Landtag,
22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 59
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Präsident Heinz Hufnagl: Einen schönen
guten Morgen, sehr geehrte Damen und Herren!
Ich darf die 22. Sitzung des Wiener Landtages in
der laufenden Wiener Legislaturperiode für eröffnet erklären.
Drei neue Mitglieder dieses Hauses werden wir heute
begrüßen können.
Im Wahlkreis Simmering gab es dahin gehend eine
Änderung, dass Herr Abg Mag Harald Stefan von der FPÖ in den Nationalrat
gewechselt ist und ihm Herr Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein nachfolgen
wird, der heute im Laufe der Sitzung zu uns stoßen wird.
Von der Sozialdemokratie hat mit gestrigem Tag der
Erste Präsident des Wiener Landtages Johann Hatzl seine Funktion als
Abgeordneter dieses Hauses zurückgelegt. Ihm folgt Herr Ernst Holzmann, ebenfalls
aus Simmering.
Im Wahlkreis Landstraße gibt es dahin gehend eine
Änderung, dass auch Frau Abg Mag Alev Korun den Weg ins Parlament gefunden
hat und von Frau Mag Eva Lachkovics nachgefolgt wird.
Ich darf die drei neuen Mitglieder, die schon das Bestellungsdekret
des Herrn Bürgermeisters besitzen und morgen in der Gemeinderatssitzung
formgerecht angelobt werden, im Wiener Landtag recht herzlich willkommen
heißen, ihnen für die neue Aufgabenstellung viel Glück und Erfolg und eine gute
Kooperation mit den übrigen 97 Abgeordneten der Hundertschaft hier in
diesem Hause wünschen. (Allgemeiner Beifall.)
Entschuldigt vom Beginn der Landtagssitzung weg sind
die Abgen Dr Aigner auf Grund eines bedauerlichen Todesfalles in seiner
Familie und Dipl-Ing Stiftner und Dr Ulm, die sich im Ausland
befinden. Weitere Entschuldigungen, die dann nur kurz und temporär sind, werden
anlassbezogen während der Sitzung mitgeteilt.
Hoher Landtag! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Anlässlich des Ablebens des langjährigen Stadtoberhauptes von Wien
Altlandeshauptmann und Altbürgermeister Prof Dr Helmut Zilk hat sich
Herr Lhptm Dr Michael Häupl zu Wort gemeldet.
Ich bitte Herrn Lhptm Dr Häupl, seine Worte des
Gedenkens an uns zu richten.
Lhptm Dr Michael Häupl: Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Hoher Landtag!
Zunächst darf ich mich bedanken, dass mir in einer
außergewöhnlichen Situation die Gelegenheit gegeben wird, einige Worte des
Nachdenkens, des Mitdenkens, des Mitfühlens an den verstorbenen
Altbürgermeister und Altlandeshauptmann Prof Dr Helmut Zilk sagen zu
dürfen.
Als uns am Freitag vergangener Woche am Morgen die
Nachricht vom Tod Helmut Zilks ereilt hat, hat sie uns zwar nicht unvorbereitet
getroffen, aber dennoch unerwartet. Denn in der vergangenen Woche war sein
Gesundheitszustand natürlich sehr labil, aber auch immer wieder verbunden mit
Phasen, wo man seine intellektuellen Fähigkeiten, seine intellektuelle Wachheit
immer wieder erkennen konnte. Noch am Vortag hat man mit ihm über durchaus
tagespolitische Ereignisse sprechen können, über Ereignisse, die vor uns
liegen, wie etwa die ihn sehr interessierende bevorstehende Wahl zum neuen
amerikanischen Präsidenten, aber auch vieles aus den Details des Stadtlebens
hat ihn interessiert, hat er nachgefragt. Und einen Tag später ist diese große
Stimme Wiens verstummt gewesen.
Er hat in diesem Haus von 1979 bis 1983 als
Kulturstadtrat gewirkt, eine Zeit, wo er vom damaligen Bürgermeister Leopold
Gratz in vielschichtiger Weise eingesetzt wurde. Er wurde als Denkmalpfleger
eingesetzt – ich sage das im Stichwort und ohne alle seine Leistungen für diese
Stadt aufzuzählen –, er wurde als jemand eingesetzt, den die Tradition dieser
Stadt im kulturellen Bereich mit dem Weg in die Moderne verbindet. Wenn man die
Veränderung etwa bei den Wiener Festwochen in seiner Zeit als Kulturstadtrat
beobachtet, dann kann man daran erkennen, wie sehr er ein Wegbereiter für all
jene war, die später in dieser Funktion auf seinen Schultern stehend
weiterarbeiten konnten.
Er war auch einer, der immer wieder eingesetzt wurde,
wenn es darum ging, mit den Jungen zu reden, weil er ein sehr hohes Ausmaß an
Glaubwürdigkeit hatte, nicht zuletzt auf Grund der Authentizität seiner
Persönlichkeit. Da ist es nicht darum gegangen, dass man einer Meinung mit ihm
war, wiewohl es nicht leicht gewesen ist, anderer Meinung als er zu sein. Aber
der Dialog, das Gespräch war zweifelsohne etwas, was auch mich als jungen
Menschen und Jugendfunktionär damals immer enorm beeindruckt hat.
Nach seinem Ausflug in die Bundespolitik – ein Jahr
als Unterrichtsminister –, den er nie bereut hat und von dem er mit vielen
Erkenntnissen wieder zurückgekommen ist, weil es damals unter den
Rahmenbedingungen der Zweidrittelmehrheit für alle Gesetze im Schulbereich zu
arbeiten galt und es ein Unterrichtsminister mit Sicherheit nicht einfach
hatte, ist er als Bürgermeister 1984 in dieses Haus wieder zurückgekehrt.
Helmut Zilk hatte eine unglaubliche Liebe zum Detail,
verbunden mit dem klaren Erkennen und dem Festhalten an der großen Linie, die
er mit seinem kongenialen Partner Hans Mayr nicht immer zur Freude aller und
mit Sicherheit auch nicht immer zur Freude der eigenen Gesinnungsgemeinschaft
durchgezogen hat.
Die Liebe zum Detail, die bis dahin gegangen ist,
dass er ausgesucht hat, welches Orange in Zukunft die Müllabfuhr zu tragen hat
und wie das Orange auszuschauen hat, mit dem die Müllautos gestrichen werden,
macht auch die ganze Persönlichkeit des Helmut Zilk aus. Unzählige Anekdoten
ranken sich um diese Detailliebe und unzählige Anekdoten haben jedenfalls viele
von uns mit ihm erlebt.
Im direkten Kontakt konnte
er liebevoll und sehr zuwendend sein, das Gespräch von sich aus suchend.
Berühmt geworden sind seine kleinen Karterl, wo nach einer Rede beispielsweise
auch in diesem Saal freundliche oder tadelnde Worte gestanden sind. Genauso
konnte er gleichzeitig jähzornig, polternd sein, und das durchaus auch in
großer zeitlicher Nähe.
Er war beides, er war zugehend auf
die Leute,
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