Landtag,
22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 59
Herzog: Reden Sie nicht über Banken, reden Sie über die armen Leute! – Abg Christian Oxonitsch: Das sind eure Manager! – Weitere Rufe und Gegenrufe zwischen SPÖ und ÖVP und FPÖ.)
Wissen Sie, das Problem ist ja das: Armut in unserer
Gesellschaft entsteht halt schon auch durch das Wirtschaftssystem und nicht
durch die Regierung. Das möchte ich schon sagen. Das ist ein Fehlverständnis,
dem Sie halt immer wieder aufsitzen (StR
Johann Herzog: Was reden Sie da daher?), genauso wie es ein Fehlverständnis
ist, das Kind mit dem Bade auszuschütten.
Nur als ein Beispiel: Sie sagen, es geschieht nichts.
Ich sage Ihnen, Wien ist das einzige Land, wo an Sozialhilfeempfänger
42 EUR pro Monat als Heizkostenzuschuss ausgezahlt werden. Das gibt es nur
in Wien und sonst nirgends. Insofern hat die Kollegin Mörk selbstverständlich
recht, dass Wien eine soziale Hauptstadt ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Und wenn das heute zitiert worden ist unter dem
Motto, dass die Lage schlecht sei, so ist niemand in diesem Haus der
Auffassung, dass Armut nicht existiert und dass Armut nicht nachhaltig bekämpft
werden soll. Aber wenn heute zitiert worden ist, die Preise – wir reden jetzt
wieder von Preisen – sind so stark gestiegen – es wurde eine Zeitung zitiert –,
dann weise ich Sie darauf hin, dass das Gas für eine vierköpfige Familie mit
einem durchschnittlichen Jahresverbrauch im Februar in Wien 955,68 gekostet hat
und jetzt 1 003,90 kostet – das ist eine Preissteigerung beträchtlichen
Ausmaßes –, in Innsbruck waren es vorher schon 1 075,18 und sind es jetzt
1 101,96, was bedeutet, dass in Innsbruck beispielsweise schon vorher viel
mehr bezahlt worden ist und jetzt immer noch viel mehr gezahlt wird. Wir befinden
uns, was die Preisentwicklung betrifft, im gesunden Mittelfeld, ohne dass mir
das eine Freude machen würde, das möchte ich schon sagen.
Meine Damen und Herren! Wenn heute mehrfach gefordert
worden ist, die Stadt Wien soll auf die Betriebe einwirken und in die Betriebe
eingreifen, die ihr gehören, markt- und betriebswirtschaftlich gegen den Trend
und gegen die Wissenschaft, dann fällt mir dazu ein anderes Unternehmen ein:
die Austrian Airlines. So kann man natürlich auch wirtschaften, dass man zuerst
hergeht und gegen jede Vernunft eine Firma völlig niederwirtschaftet, sodass
man sie dann am Ende des Tages nicht einmal verschenken kann, sondern noch
etwas draufzahlen muss. (Zwischenruf von
StR Johann Herzog.) Das ist aber nicht die Politik, die wir hier machen
werden, meine Damen und Herren. Ganz sicher nicht! (Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ. – Abg Christian Oxonitsch: Das ist die
Wirtschaftskompetenz von euren ÖVP-Managern! Gratuliere!)
Ich muss meinem Klubobmann völlig recht geben. Die
Wirtschaftskompetenz auf dieser Seite (In
Richtung ÖVP.), die ziehe ich in Zweifel. (Abg Christian Oxonitsch: So kann man mit Unternehmen nicht umgehen!)
Das möchte ich sagen, die ziehe ich in Zweifel. (Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Durch das ständige
Wiederholen von Unrichtigkeiten werden diese nicht richtiger. Da können Sie
machen, was Sie wollen, es hilft Ihnen nichts. Sie können hundertmal etwas
behaupten, es ist nicht wahr. (Abg Alfred
Hoch: Herr Kollege! Sie wollen ein Gewerkschafter sein?) Ja, im Gegensatz
zu Ihnen will ich nicht nur, ich bin es auch.
Ich glaube – und das ist ja die Diskussion, die hier
geführt worden ist –, dass es darum geht, Armut zu bekämpfen und sich um die
kleinen Leute zu kümmern. Die Frage ist nur, mit welchem Mechanismus. Mache ich
das über Sozialtransfers, mache ich das, indem ich armen Menschen zum Beispiel
über ein Grundeinkommen, für das ich sehr bin, helfe, oder gehe ich her und
rede die städtische Wirtschaft schlecht, indem ich zum Beispiel Gebühren und
Preise verwechsle?
Wir werden das so machen, dass wir den sozial
Schwachen helfen durch Sozialhilfe, durch Sozialtransfers und durch die
Einführung einer Grundsicherung, aber wir werden sicher nicht hergehen und die
städtischen Betriebe marktwirtschaftlich hinunterwirtschaften. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Die
Aktuelle Stunde ist damit beendet.
Meine Damen und Herren! Ich darf die zahlreichen
Gäste, die sich heute auf der Galerie befinden, recht herzlich begrüßen; ganz
besonders den Ersten Landtagspräsidenten aus unserem Nachbarbundesland, dem
Burgenland, Walter Prior. Herzlich willkommen bei uns im Wiener Landtag! (Allgemeiner Beifall.)
Die Abg Christian Oxonitsch und Karlheinz Hora haben
am 16. Oktober 2008 gemäß § 30b der Geschäftsordnung eine
Gesetzesvorlage betreffend die Änderung des Wiener
Pflanzenschutzmittelgesetzes, LGBl für Wien Nr 18/1990 in der Fassung des
Gesetzes für Wien, LGBl Nr 9/2008, eingebracht. Dieser Antrag wurde dem
Ausschuss Umwelt zugewiesen.
Nach Beratung in der Präsidialkonferenz nehme ich
folgende Umstellung der Tagesordnung vor: Die Postnummern 1, 6, 2, 3, 4
und 5 werden in dieser genannten Reihenfolge verhandelt. Gegen diese Umreihung wurde
kein Einwand erhoben. Ich werde daher so vorgehen.
Meine Damen und Herren! Der Erste Präsident des
Wiener Landtages Johann Hatzl, den ich auch recht herzlich auf der Galerie
begrüße (Allgemeiner Beifall.), hat
mit heutigem Tag, 8 Uhr, wie er es auch schon angekündigt hat, sein Mandat
zurückgelegt und ist aus dem Wiener Landtag ausgeschieden.
Es obliegt mir daher, die Wahl eines Ersten
Präsidenten vorzunehmen.
Der Wahlvorschlag der Sozialdemokratischen Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates für das Amt des Ersten Präsidenten
lautet auf Herrn Abg Prof Harry Kopietz.
Gemäß § 28 Abs 4 der Geschäftsordnung für
den Wiener Landtag sind Wahlen mittels Stimmzettel vorzunehmen.
Ich ersuche die Abgen Herrn
Dr Günther, Frau Smolik, Herrn Mag Gerstl und Herrn Lindenmayr, als
Wahlprüfer zu fungieren, wie sie das auch schon sehr oft
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