Landtag,
22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 59
schon thematisiert wurde, betrifft alle Patientinnen und Patienten dieser Stadt. Und die Schilderung ist natürlich ein Indiz dafür, dass übermäßige finanzielle Belastungen nicht zuletzt durch die Gebühren dieser Stadt, aber auch durch die Bereitschaft von Unternehmungen der öffentlichen Hand, hier mitzuziehen, enorme Belastungen in dieser Stadt darstellen. Der Winter steht vor der Tür, die Heizkosten werden viele Wienerinnen und Wiener vor große Probleme stellen, und die bevorstehenden Preiserhöhungen bei Strom und Gas sind nicht dazu angetan, die oben beschriebenen Sorgen und Anliegen zahlreicher Patientinnen und Patienten zu lösen, sondern im Gegenteil, sie werden sie verstärken. Daher stellt meine Fraktion folgenden Beschlussantrag:
„Der Landtag möge beschließen: Der Wiener Landtag
appelliert an die verantwortlichen Eigentümervertreter der Stadt Wien,
insbesondere an Bgm Dr Michael Häupl und VBgmin Mag Renate Brauner, bei der
Wiener Stadtwerke Holding AG und der Wien Energie GmbH für eine Aussetzung
der bevorstehenden Preiserhöhungen einzutreten.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung des Antrags.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, ich habe nur einige wenige
Fälle zitiert, und die Redezeit würde nicht ausreichen, alle Fälle
anzusprechen. Wie auch immer, es gibt Einzellösungen auf ganz konkrete Hinweise
des Herrn Dr Brustbauer für manche Patientinnen und Patienten, die sich an die
Wiener Patientenanwaltschaft wenden. Aber die Stadtregierung negiert weiterhin
systemimmanente Fälle, oder die Stadtregierung nimmt diese Fälle einfach nicht
zur Kenntnis. Zum Wohle der PatientInnen dieser Stadt fordere ich Sie dringend
auf, die angesprochenen Engpässe zu beseitigen!
Ich hoffe, dass wir als Oppositionspartei nächstes
Jahr nicht hier vorne stehen und Patientenanwaltschaftsberichte aus den Jahren
2004, 2005, 2006 und 2007 zitieren müssen, die dann noch immer auf eine
Kenntnisnahme Ihrerseits warten.
Herr Patientenanwalt, noch einmal vielen Dank für den
vorliegenden Bericht. (Beifall bei ÖVP.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Zum Wort gemeldet ist Frau Abg Matzka-Dojder. Ich
erteile es ihr.
Abg Anica Matzka-Dojder (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Präsident! Frau
Berichterstatterin! Herr Dr Brustbauer! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich habe heute etwas getan, was ich noch nie getan
habe und werde es in Zukunft auch, glaube ich, nie mehr tun. Ich sage es auch
gleich, was ich getan habe. Es stimmt schon, wir diskutieren heute den Wiener
Patientinnen- und Patientenpflegeanwaltschaftsbericht und ich habe es auch
bedauert, dass Kollege Lasar wirklich nur mit zwei Sätzen darauf eingegangen ist.
(Abg David Lasar: Es waren mehrere!) Aber er hat wenigstens die Arbeit
des Dr Brustbauer und seines Teams gewürdigt, er hat auch gemeint, dass es
besser wäre, dass Sie ein bisschen mehr personelle Unterstützung bekommen. Das
hat Frau Dr Pilz in ihrer Ansprache richtigerweise auch bemerkt, dass er nicht
auf den Bericht eingegangen ist, und hat gesagt, er habe sich das nicht
verdient. Dafür habe ich ihr einen Applaus erteilt, und nur für das.
Aber, ich glaube, Frau Dr Pilz, dass sich Herr
Dr Brustbauer auch das, was Sie hier sonst noch alles gesagt haben, nicht
verdient hat. (Beifall bei der SPÖ.) Sie
neigen leider dazu, einzelne Fälle aus dem Zusammenhang herauszureißen, um sie,
noch dazu mit ihrer rhetorisch guten Interpretation, hier vorzutragen. Und wenn
Sie meine Kollegin Frau Dr Laschan zitieren und diese Diskussion aus dem
Gesundheitsausschuss, dann hätte ich Sie hier auch gebeten, sie richtig zu
zitieren.
Wir hatten nach den Ausführungen des Dr Brustbauer
eine Diskussion, in der es um die Aufklärungspflicht und die
Informationserteilungspflicht eines Arztes seinen PatientInnen gegenüber geht,
und das, was wir auch wissen, dass dies im Ärzteberufsgesetz verankert ist. Das
heißt, wortwörtlich, der Arzt ist verpflichtet, dem Patienten über seine
Krankheiten, über seine Prognosen und über die Behandlungsmethoden Auskunft zu
erteilen, die der Patient braucht, und diese so zu erteilen - und sich dessen
auch zu versichern - dass der Patient sie verstanden hat. Und das, und nur das
hat Frau Dr Laschan im Ausschuss bekräftigt und hat es bedauert, dass noch
immer nicht ausreichend auf diese gesetzliche Regelung eingegangen wird. Sie
haben das aber jetzt hier als eine Kritik dem Patientenanwalt gegenüber
dargestellt, und das war es aber nicht.
Und ich weiß, ich stehe da schon, seit wir den
Geriatriekommissionsbericht diskutiert haben und seitdem wir die
Pflegediskussion in den Geriatriezentren gehabt haben, und ich sage es Ihnen
heute wieder: Sie haben überhaupt keine Ahnung, was vor Ort passiert. Sie waren
nur einmal in einem Geriatriezentrum, glaube ich, einen Tag, wo Sie dann Ihre
Memoiren oder Erinnerungsberichte an die Zeitung weitergegeben haben. Und sie
können auch diese Passage von der Seite 90 dieses Berichtes nicht wirklich
gut verstehen. Ich kenne das auch aus meinem beruflichen Erleben. Was das
heißt, wenn ein Angehöriger jemanden am Anfang in einem Geriatriezentrum
besucht, und natürlich gibt es dort, so wie es in diesem Patientenanwaltschaftsbericht
steht, Patienten, die desorientiert sind oder die agitiert sind, wie man das
also in der Fachsprache benennt, und wenn jemand das zum ersten Mal sieht und
noch nie so etwas auf einem Platz, so viele alte gebrechliche Menschen, gesehen
hat, und noch dazu mit diesen Defiziten in kognitiver und körperlicher
Hinsicht, dann ist er betroffen, und dann geht er natürlich nicht nur zu uns
vor Ort, sich zu beschweren, sondern auch anderswo hin, weil in erster Linie
die Angehörigen diese Situation schwer ertragen. Und natürlich würde ich mir
wünschen, dass wir mehr Memory Stationen haben.
Kommen Sie, schauen Sie sich die Memory Stationen an,
schauen Sie sich einmal an, was professionelle Pflege und ärztliche Betreuung
in einem gut funktionierenden Geriatriezentrum zustande bringen. Da sind die
Angehörigen vielleicht am Anfang ein bisschen empört, aber nicht so, wie Sie
das hier schildern.
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