Landtag,
22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 59
Tatsachen mit Desinteresse begegnet oder glaubt, die
Stadt besteht nur aus Discos.
Selbstverständlich halte ich es für gut und für
richtig, gemeinsam darüber nachzudenken, was man hier auch von der
repräsentativen Demokratie direkt beitragen kann.
Präsident Heinz Hufnagl: Die nächste
Zusatzfrage kommt von Herrn Mag Maresch. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Landeshauptmann!
Die Bürger und Bürgerinnen haben immer verschiedenste
Anliegen. Das manifestiert sich dann manchmal in BürgerInneninitiativen, manchmal
auch in NGOs. Es ist aber so, dass sich Bürgerinitiativen und auch NGOs
manchmal mit „single issues“, mit bestimmten Themen wie zum Beispiel eben
Garagen beschäftigen. Sie haben das vorher erwähnt. Es ist aber auch so, dass
da eine Ungleichheit zwischen den Betreibern oder der Stadt oder dem Land –
oder wem auch immer – und den Bürgerinitiativen beziehungsweise den NGOs
herrscht. Das heißt, für Bürgerinitiativen fallen immer wieder Kosten an,
natürlich auch Zeit und dergleichen Dinge. Kosten fallen zum Beispiel für
Gutachten, für Expertisen, für Werbung, manchmal sogar Rechtsanwaltskosten an,
die man vor allem bei Umweltverträglichkeitsprüfungen durchaus ins Auge fassen
muss.
Meine Frage: Herr Bürgermeister, wie sehen Sie diese
Ungleichheit zwischen den zivilgesellschaftlichen Organisationen und dem Staat?
Und warum gleicht die Stadt Wien zum Beispiel diese Ungleichheit nicht mit
einem Fonds aus, der von den Bürgerinitiativen und den NGOs selbst verwaltet
werden kann, wodurch diese – sagen wir einmal – Waffenungleichheit vielleicht
ein bisschen verbessert werden kann?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Mit Verlaub gesagt, ich sehe diese Ungleichheit nicht. Bei tatsächlich großen
Projekten – ich meine damit etwa den Bau von Flughäfen, Müllverbrennungsanlagen
oder ähnlichen Dingen – hat es eine Bürgerinitiative bis zur Stunde nicht daran
gehindert, ihre Tätigkeiten entsprechend auszuüben. Ich kenne das aus eigener
Erfahrung, ich war immerhin sieben Jahr lang Verantwortlicher, der sich mit den
Bürgerinitiativen aller Art, aber im besonderen Ausmaß bezüglich
Müllverbrennungsanlagen auseinandersetzen musste. Es war nie eine Frage der
finanziellen Waffengleichheit, sondern es war eine Frage, wer am Ende des Tages
die besseren Argumente hatte.
Bei Mediationsverfahren wie beispielsweise am
Flughafen kann man ja durchaus davon sprechen, dass hier ein finanzieller
Ausgleich auch geschaffen wurde, denn es sind sehr viele genau dieser
Gutachten, die verlangt wurden, nicht von den Initiativen bezahlt worden, wenn
ich ein bisschen daran erinnern darf, was nicht zuletzt auch damit
zusammenhängt, dass es dort einen Chefmediator gegeben hat, der Ihnen ja
wahrscheinlich nicht besonders fremd ist, der mit Sicherheit auch darauf
geschaut hat, dass es zu einer entsprechenden Waffengleichheit kommt.
Bei Single-Issue-Initiativen, so wie es hier gesagt
wurde, halte ich das erst recht nicht für notwendig, einen solchen Fonds zu
schaffen, der in der Selbstverwaltung der wechselnden, hervorgehenden, wieder
verschwindenden Bürgerinitiativen, also in einer zum Teil sehr schwer
nachvollziehbaren Kontrollmöglichkeit als solches besteht. Denn gerade bei den
kleinräumigen Initiativen habe ich den Eindruck, dass es in erster Linie auch
auf das Engagement und die Diskussion ankommt. Uns wird niemand entbinden, sich
inhaltlich gesehen damit auseinanderzusetzen. Ich habe das mein ganzes Leben
lang so gehalten, indem ich beispielsweise in ein Bündnis mit den Initiativen
gegen die Verbauung der Steinhof-Gründe eingetreten bin, aber sehr wohl gegen
Initiativen aufgetreten bin, die etwa das Assanierungsgebiet in Ottakring
verhindern wollten.
Es wird sozusagen niemanden entbinden, es wird auch einer
Partei wie den GRÜNEN nicht erspart bleiben, dass man sich inhaltlich mit dem
auseinandersetzt, was solche Initiativen wollen. Ich bin zutiefst überzeugt,
dass es nach einem entsprechenden Ergebnisprozess eigentlich eine Frage des
Arguments und nicht so sehr des Geldes ist. Beim Bau einer Garage
beispielsweise wird man nur dann eine Umweltverträglichkeitsprüfung brauchen,
wenn sie sehr groß ist, und selbst da ist es nach dem Bundesgesetz, das die
Umweltverträglichkeitsprüfung bei Garagen vorschreibt, tatsächlich eine sehr
große Geschichte.
Ich kann einer Idee eines solchen Fonds, um es klar
zu beantworten, nichts abgewinnen, hingegen einen Dialog mit den
Bürgerinitiativen, ein Gespräch mit den Bürgerinitiativen, durchaus auch
Bündnisse mit Bürgerinitiativen kann ich mir sehr wohl vorstellen.
Präsident Heinz Hufnagl: Die 4. und
letzte Zusatzfrage stellt wieder Herr Abg Dr Tschirf. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Landeshauptmann!
In welchem Zeitraum können wir erwarten, dass Sie auf
die Klubs hier im Rathaus zugehen, um eine solche Veranstaltung auszurichten?
Lhptm Dr Michael Häupl:
Ich würde schon dringlich darum bitten, dass der Landtag als
verfassungsgebendes Organ eine derartige Veranstaltung ausrichtet. Ich bin
völlig überzeugt, dass bei dem hervorragenden Gesprächsklima, das zwischen den
Klubobleuten der in diesem Haus vertretenen Parteien besteht, ein Termin
durchaus in vernünftiger Zeit gefunden werden kann.
Präsident Heinz Hufnagl: Die
2. Frage (FSP - 04621-2008/0001 - KFP/LM) wurde von Herrn Abg
Mag Johann Gudenus an die Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin und
amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und
Sport gerichtet. (Auf Bundesebene ist kürzlich eine Novelle des
Jugendwohlfahrtsgesetzes mit bedeutsamen Änderungen in Begutachtung geschickt
worden. Welche Auswirkungen hätte der Gesetzesbeschluss auf das Wiener
Jugendwohlfahrtsgesetz 1990 - WrJWG 1990?)
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular