Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 83
einladen, dass Sie als Vizebürgermeisterin auch
versuchen, an einer gemeinsamen Stärkung unseres Wirtschaftsstandorts
mitzuarbeiten!
Erlauben Sie mir, dass ich bei meiner letzten Frage
auf einen Bericht in den österreichischen Tageszeitungen über Verfehlungen der
Wiener Linien, die durch den Rechnungshof festgestellt wurden, eingehe. Dabei
geht es darum, dass die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat zu spät
informiert wurden und die Kontrollsysteme versagten. Es geht insbesondere
darum, dass die Qualität der Angebotsprüfungen mangelhaft war und es
Fehlverrechnungen gab, wodurch Mehrkosten in Höhe von 8,59 Millionen entstanden
sind. – Das sind Vorwürfe, im Hinblick auf welche Sie in den Medien
bereits erklärt haben, dass Sie das rasch und umgehend einer Überprüfung
unterziehen werden.
Ich möchte Sie daher fragen: Wie schauen diese Überprüfungen,
die Sie eingeleitet haben, nun aus? Wann können wir mit einem entsprechenden
Ergebnis rechnen?
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Frau Vizebürgermeisterin.
LhptmStin Mag Renate Brauner: Ich
komme noch einmal zu dem Thema, das eigentlich jetzt unser Thema ist, nämlich
die U-Bahn, und zwar ganz konkret die U6. Ich glaube, Sie haben sich die
Antwort bereits in Ihrer Frage selber gegeben: Es muss zuerst Planungen geben,
und selbstverständlich ist die Planung jederzeit darauf vorbereitet, damit auch
zu beginnen.
Wir haben aber soeben vom Kollegen von der
Freiheitlichen Fraktion gehört, dass das einige Zeit dauert, und daher ist es
auch völlig logisch, dass in diesem Sinne der Planungsausschuss und der
Finanzausschuss unterschiedliche Abstimmungsverhalten haben, weil Planungen im
Gange sind, Finanzierungsverhandlungen jedoch noch nicht.
In meinem Ausschuss geht es um die Finanzierungen.
Das ist der Grund, warum wir dem nicht zugestimmt haben, weil wir noch keine
Finanzierungsverhandlungen beginnen können und das auch nicht für sinnvoll
erachten. Dass die Planungen allerdings permanent im Gange sind, ist logisch,
und insofern haben Sie sich sozusagen in Ihrer Frage die Antwort selber
gegeben, indem Sie darauf verwiesen haben, dass die Planungen permanent im
Gange sind. Finanzierungsverhandlungen haben jedoch eine völlig andere
Dimension und befinden sich auf einem anderen Level.
Ich möchte, damit ich nicht öffentlich falsch
interpretiert werde, noch einmal sagen: Genau in dem Sinne, wie ich zu Beginn
berichtet habe, werden wir unter Maßgabe der verkehrspolitischen Auflagen, der
Planungen und der speziellen wirtschaftspolitischen Situation die Gespräche mit
dem Bund rechtzeitig beginnen. Ich bin jedoch nicht bereit, das gegenwärtige
Paket aufzuschnüren, und ich hoffe, dass das niemand ernsthaft von mir
erwartet! Ich glaube, darüber sind wir uns ohnedies einig!
Zu Ihrer Frage im Hinblick auf die Diskussion über
den Rechnungshofbericht: Das gehört zwar nicht zum Thema, das gibt mir aber
Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass es hier eine Diskussion über eine Summe
gibt, nämlich, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, über
9 Millionen. – Ich meine, dass man diese Summe erstens in Relation zu
der Gesamtsumme sehen muss, die das gesamte Projekt ausgemacht hat, nämlich 1,8
Milliarden. Zweitens gibt es einfach inhaltliche Differenzen. Man kann etwa
unterschiedlicher Meinung sein, ob zum Beispiel die Frage der Einrichtung von
Geschäftslokalen in U-Bahn-Bauten ein Teil der U-Bahn-Planung und des
U-Bahn-Baus ist oder nicht.
Ich mische mich sicherlich nicht in technische und
planerische Fragen ein. Das ist nicht mein Job. Aber ich sage sehr deutlich,
dass auch ich der Meinung bin, dass das sehr wohl dazu gehört, denn ich möchte
gar nicht wissen, was uns die Wienerinnen und Wiener erzählen würden, wenn wir
ein solches Massenverkehrsmittel wie die U-Bahn errichteten und nicht auch für
eine entsprechende Drumheruminfrastruktur sorgen!
Ich möchte aber die Gelegenheit auch nutzen, um bei
allem Verständnis für Diskussionen und kritisches Hinterfragen doch auch das
dringende Ersuchen zu stellen, bei der Wortwahl ein bisschen vorsichtig zu
sein! Ich möchte nämlich entschieden zurückweisen, dass man aus der Tatsache,
dass es hier unterschiedliche Meinungen gibt, Unregelmäßigkeiten – und es
sind auch noch andere Wörter gefallen, die strafrechtliche Bedeutung haben
könnten – ableitet. Ich möchte wirklich bitten, auf die Wortwahl bei einem
Verkehrsmittel zu achten, das bei den Wienerinnen und Wienern so beliebt ist
und weswegen Menschen aus der ganzen Welt zu uns kommen, um sich die Planung
und Errichtung anzuschauen, weil alles so gut funktioniert! Was’s wiegt, das
hat’s. Ich möchte aber doch sehr dringend ersuchen, bei der Wortwahl im
Zusammenhang mit solchen Vorwürfen, die ins Strafrechtliche gehen, vorsichtiger
zu sein! Es hat nämlich wenig Sinn, wenn wir uns hier auf ein Niveau begeben,
das weder der Sache noch des üblichen Umgangs zwischen uns würdig ist. (Beifall
bei der SPÖ.)
Zu Ihrer Frage, was das, was ich gesagt habe, bedeutet:
Das bedeutet ganz konkret, dass ich den Auftrag erteilt beziehungsweise die
Bitte geäußert habe, dass die internen Kontrollmechanismen, die es gibt,
anlässlich eines Rechnungshofberichtes – den man, egal ob man die Vorwürfe
inhaltlich teilt oder nicht, grundsätzlich immer ernst nehmen muss –
evaluiert werden. Das ist, wie ich meine, von Zeit zu Zeit in jedem großen
Unternehmen notwendig und gut. In diesem Fall haben wir ohnehin auch einen
guten Anlass, weil es eine neue Vorstandsdirektorin gibt, die für die Wiener
Linien zuständig ist. Und eine Evaluierung der Mechanismen, welche die Wiener
Linien auch selbst angekündigt haben, ist jedenfalls immer gut und positiv. Man
kann Kontrollmechanismen nie gut genug und oft genug überprüfen. Wir nehmen das
zum Anlass, diese nochmals zu evaluieren.
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Herzlichen Dank. Damit ist die Fragestunde beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
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