Landtag,
21. Sitzung vom 02.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 47
gewesen, dieses Adoptionsverfahren zu begleiten, zu
überwachen und zu kontrollieren. Es sind quasi die Aufgaben und die
Aufsichtspflicht von der MA 11 nicht wahrgenommen worden. Es wurde nur
eine einmalige Eignungsfeststellung der Obfrau dieses Vereines gemacht, und da
hat es eigentlich gereicht, dass sie angegeben hat, sie habe selber zwei Kinder
aus Indien adoptiert. Also dass das eine Eignung ist, dass man Eltern bei einer
Adoption berät, glaube ich kaum. (Beifall bei der ÖVP.)
Darüber hinaus haben wir
auch eine Anfrage gestellt, um genau die Arbeit der MA 11, der
Jugendwohlfahrt, wie es bei diesem Fall war, zu durchleuchten. Wir haben nur
eine sehr lapidare Antwort bekommen.
Eigentlich gehört diesem
Verein die Lizenz entzogen, was aber nicht passiert ist, und ich danke der
Volksanwaltschaft, dass sie das noch einmal in ihrem Bericht niedergeschrieben
hat. Wir fordern eigentlich, dass diese Lizenz endgültig entzogen wird, sodass
weitere Tätigkeiten unterbleiben. Es wird kolportiert, dass im Juni noch einmal
vier Kinder aus Kambodscha adoptiert werden durften durch „Family for
You", obwohl der Verein offiziell gar nicht mehr tätig sein darf.
Wir fordern und halten es
für unabdingbar, in diesem Bereich eine weitere Kontrolleinheit zu schaffen,
die die Rechtmäßigkeit von internationalen Adoptionen im Vorfeld prüft.
Nochmals herzlichen Dank an
die Volksanwältin für diesen ausführlichen Bericht. Man kann nur hoffen, dass
dies ein Einzelfall bleibt und dass nicht noch mehrere Fälle zum Vorschein
kommen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster
zu Wort gemeldet ist Herr Abg Baxant.
Abg Petr Baxant (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Volksanwältin!
Nach der Durchsicht des Volksanwaltschaftsberichtes
ist mir aufgefallen, wie interessant die Materie ist. Sie bewegen sich ja
ständig in einem Spannungsfeld, das ich dreiteilen würde:
Einerseits sind es alltagspraktische Verfehlungen,
die sofort abgestellt werden können, wenn man den Finger darauf hält.
Beamtenalltag ist natürlich sehr anstrengend, und da kann einiges passieren.
Andererseits geht es um geltende Gesetze, die Sie
sich anschauen, und nach reiflicher Überlegung kommen wir beziehungsweise auch
der Bundesgesetzgeber oft zu dem Schluss, dass man einiges anpassen muss.
Und zum Dritten – und ich glaube, das ist der
interessanteste, aber vor allem auch der spannendste Teil Ihrer Aufgabe – sind
es die ideologischen Auffassungsunterschiede.
Ich sage einmal, der Volksanwaltschaftsbericht kommt
mit diesen Spannungsfeldern sehr gut zu Rande, und ich meine, Sie haben eine
sehr gute Arbeit geleistet. Dafür danke ich Ihnen auch im Namen des Wiener
Landtages. (Beifall bei der SPÖ.)
Ihr Bericht ist sehr
spannend, er ist aufschlussreich, er ist fair, er ist umsichtig, er ist
ergebnisorientiert, und er ist – das ist das ganz Wichtigste –
kritisch-konstruktiv. Die Stadt Wien nimmt diesen Bericht sehr ernst. Ich
möchte exemplarisch ein paar Beispiele dafür anführen, dass wir den Bericht
nicht nur lesen, sondern ihn uns auch zu Gemüte führen und, wenn es notwendig
ist, auch Veränderungen ansetzen, wie zum Beispiel bei der heute schon
geführten Diskussion um die Diskriminierung. Da haben wir sofort Maßnahmen
ergriffen.
Das sind einerseits
strukturelle Maßnahmen. Es ist seit Kurzem so, dass 4 Kompetenzzentren
darüber entscheiden, ob Diskriminierung vorliegt oder nicht, und nicht mehr so,
wie es früher einmal war, 19 Magistratische Bezirksämter. Diese
Bezirkszentren, diese Kompetenzzentren sind mit MitarbeiterInnen ausgestattet,
die sehr kompetent sind und sich mit dem Thema Diskriminierung sehr gut
auseinandersetzen.
Andererseits sind politische Maßnahmen gesetzt
worden. Die Stadt Wien tritt der Städtekoalition gegen Rassismus bei. Es ist
auch eine überparteiliche Koalition gegründet worden, bestehend aus der
Kollegen Ekici von der ÖVP, der Kollegin Korun von den Grünen und unserer Nurten Yilmaz, die Maßnahmen vorschlagen
werden, und die Stadt Wien wird auf diese Maßnahmen auch im internationalen
Kontext hinweisen und diese auch einfordern.
Wenn es um die Integration behinderter Kinder geht,
suchen die Magistratsdienststellen der Stadt Wien natürlich nach
zielgruppenspezifischen Kindergärten. So wird zum Beispiel im Spital Nord jetzt
so ein Kindergarten neu gebaut. Die MA 10 bemüht sich mit aller Kraft,
individuelle Lösungen zu finden, auch wenn es oft nicht leicht ist. Trotzdem
ist der Anspruch da, und die von Ihnen empfohlene Haftpflichtversicherung ist
auch schon Realität.
Oder: Die Volksanwaltschaft vertritt gemeinsam mit
der MA 11 und der Stadt Wien die Forderung nach einem realitätsnahen
Auslandsadoptionsgesetz, welches den Missbrauch verunmöglicht und das Wohl des
Kindes als oberste Prämisse ansieht.
Zum Beispiel ist der Respekt der Stadt Wien und
dieses Hohen Hauses vor dem Bericht der Volksanwaltschaft auch zu sehen im
Hinblick auf den Fall der nicht anerkannten Heiratsurkunde einer ungarischen
Staatsbürgerin. Auch hier sind sofort Maßnahmen gesetzt worden, um solche bürokratischen
Fehler in Zukunft hintanzuhalten.
Das heißt, ich danke Ihnen noch einmal für den guten
Bericht, der viel Aufschluss gegeben hat, und ich kann Ihnen versichern, dass
dieses Hohe Haus Ihre Arbeit mit Respekt beurteilt. – Danke schön. (Beifall bei
der SPÖ)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Mag Ebinger. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Damen und Herren!
In der Präsidiale wurde
vereinbart, dass ich unter dem Punkt Volksanwaltschaft zu einem ein bisschen
anderen Thema reden kann. So völlig unpassend ist das Thema nicht, denn die
Volksanwaltschaft beschäftigt sich
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