Landtag,
23. Sitzung vom 27.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 40
(Beginn um 9 Uhr.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Einen
schönen guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich eröffne hiermit die 23. Sitzung des Wiener
Landtages.
Entschuldigt sind Herr Abg Baxant durch Krankheit,
Frau Abg Frank durch Krankheit, Herr Abg Mahdalik durch Krankheit, Frau Abg Polkorab
durch Krankheit, Frau Abg Praniess-Kastner durch Krankheit und Herr Abg
Valentin durch die Teilnahme an
einer Konferenz.
Frau LhptmStin Mag Brauner
ist leider erkrankt und Herr Amtsf StR Dipl-Ing Schicker ist bei einer
Konferenz.
Frau Abg Cammerlander ist bis 10.30 Uhr
entschuldigt, Herr Abg Dkfm Dr Aichinger bis 11 Uhr, Herr Abg Dipl-Ing
Stiftner bis 11 Uhr und Herr Abg Dr Troch ab 13 Uhr.
Wir kommen damit zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP
- 04620-2008/0001 - KGR/LM) wurde von Herrn Abg Marco Schreuder gestellt
und ist den Herrn Landeshauptmann gerichtet. (Das Washingtoner Abkommen
verpflichtet Österreich unter anderem dazu, jüdische Friedhöfe in Stand zu
setzen, zu renovieren und zu pflegen. Welche Schritte haben das Land Wien und
Sie als Landeshauptmann in den letzten Monaten gesetzt, um zu einer
gesamtösterreichischen Lösung zur Erfüllung des Washingtoner Abkommens von 2001
zu kommen und damit auch die Sanierung und die nachhaltige Pflege der Jüdischen
Friedhöfe in Wien zu gewährleisten?)
Bitte, Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Abgeordneter!
Ich verstehe Ihre Ungeduld, ich teile sie, ich habe
sie auch. Es ist nur wahrscheinlich der Zeitpunkt, wenige Tage vor der
Angelobung der neuen österreichischen Bundesregierung, einer, der mich dazu
zwingt, Ihre Frage nicht wirklich in jener Klarheit zu beantworten, die Sie und
ich erwarten würden. Über meine Gespräche mit dem, jetzt kann ich schon sagen,
nächste Woche früheren Finanzminister und auch früheren Bundeskanzler habe ich
wiederholt hier berichtet, denn Sie stellen ja nicht zum ersten Mal diese
Frage. Sie kennen auch das Ergebnis, das ich zutiefst bedaure, denn für mich
ist Fakt, wenn man einen Vertrag unterschrieben hat, dass man ihn auch
einzuhalten hat. Das ist auch geklärt, das ist keine Rechtsfrage. Denn ich
glaube, vor dem Hintergrund dessen, dass etwa bei der Frage der Restitution der
Hakoah ganz dezidiert festgestellt wurde, dafür ist Wien verantwortlich und wir
diesen Vertragsteil des Washington-Vertrags übererfüllt haben, ist es völlig
klar, dass mit der Restaurierung und Erhaltung der jüdischen Friedhöfe die
Republik Österreich gemeint ist und nicht die Gesamtheit aller
Gebietskörperschaften.
Ich werde daher unmittelbar nach der Angelobung der
neuen Bundesregierung mit dem neuen Bundeskanzler und dem neuen Finanzminister
Gespräche führen, dass diese leidige Nichtvertragserfüllung endlich erledigt
wird, weil ich halte das, wahrscheinlich wie Sie, für unerträglich! Die
Republik ist hier in der Schuld und das ist zu begleichen!
Präsident Prof Harry Kopietz: Die
1. Zusatzfrage wird von Herrn Abg Schreuder gestellt. - Bitte.
Abg Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Auch von mir einen guten Morgen! Herr Landeshauptmann!
Wir haben mittlerweile das Regierungsübereinkommen
gelesen und darin steht, dass es eine gemeinsame Anstrengung mit Ländern und
Gemeinden geben soll, um die jüdischen Friedhöfe zu retten. Man ist ja nicht
ganz unvorbereitet, Sie haben schon einmal bei einer Anfrage, weil ich sehr beharrlich
bin bei diesem Thema, gesagt, dass, wenn der Bund tätig werden soll, auch das
Land Wien tätig werden würde.
Meine Frage ist: Mit welchen konkreten Maßnahmen oder
mit welchem Anteil kann das Land Wien mitmachen?
Präsident Prof Harry Kopietz: Bitte,
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr
Abgeordneter!
Mit gar nichts, denn erstens ist dies vertraglich
völlig klar geregelt. Hier ist die Republik Österreich in der Verpflichtung
durch diesen Washington-Vertrag.
Zum Zweiten darf ich Sie darauf hinweisen, dass
jährlich die Kultusgemeinde über 370 000 EUR von der Stadt Wien zur
Erhaltung der Friedhöfe bekommt.
Zum Dritten wurden materielle Vorleistungen, wie etwa
Baumschnitt, Friedhofspflege und Ähnliches, von der Stadt Wien zusätzlich zu
dem Geld, das die Kultusgemeinde zur Erhaltung der Friedhöfe bekommen hat,
geleistet.
Ich halte es, persönlich gesehen, wirklich für
unerträglich, dass man versucht, sich aus dieser Verantwortung des
Washington-Vertrages in diesem Detail davonzustehlen! Ich verstehe es auch
nicht, denn die Bundesländer haben sich gerade in der ganzen Frage der
Restitution des Fonds der Zwangsarbeiter und der Kriegsgefangenen und natürlich
auch im Gesamtfonds der Republik äußerst großzügig gezeigt.
Ich habe selbst Verhandlungen mit dem damaligen
Bundeskanzler geführt, als er mich gebeten hat mitzuwirken, dass dieser Fonds
um 10 Millionen EUR aufgestockt wird. Keine Sekunde eines Zögerns,
haben wir hier mitgemacht. Ich kann und will nicht akzeptieren, dass, wenn
jemand beharrlich einen Vertrag nicht einhält, er dann dafür belohnt werden
soll! Das akzeptiere ich nicht!
Präsident Prof Harry Kopietz: Die
2. Zusatzfrage wird von Abg Dr Wolf gestellt.
Abg Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Landeshauptmann!
Wir sind alle einer Meinung, dass die Situation
unerträglich und dringend zu ändern ist. Sie haben soeben gesagt, Sie können
und wollen nicht akzeptieren, dass der Bund hartnäckig nichts tut.
Was werden Sie tun, um
Konsequenzen aus Ihrer Ansage: „Ich kann und will das nicht akzeptieren!",
zu
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