Landtag,
23. Sitzung vom 27.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 40
Mittelstand, der über vielen Grenzen zu liegen kommt
und eben aus dem Transferkarussell herausfällt, muss man denken, und der ist
hier auch entsprechend zu berücksichtigen. (Abg Karlheinz Hora: Ganz wichtig
ist, dass es ab 1. Jänner 2009 gilt!)
Na ja, je eher, desto besser, das ist gar keine
Frage. (Abg Karlheinz Hora: Freut mich, das aus Ihrem Mund zu hören!) Es
ist jetzt auch Ihre Regierung, und Sie werden den Bundeskanzler stellen. (Beifall
bei der ÖVP. - Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wir waren ja immer schon der
Meinung!) Daher ist das auch ganz wesentlich.
Zum Zweiten sollte man auch diese Debatte oder diese
Situation zum Anlass nehmen, den Wert und die Bedeutung der Europäischen Union
als eine Wirtschafts- und Sozialunion besser herauszuarbeiten. (StR Johann Herzog: Das soll sie ja erst
werden!) Ich glaube, wir tun Europa nichts Gutes, wenn wir uns auf formale
Dinge beschränken und sagen, wie das mit Abstimmungen ist, sondern jetzt ist
die Chance da, Sozialstandards europaweit zu vereinheitlichen, eine
Wettbewerbsgleichrichtung zu verhandeln (StR
Johann Herzog: Mit Rumänien?), und darauf sollten wir uns konzentrieren. (Demonstrativer
Beifall von Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely. - Beifall bei der ÖVP.)
Es ist jetzt auch ein guter Zeitpunkt, da die
Amerikaner, die ja doch eher den Neoliberalismus sehr weit verbreitet haben,
vielleicht auch zur Besinnung kommen. Je mehr Mächte, je mehr Wirtschaftsräume
im Sozialen und natürlich auch im Finanziellen vergleichbare Rahmenbedingungen
haben, desto kompetitiver sind auch wir. Daher braucht es gerade jetzt eine
starke, einheitliche Europäische Union. Es war eben ein Zufall, dass in der
Zeit gerade Frankreich, ein mächtiges, großes Land, den Vorsitz hatte. Aber
auch das spricht ja im Endeffekt für den Vertrag von Lissabon, dass es nicht
von Zufälligkeiten abhängt, wer Europa nach außen vertritt.
Ich glaube daher, jetzt wäre eine inhaltliche
Europadebatte viel, viel wichtiger als das kleinliche Vorrechnen, wer wofür
verantwortlich ist. (Beifall bei der ÖVP und von Abgeordneten der SPÖ.)
Da sind wir hoffentlich auch über die Parteigrenzen hinweg einer Meinung.
Ich meine, ganz ausblenden kann man die Wiener
Situation natürlich trotzdem nicht. Mir ist da eine APA-Aussendung in die Hände
gefallen: Wiener Volkshochschule bietet Sparkurse an. Die Finanzkrise wirkt
sich bei manchen Leuten bereits im Geldbörsel aus, aus diesem Grund bietet das
Polycollege nun Sparkurse an, wo Tipps zum Geldsparen verraten werden. Unter
dem Motto „4 Mäuler stopfen - Satt und gesund für wenig Geld" wird
erklärt, wie man am besten einkauft und sparsam kocht. Die Kosten für den
Vortrag belaufen sich auf 19 EUR, also muss man schon mehrmals billig
einkaufen gehen, um die Kosten hereinzubekommen. (Heiterkeit bei der ÖVP.)
In anderen Kursen wird wiederum gezeigt, wie leckere Gerichte unter 5 EUR
zubereitet werden. Dieser Kurs kostet zwischen 28 und 38 EUR. Ich hoffe,
dass da auch Gesundheitsaspekte berücksichtigt werden.
Meine Damen und Herren! Dieser Ansatz ist mir doch
ein bisschen zu defensiv. Ich meine schon, dass es gerade in einer Zeit wie
dieser wichtig ist, auch die Gebührenerhöhungen kritisch zu hinterfragen. Ich
möchte nicht meiner Frau Kollegin Korosec vom Rednerpult aus eine Antwort auf
ihre Frage geben, warum die Fernwärme teurer wird. Mir ist es gleich
eingeschossen: Ich nehme an, die Müllentsorgung ist massiv teurer geworden, und
da man ja den Müll zur Fernwärme bringen muss und dieser dort verbrannt wird,
wird eben auch die Fernwärme teurer.
Da sehen Sie, da sind wir genau in dem
Gebührenkarussell drinnen, aus dem Sie die Möglichkeit haben, die Menschen zu
befreien. Es soll nicht der öffentliche Dienst und das Service kaputtgespart
werden, aber auch dieser kommunale Beitrag zur Entlastung der Menschen - und zwar
aller Menschen, vor allem derer, für die das tägliche Leben einen höheren
Prozentsatz ausmacht -, diese Hausaufgabe sollten Sie noch möglichst rasch
erledigen, vielleicht gleichbedeutend mit der Steuerreform, die am 1.1.2009 in
Kraft treten soll. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Wagner. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Kurt Wagner
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen
und Herren!
Es ist immer gut, wenn man bei einer Landtagssitzung
über die soziale Situation in Wien diskutieren kann und auch unterschiedliche
Meinungen und Erfahrung austauscht. Meine Damen und Herren, was ich aber
glaube, ist, wir hätten die letzten drei Tage genügend Zeit gehabt, uns über
die soziale Situation in Wien zu unterhalten. Sie erlauben mir einen kurzen
Hinweis: Wenn die Grüne Fraktion gestern um 16 Uhr draufkommt, dass sie
eine Sondersitzung braucht und dass es einer Sondersitzung bedarf, dann hätte
ich mir gewünscht, Sie hätten es so ernst genommen und wir hätten das bereits
in den letzten drei Tagen und heute diskutieren können. (Zwischenrufe bei
den GRÜNEN.) Aber ich nehme zur Kenntnis, dass die politische Show ein
Bestandteil Ihrer Politik ist, und Sie wollen hier Kleingeld einwechseln. Wir
lehnen das entschieden ab, aber wir werden uns zu gegebener Zeit mit Ihnen
auseinandersetzen. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Da an dieser Stelle von einem
meiner Vorredner und Vorrednerinnen gesagt wurde, der Kindergarten ist zu
teuer, darf ich Ihnen wieder einmal in Erinnerung rufen, dass mehr als ein
Drittel unserer Kinder in den Wiener Kindergärten nichts bezahlt. Für die
Einkommensschicht, die es sich nicht leisten kann, ist er kostenlos. Das
sollten Sie in Ihrer Argumentation hier diesbezüglich auch berücksichtigen. (Zwischenrufe
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Nachdem an
dieser Stelle auch Kollegin Korosec uns erklärt hat, wie sie sich vielleicht
eine bessere Sozialpolitik in Wien vorstellen könnte, und uns aufgefordert hat,
wir sollen hier tätig werden,
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