Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 83
Ich bin selbst öffentlich Bediensteter und gestehe,
dass es hier natürlich um ein Gesamtpaket geht. Es kann nicht sein, dass man
nur hinten etwas wegschneidet, ohne vorne etwas dazu zu geben! Der öffentliche
Dienst muss attraktiv bleiben. Dazu gehört eine Fülle von Dingen: Aktivbezüge,
Pensionskassenregelungen und Benefits. Ganz wichtig ist die
Arbeitszufriedenheit. Es ist also sicherlich zu kurz gegriffen, nur das
Pensionssystem singulär herauszugreifen.
Wir glauben, dass es wichtig ist, dass das Land Wien
diesbezüglich tätig wird und der Wiener Landtag als Gesetzgeber seine
Verantwortung wahrnimmt. Er trägt Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler, und
zwar nicht nur gegenüber dem Wiener Steuerzahler. Der Großteil der Einnahmen
des Landes Wien kommt ja aus dem Finanzausgleich. Seitens der Bundesregierung
wurde schon angedeutet, dass in Hinkunft ein Finanzausgleich auch davon
abhängig gemacht werden wird, inwiefern auch Gleichstellungsschritte mit dem
Bundesbereich stattfinden. Wir wollen nicht in eine Situation kommen, dass wir
dann insgesamt weniger Geld bekommen, weil wir im Bereich des öffentlichen
Dienstes Schritte, die auf Bundesebene schon lang getan wurden, nicht machen.
Ich fasse zusammen: Der Dienstgeber, das Land Wien,
ist gefordert, möglichst viele Bedienstete, die wichtige Arbeit leisten, im
Dienst der Stadt Wien möglichst gesund alt werden zu lassen und der
grassierenden Frühpensionierungsmentalität, die wir uns einfach nicht mehr
leisten können, entschieden entgegenzutreten. Wir gehen nämlich, auch wenn
diese Krise durchtaucht ist, Zeiten entgegen, in denen es bitter notwendig sein
wird, dass wir auf die Humanressourcen gerade der älteren Mitarbeiter
zurückgreifen können. Wir dürfen nicht den bequemen Weg gehen, die
Möglichkeiten zur Frühpensionierung eher zu erleichtern. Das hinterlässt
nämlich nicht immer nur glückliche Frühpensionisten, denn die meisten wollen ja
etwas tun und auch gebraucht werden.
Auch im Bereich des sonstigen Dienst- und
Besoldungsrechtes ist im Zusammenwirken mit den anderen Gebietskörperschaften
ein möglichst einheitliches System zu schaffen. Es soll kein Qualitätsverlust
im öffentlichen Dienst spürbar werden, sondern es sollen die
Synergiepotenziale, die der Rechnungshof aufgezeigt hat, genutzt werden, damit
wir uns etwa den Gratis-Kindergarten leisten und Infrastrukturvorhaben bezahlen
können. Es soll nämlich nicht so sein, dass die U6, deren Verlängerung bis zum
Krankenhaus noch nicht paktiert ist, deshalb nicht gebaut wird, weil uns ein
Finanzminister, egal welcher Couleur, vorrechnet, dass man eigentlich im Wiener
öffentlichen Dienst noch einiges sparen sollte.
Das wäre unser Anliegen. Es ist dies vielleicht ein
etwas sprödes Thema. Als Gesetzgeber sind wir aber gefordert. Das geht das Land
Wien an, und wir wollten diesbezüglich einen Denkanstoß geben. (Beifall bei
der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Für
weitere Wortmeldungen rufe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren
Abgeordneten nur einmal zu Wort melden können und ihre Redezeit mit fünf
Minuten begrenzt ist.
Als nächster Redner hat sich Abg Dr Günther
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Dr Helmut Günther (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Als ich den ersten Satz im Zusammenhang mit der Aktuellen
Stunde der ÖVP gelesen habe, habe ich geglaubt, dass man darauf hinweisen will,
dass derzeit eine Grippewelle über Wien hinwegrollt. „Arbeiten in Wien macht
krank“ scheint sich nämlich auf viel mehr zu beziehen. Die Erläuterungen des
Kollegen Aigner haben mir dann aber gezeigt, dass an sich die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter bei der Stadt Wien gemeint sind. Er hat das sehr klar
dargestellt.
Dazu muss man aber auch sagen: Von den zirka
65 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Wien gehen zirka 600
vorzeitig in Pension. Das hat Kollege Aigner auch dargestellt. Mit diesen
befasst sich auch die Personalkommission. Auffällig dabei ist, dass von diesen
602 Mitarbeitern, die in Frühpension gehen, nur 44 auf ihren eigenen Antrag in
Pension gehen, 558 hingegen, wie ich es jetzt einmal ausdrücken möchte, in
Frühpension geschickt werden.
Im Hinblick darauf stellt sich die Frage: Warum wird
man in Frühpension geschickt? Was sind die Hintergründe dafür? – Dazu
müssen wir feststellen: Vor jeder Frühpensionierung gibt es auf jeden Fall ein
ärztliches Attest, und keinem von uns steht es an, ein ärztliches Attest in
Zweifel zu ziehen. Es gibt aber noch einen zweiten Schritt, dass der
Bedienstete nämlich zustimmen muss, und ich glaube, genau diese Zustimmung des
Bediensteten ist nicht immer ganz freiwillig. Wenn man nämlich beispielsweise
mit Kollegen von den Wiener Linien spricht, dann hört man doch immer wieder
einmal von Mobbing und dass jemandem gut zugeredet wurde, ob er nicht doch
schon in Frühpension gehen möchte.
In diesem Zusammenhang zeigt sich auch, dass eine
Vielzahl von Berufen in Wien halt auch eine andere körperliche Belastung für
die Bediensteten beinhaltet als der normale Verwaltungsdienst. Mitarbeiter der
Wiener Linien, von Wien Energie oder der Feuerwehr, die Nachtdienst und
Schwerarbeit leisten, sind natürlich einer ganz anderen körperlichen Belastung
ausgesetzt. Aber auch die Tätigkeit der Mitarbeiter im Krankenanstaltenbereich
kann man nicht vergleichen mit dem normalen Verwaltungsdienst. Und wenn man
sich die Listen der Personalkommission betreffend Frühpensionierungen
durchsieht, dann sieht man, dass zirka 80 bis 90 Prozent aus diesen
Berufen stammen.
Ich glaube, dass das, was Kollege Aigner gesagt hat,
dass hier entsprechende Prävention wichtig wäre, noch mehr beachtet werden
muss. Wir haben das letzte Mal in der Personalkommission darüber diskutiert,
und Kollege Schuster hat darauf hingewiesen, dass diesbezüglich weitere
Schritte vorgesehen sind.
Ich bin überzeugt, dass Prävention
und Rehabilitation die wichtigsten Schritte sind, denn die Mitarbeiter der
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