Landtag,
23. Sitzung vom 27.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 40
ziehen?
Präsident Prof Harry Kopietz: Bitte,
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr
Abgeordneter!
Das habe ich vorhin schon gesagt. Selbstverständlich
werde ich unmittelbar nach der Angelobung der neuen Bundesregierung bei den ersten
Gesprächsterminen sowohl mit dem neuen Bundeskanzler als auch mit dem neuen
Finanzminister diese Thematik auf meiner Agenda des Gesprächs haben. Ich
glaube, dass es vor allem für die Republik Österreich eher schandbar ist, dies
so offen zu lassen! Daher werde ich dies auch entsprechend einmahnen! Ich kann
das tun und hoffe, dass das jeder andere, der so wie ich denkt, in den
Gesprächen auch tut!
Präsident Prof Harry Kopietz: Die
4. Zusatzfrage wird von Herrn Abg Schreuder gestellt. Ich ersuche darum.
Abg Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Landeshauptmann!
Es gibt sehr wohl auch eine Verantwortung der Stadt
Wien in dem Zusammenhang, dass in den 50er Jahren der Arthur-Schnitzler-Hof in
Döbling seitens der Stadt Wien auf dem Gelände des jüdischen Friedhofs
errichtet worden ist, obwohl die Historikerinnen und Historiker mir versichern,
dass damals ausgemacht war, es würde Grünland bleiben. Nach dem jüdischen
Glauben ist auch das Errichten eines Bauwerks auf einem Friedhof nicht wirklich
das, was man Pietät nennen würde.
Meine Frage: Können Sie sich vorstellen, dass die
Mieteinnahmen des Arthur-Schnitzer-Hofs in die Restaurierung des jüdischen
Friedhofs Währing gehen?
Präsident Prof Harry Kopietz: Bitte,
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr
Abgeordneter!
Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich sage
noch einmal, auch durch die Hintertür oder sonst irgendwie, ist es unnütz, uns
von irgendwelchen historischen Fehlern, auch wenn sie in der Nachkriegszeit
passiert sind, freisprechen zu wollen, aber es ist mit diesem Vertrag glasklar
festgelegt, wer was zu tun hat. Wir haben die Verantwortung, die wir übernommen
haben und das, dem wir bei diesem Vertrag zugestimmt haben, übererfüllt, sowohl
in der Einspeisung des Fonds als auch in der Mithilfe bei der Restitution,
natürlich auch mit dem, was wir im Zusammenhang mit der Hakoah übernommen haben
und mit den Schulen, dem jüdischen Altersheim und vielem anderem, das wir dort
mitfinanziert haben.
Ich erwarte mir von Vertragspartnern, dass sie den
Vertrag einhalten. Daher gehe ich davon aus, dass die Republik Österreich
diesen Teil, den sie übernommen hat und der die Unterschrift des Bundeskanzlers
und des Finanzministers trägt, auch entsprechend erfüllt. Auch durch die
Hintertür werde ich hier nicht nachgeben. Es kann nicht sein, dass jemand, nur
wenn er lange genug einen Vertrag nicht erfüllt, dann auch noch belohnt wird!
Es tut mir leid, das halte ich nicht für möglich und das werden wir auch
entsprechend einfordern! Es ist eine rechtliche und eine moralische
Verpflichtung der Republik, das zu tun! (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Es ist
keine Absicht und auch kein Versuch der Änderung des Zahlensystems und
Ziffernsystems. Wir kommen zurück zur 3. Zusatzfrage. Herr Abg Lasar, ich
ersuche darum.
Abg David Lasar (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Jetzt haben wir natürlich schon sehr viel zu diesem
leidigen Thema gehört, das bis heute noch nicht erfüllt ist.
Ich habe eine konkrete Frage
an Sie als Landeshauptmann: Welche Lösung wird es seitens des Landes Wien
geben, dass der jüdische Währinger Friedhof der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht wird, ohne diese jetzigen Hürden, die noch sind, wo man eine Haftungserklärung
unterschreiben muss?
Präsident Prof Harry Kopietz: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr Abgeordneter!
Wir müssen schon auch ein
gewisses Verständnis für die Beamten der Stadt Wien aufbringen, die natürlich haftbar
gemacht würden, wenn dort etwa ein Unfall passiert. Daher wird sich dies dann
ändern, wenn dieser Friedhof entsprechend saniert und entsprechend hergerichtet
ist, finanziert von der Republik Österreich. Wenn dies erfolgt ist, wenn daher
die Gefahr nicht besteht, dass dort irgendetwas passieren kann, dann wird das
selbstverständlich ebenso allgemein zugänglich sein wie etwa der jüdische
Friedhof in Prag.
Wir werden kein
Eintrittsgeld verlangen wie beim jüdischen Friedhof in Prag, das sage ich auch gleich
vorab dazu, nota bene mit unterschiedlichen Eintrittsgeldern für Tschechen und
für Nichttschechen, was ich auch für bemerkenswert halte. Aber wie dem auch
immer sei, das ist ein ganz ursächlicher Zusammenhang, Sanieren des Friedhofs
und wenn er hergerichtet ist, dann kann man ihn auch ohne solche Hürden
betreten.
Präsident Prof Harry Kopietz: Ich bedanke mich.
Wir kommen damit zur 2. Anfrage (FSP -
05262-2008/0001 - KVP/LM), die von Herrn Abg Günter Kenesei gestellt wurde
und an den Herrn Landeshauptmann gerichtet ist. (Das Kontrollamt deckt seit
Jahren serienweise gravierende Missstände beim Vollzug des Vergaberechts durch
diverse Stellen der Stadt Wien auf, zuletzt beim Debakel rund um die
Neuerrichtung des Riesenradplatzes. Es hat den Eindruck, als zöge die
Stadtverwaltung, der Sie vorstehen, keinerlei Lehren daraus. Welche
legistischen Maßnahmen erachten Sie für sinnvoll, um im Endeffekt die
wiederkehrend vom Kontrollamt beanstandeten Verstöße gegen das geltende
Vergaberecht künftig hintanzuhalten?)
Ich ersuche um Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr Abgeordneter!
Eingangs möchte ich erwähnen, dass
im Vergaberecht auf landesgesetzlicher Ebene nur geringe legistische
Möglichkeiten bestehen, zumal die Österreichische
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular