Landtag,
23. Sitzung vom 27.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 40
darf ich Ihnen schon noch eines dazu sagen.
Frau Kollegin Korosec! Ich kann mich erinnern, vor
einigen Monaten hat es eine breite Werbekampagne einer Arbeitgeberorganisation
gegeben, etwa nach dem Motto: „Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen
gut." Was hätte Sie, meine Damen und Herren, und Sie, Frau Kollegin
Korosec, daran gehindert, mit den Vertretern Ihrer Arbeitgeberorganisation zu
diskutieren, dass in Wien und überhaupt in ganz Österreich die freien
Dienstverträge weniger werden, die atypischen Dienstverhältnisse weniger
werden?
Genau dort ist der Hebel anzusetzen! Wenn eine
gerechte und faire Lohn- und Gehaltspolitik betrieben wird, dann haben wir das
Problem im Bereich der Sozialhilfe gar nicht, denn dann würde es keine
Sozialhilfeempfänger geben. Hier eine Prävention anzustreben, das wäre der
richtige Weg. (Abg Dr Matthias Tschirf: ... mit Androsch, Ederer
diskutieren!)
Aber ich darf Ihnen auf dieser Seite auch sagen, Herr
Kollege Tschirf, da Sie ja auch den ÖAAB vertreten (Abg Dr Matthias Tschirf:
Androsch, Ederer, bitte!), mir hat vor wenigen Wochen ein Vertreter Ihrer
Klientel auf der Arbeitgeberseite erklärt: Na ja, wir werden uns bei unseren
Lohn- und Gehaltsforderungen ein bisschen zurücknehmen müssen, weil sie ja für
die Preisentwicklung nichts machen können. Das ist quasi das Konto, und hier
kann man nicht entgegenwirken. (Abg Dr Matthias Tschirf: Wie ist das mit Androsch,
Ederer?)
Meine Damen und Herren! Wenn an dieser Stelle immer
wieder gesagt wurde, die Gebühren in Wien sind mit schuld daran, dass hier die
Leute in die Armutsfalle tappen, dann darf ich Ihnen sagen: Der Anteil der von
Bund, Ländern und Gemeinden eingehobenen Gebühren am Warenkorb liegt laut
Statistik Austria - das können Sie ja nachlesen - bei 5 Prozent. Gebühren
sind im Gewicht relativ gering, bestätigt auch die Oesterreichische
Nationalbank in einer ihrer Aussendungen. Tatsächlich haben die Kommunalgebühren/-abgaben
Wasser, Abwasser, Müll, Parken in ganz Österreich einen Einfluss auf die
Inflationsrate von 0,05 Prozent.
Meine Damen und Herren, das werden Sie ja auch
wissen. Nach dem Motto „Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut"
würde ich mir wünschen, dass Sie mit Ihren Leuten reden, die Lebensmittel
verkaufen. Denn es ist nicht einzusehen, dass der Preis von Teigwaren um
44 Prozent gestiegen ist, von Käse um 19 Prozent, von Eiern um
13 Prozent, von Orangensäften um 12 Prozent, von Gemüse wie Gurken um
80 Prozent. Wenn es also der Wirtschaft gut geht, soll man auch den
Arbeitnehmern einen entsprechenden Anteil diesbezüglich geben. Wir hätten hier
dann einige Probleme weniger.
Meine Damen und Herren! Ich darf noch einmal
festhalten, wir haben Ihnen diese Woche bei der Budgetdebatte bereits die
Zahlen gesagt. Wir erhöhen die Sozialhilfe um 88,6 Millionen EUR
zusätzlich, das ist eine Steigerung um 20 Prozent. Meine Damen und Herren,
zeigen Sie mir eine Stadt, ein Land in Österreich, wo man in dieser Richtung
ähnlich vorgeht! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Wir haben den Heizkostenzuschuss auf 200 EUR
erhöht, weil wir wissen, dass wir genau jene entlasten, die es brauchen. Die
Richtsatzerhöhung mit 1.1.2009 beträgt 3,4 Prozent. Ich glaube, wir tun
hier einiges und werden auch künftig einiges tun. Wir brauchen nicht gute
Ratschläge und auch nicht Show-Effekte in der Wiener Sozialpolitik, wir handeln
und wir arbeiten! - Danke schön! (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Damit ist
die Aktuelle Stunde beendet.
Vor Sitzungsbeginn ist je ein Antrag von
Landtagsabgeordneten des Klubs der Wiener Freiheitlichen, des Grünen Klubs im
Rathaus und des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien eingelangt. Den Fraktionen
wurden alle Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie
beantragt.
Nach Beratung in der Präsidialkonferenz nehme ich
folgende Umstellung der Tagesordnung vor: Die Postnummern 2, 1, 3, 5 und 4
werden in dieser genannten Reihenfolge verhandelt. Gegen diese Umreihung wurde
kein Einwand erhoben, ich werde daher so vorgehen.
Wir kommen zur Postnummer 2. Sie betrifft die erste
Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem die Dienstordnung 1994 - das ist die
26. Novelle zur Dienstordnung 1994 -, die Besoldungsordnung 1994 - das ist
die 33. Novelle -, die Vertragsbedienstetenordnung 1995 - das ist die
29. Novelle -, das Wiener Personalvertretungsgesetz - das ist die
14. Novelle -, das Wiener Bedienstetenschutzgesetz 1998 - das ist die
4. Novelle - und das Wiener Verwaltungssenat-Dienstrechtsgesetz 1995 - das
ist die 10. Novelle - geändert werden. Berichterstatterin ist Frau Amtsf
StRin Frauenberger. Ich bitte sie, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin Amtsf StRin Sandra Frauenberger:
Frau Präsidentin! Sehr geehrte
Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung.
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Gemäß § 30c Abs 10 der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General-
und Spezialdebatte zusammenzulegen.
Wird gegen die
Zusammenlegung eine Einwendung erhoben? - Ich sehe keine Einwendung und werde
daher so vorgehen.
Ich eröffne die Debatte.
Zum Wort gemeldet ist Herr StR Herzog. Ich erteile es ihm.
StR Johann Herzog: Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Frau Stadtrat! Frau Präsidentin!
Noch eine kurze Nachbemerkung
zu Kollegen Wagner, ganz kurz nur: Nicht die Betriebskosten allein sind es, die
Teuerungsfaktor sind, sondern die Wohnkosten als solche, Herr Kollege, nämlich
die Mietenentwicklung der letzten Zeit, vor allem die Richtwertmieten, und die
Energiekosten. Das sind die Probleme, und hier eine Lösung anzustreben, wäre
von Bedeutung.
Das
vorliegende Gesetz, mit dem Dienstordnung, Besoldungsordnung,
Personalvertretungsgesetz, Bedienstetenschutzgesetz und Dienstrechtsgesetz
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