigentlich nichts anderes, als dass das Kontrollamt als eigenes Organ
der Gemeinde Wien dem Gemeinderat unterstellt wird und nicht dem Magistrat, was
ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, wenn man sich das ein
bisschen überlegt.
Die Unabhängigkeit des Kontrollamtes hat natürlich
auch sehr viel mit der Position der Leitung zu tun, und auch da ist die
Vorgehensweise bei der Bestellung der Kontrollamtsleitung nicht die
allerdemokratischste. Wir haben es ja auch bei der Einsetzung von
Dr Hechtner kritisiert. Wir haben das schon mehrmals thematisiert, das ist
ja ein Thema, das zieht sich auch schon über Jahre hin.
Und auch hier haben wir ein paar Vorschläge, wie das
besser geregelt werden könnte. Das beginnt bei einem Hearing für die Kontrollamtsleiterin
oder den Kontrollamtsleiter, einem öffentlichen Hearing und nicht nur einem
Gespräch mit dem Bürgermeister unter vier Augen.
Die Unabhängigkeit wird auch dadurch gewährleistet,
auf welche Art und Weise die Leitung des Kontrollamtes bestellt und abberufen
werden kann. So wie es jetzt ist, ist es die einfache Mehrheit. Das heißt, wenn
es der Mehrheitsfraktion passt, wird ein Direktor eingesetzt oder eine
Direktorin, und wenn irgendetwas unangenehm wird, dann kann man sie mit der
Mehrheit auch einfach wieder absetzen.
Das finden wir so nicht in Ordnung und stellen daher
den Antrag, dass in Zukunft die Bestellung und die Abberufung des
Kontrollamtsleiters oder der Kontrollamtsleiterin mit einer Mehrheit von zwei
Dritteln möglich sein sollte. Auch bei diesem Antrag beantragen wir die
sofortige Abstimmung.
Wesentlich ist natürlich auch noch die
Funktionsperiode. Um die Unabhängigkeit wirklich zu gewährleisten, schlagen wir
vor, dass die Funktionsperiode der Leitung des Kontrollamtes verlängert wird
und dass dafür keine Wiederwahl mehr möglich sein soll. Wir beantragen die
sofortige Abstimmung.
Ein Antrag, der auch ganz
wesentlich ist, und zwar betrifft er Abstimmungen über die Empfehlungen des
Kontrollamtes und die Berichtspflicht der verantwortlichen
Regierungsmitglieder. So wie es jetzt ist, diskutieren wir im Kontrollausschuss
die Ergebnisse der Berichte, und es gibt natürlich Empfehlungen, denen sich die
Mehrheit anschließt, es gibt Empfehlungen, über die man natürlich diskutieren
kann. Es kann ja vorkommen, dass das Kontrollamt aus rein finanzieller Sicht zu
einer Ansicht kommt, die wir aus politischer Sicht oder aus einer politischen
Argumentation heraus vielleicht nicht teilen. Ich weiß nicht, wenn das
Kontrollamt vielleicht sagt, erhöhen wir die Bäderpreise, weil wir da zu wenig
Geld verdienen, dann würden wir wahrscheinlich sagen, das wollen wir aber
politisch nicht, wir wollen, dass die WienerInnen günstig baden können. Als
einfaches Beispiel.
Ich glaube aber, dass es sehr sinnvoll wäre, wenn wir
wirklich die einzelnen Empfehlungen durchdiskutieren könnten und würden. Wir
würden uns das wirklich wünschen. Wir würden ja bei vielen Empfehlungen auch
mit Ihnen mitgehen und sagen, ja, das ist sinnvoll, und bei manchen
Empfehlungen würde sich sicher auch die Opposition anschließen und sagen, nein,
diese Empfehlung setzen wir aus politischen Gründen nicht um. Aber so, wie es
jetzt läuft, dass das eigentlich dann überhaupt kein Thema ist, kann es nicht
sein. Sie setzen um, was Sie wollen und was Ihnen nicht passt, nicht. Kein
Mensch weiß dann eigentlich, ist das umgesetzt, ist das nicht umgesetzt, und
wenn dann eine Nachprüfung kommt, stellt sich eigentlich in den meisten Fällen
heraus: Nein, umgesetzt wurde nichts oder nur ein ganz geringer Teil.
Deshalb glauben wir, es ist erforderlich, dass
abgestimmt wird über Empfehlungen, dass die Regierungsmitglieder auch in die
Pflicht genommen werden, nach einem Jahr darüber zu berichten, welche
Empfehlungen umgesetzt wurden und welche nicht. Das ist in anderen
Bundesländern durchaus der Fall, und das ist auch ein sehr gutes Beispiel, wie
man Kontrolle in einer modernen Welt auch tatsächlich transparent und
konsequent handhaben kann. - Wir möchten auch bei diesem Antrag die sofortige
Abstimmung.
Wenn Sie die Empfehlungen aus den
Berichten des Kontrollamtes tatsächlich ernst nehmen würden, dann wäre es
vielleicht auch nicht zu dieser Untersuchungskommission gekommen, die wir jetzt
aktuell haben. Das Kontrollamt hat in etlichen Berichten festgehalten, dass es
im Krankenanstaltenverbund Mängel gibt, dass es finanzielle Unterversorgung
gibt, dass Personalmangel besteht, hat auch im Bereich der Psychiatrie Mängel
aufgezeigt. Das alles ist ignoriert worden, und jetzt in der
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