Landtag,
20. Sitzung vom 04.09.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 43
gesagt. – Es ist also auch das eine ganz schnell umformulierte, billige Wahltäuschung der Leute ohne jeden Hintergrund.
Auf den vierten Punkt, nämlich die Mieten, wird mein
Kollege Madejski noch genauer eingehen. Dazu schreibt der Herr Bürgermeister:
„Wien ist im internationalen Vergleich eine der Städte mit den günstigsten
Wohnungsmieten.“ – Das trifft im Österreichvergleich jedenfalls nicht zu!
Auf dem freien Wohnungsmarkt sind wir die Zweit – beziehungsweise
Drittteuersten, aber auch im kommunalen Wohnbereich sind wir die Zweitteuersten
in Österreich. Vielleicht sind wir im internationalem Vergleich billiger, aber
in Österreich sind wir es nicht! Ich weiß nicht, woher der Bürgermeister diese
Zahlen hat, noch dazu, wenn man bedenkt, dass im gestrigen „Heute“, wie Kollege
Herzog schon erwähnt hat, zu lesen war, dass die Mieten in Wien explodieren und
die SPÖ Gegenmaßnahmen verlangt.
Noch dazu wenn man davon ausgeht, dass ja
gleichzeitig, wie der Kollege Herzog im gestrigen „Heute" schon erwähnt
hat, die Mieten in Wien explodieren. Wir verlangen Gegenmaßnahmen.
Um den Teuerungen entgegenzuwirken, verzichtet die
Stadt Wien bis Ende 2008 auf die Anhebung der Kategoriemietzinse. Meine Damen
und Herren, drei Monate verzichten Sie drauf! Und Sie streichen den Index nicht
für dieses Mal, wovon die Menschen wirklich was hätten, sondern Sie heben ihn
dann halt im Jänner 2009 an! Drei Monate und das verkaufen Sie irgend jemandem
als „rasche Hilfe“ und „soziale Hilfe“?
Es kommt dann noch etwas dazu: Es gibt einen
Kategoriemietzins und einen Richtwertmietzins. Die Neuvermietungen in Wien
gehen immer Richtung Richtwertmietzins. 90 Prozent werden als
Kategoriemietzins gar nicht mehr vermietet. Und die Betriebskosten sind nicht
in die Mietzinsbeihilfe eingerechnet. Wir fordern in diesem Antrag die volle
Einrechnung der Betriebskosten in die Mietzinsbeihilfe.
Vielleicht noch – 15 Minuten sind wirklich kurz (Allgemeine
Heiterkeit.) – zum fünften Punkt, der keiner ist, weil da nur steht, wie
toll die kommunalen Leistungen sind. Da wird nichts versprochen, da wird nur
gelobt, da lobt man sich. Da verspricht man rasche Hilfe, indem man sich lobt.
Ich sage Ihnen, Sie haben bei den Kanalgebühren 2007 37 Millionen
Überschuss, bei den Müllgebühren 42 Millionen Überschuss und beim Wasser
54 Millionen Überschuss gemacht! Die Kindergärten sind für die Vollzahler
die teuersten in Österreich!
Meine Damen und Herren! Sie könnten einsparen! Was
machen Sie denn mit dem Überschuss? (Abg Mag Harald Stefan: Ins Budget geht
er! Ins Budget!) Sie sollten das kostendeckend machen - ins allgemeine
Budget geht das - und nicht den Menschen verkaufen, dass Ihre Gebühren so super
und im Mittelfeld sind. (Abg Mag Gerald Ebinger zeigt einen
Zeitungsartikel.) In diesem Artikel hier steht auch drinnen „Strom, Gas,
Wasser, Wien ist die drittteuerste Stadt Österreichs.“ Also von Mittelfeld
keine Spur. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster
Abgeordneter hat sich der Kollege Dipl-Ing Margulies zum Wort gemeldet. Ich erteile
es ihm.
Abg Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
Präsident!
Wie schon öfters festgestellt: Ja, es ist tatsächlich
Wahlkampf. Man muss sich im Wahlkampf nicht dafür genieren, sämtliche zur
Verfügung stehenden Mittel auszuschöpfen und es freut mich, je besser die
Bevölkerung sich ein Bild von den wahlwerbenden Parteien tatsächlich machen
kann. Jede Partei ist letztendlich auch für sich selbst verantwortlich. Nicht
umsonst ist diesbezüglich das Image von SPÖ und ÖVP momentan nicht das beste.
Man darf nicht vergessen, auch wenn die Umfragen jetzt gerade ein hartes
Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPÖ und ÖVP signalisieren, so ist es doch ein
Kopf-an-Kopf-Rennen auf einem Niveau, welches meiner einer sich vor zehn Jahren
nicht hätte vorstellen können, dass ÖVP und SPÖ auf dem Niveau von 25,
26 Prozent darüber streiten ... (Abg Mag Harald Stefan: 27!)
Aber nicht alle drei, also da war die FPÖ auf 27, die ÖVP war Dritter, aber die
SPÖ war ein bissel drüber. Aber jetzt ist es tatsächlich so, dass die angeblich
beiden Großparteien bei 25, 26 Prozent liegen und die FPÖ Gott sei Dank
nicht in diesen Regionen ist, sondern bei 17, 18 Prozent. Immer noch viel
zu hoch, aber was soll es. (StR Johann Herzog: Ihre Meinung, Herr Kollege!)
Das heißt, die
Bevölkerung merkt schon, wer die Verantwortung für dieses Land in den letzten
Jahren getragen hat. 22 Jahre ÖVP in der Regierung und die Konsequenz, die
unmittelbare - darüber haben wir heute schon diskutiert -: Es ist überhaupt
nichts weitergegangen und im Sozialbereich und in der Arbeitswelt geht es den
Leuten schlechter denn je! Das muss man tatsächlich sagen. Die Reallöhne sind
gesunken. Sie hatten eine kurze Phase, wo die Arbeitslosigkeit zurückgegangen
ist. Die Löhne sind diesbezüglich nicht gestiegen. Und jetzt erkennt die ÖVP
erstmals nach 22 Jahren - und ich sage das jetzt bewusst, weil Wahlkampf
ist -, dass man vielleicht tatsächlich auch im Sozialbereich etwas unternehmen
muss.
Aber ich möchte jetzt vorweg eine für mich ganz
wichtige Sache klarstellen: Mir geht es nicht darum, dass wir aus Österreich
einen Armutsstaat machen, wo so vielen Menschen geholfen werden muss, sondern
mir geht es darum, dass es endlich wieder Löhne und Gehälter gibt, von denen
die Menschen leben können, dass man vor einer Inflation von 2 bis
3 Prozent keine Angst haben muss. Wir hatten schon eine viel höhere
Inflation und die hat den Leuten eigentlich in Zeiten der Vollbeschäftigung
nicht wirklich weh getan. Mir geht es darum, dass natürlich der Sozialstaat da
ist, wenn notwendig, aber Ziel muss es doch sein, dass die Leute ein solches
Einkommen haben, mit dem sie ein gutes Auskommen haben.
Jetzt schauen wir uns doch die
Entwicklung in Österreich an, weil wir wissen, es gibt mehr ärmere Menschen,
aber gleichzeitig wissen wir, das
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