Landtag,
20. Sitzung vom 04.09.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 43
Der siebente Antrag betrifft die Rücknahme der letzten Erhöhung der Parkgebühren. Sie haben die Autofahrer in den vergangenen Monaten und Jahren geschröpft. Jetzt haben Sie eine Chance, den Autofahrern das Geld zurückzugeben, das Sie ihnen zu Unrecht abgenommen haben.
Mein achter Antrag betrifft die Rücknahme der letzten
Tariferhöhung bei den Wiener Linien. Auch damit könnten Sie gerade den sozial
Schwächeren helfen.
Mein neunter und letzter Antrag betrifft die
Rücknahme der letzten Erhöhung der Rundfunklandesabgabe, die auch ganz
spezifisch von Ihnen durchgeführt wurde. Da Sie als Wiener SPÖ die absolute
Mehrheit haben, hätten Sie die Möglichkeit, die Verteuerung von bis zu
35 Prozent rückgängig zu machen.
Das waren meine Anträge. Ich bitte Sie, diesen zuzustimmen!
(Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster
Redner hat sich Abg Strobl zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Friedrich Strobl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages
und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Unser Klubobmann hat heute einen Hollywood-Film
zitiert. Ich beginne auch mit einem Hollywood-Film, nämlich mit „Und täglich
grüßt das Murmeltier“. (Abg Mag Wolfgang
Jung: Ich wüsste einen Film für die SPÖ: Der Untergang der Titanic!)
Ich meine, es ist interessant, sich die Redebeiträge
der Opposition anzuhören, beispielsweise jenen des Herrn StR Ellensohn, der uns
immer in ruhiger und sachlicher Art und Weise zu erklären versucht, dass
eigentlich wirklich nur die Grünen
die richtige Politik machen. Von Seiten der FPÖ liest dann jemand aus den
Pamphleten vor, die an die Wiener Haushalte verschickt werden, und zwar in
aggressiver Art und Weise. Von der ÖVP kamen heute Ausführungen von Herrn Abg
Gerstl, der wirklich ein Meister im Tatsachenverdrehen und Wortklauben ist.
Ich brauche jetzt keine tatsächliche Berichtigung zu
machen, weil ich ohnehin am Wort bin. Ich möchte Ihnen aber gleich zu Ihren
Anmerkungen betreffend Mieterhöhungen sagen, wie es tatsächlich ausschaut: Die
Anteile der einzelnen Kostenfaktoren an der Gesamtmiete nach Richtwert zum
Beispiel bei einer Wohnung der Kategorie A in durchschnittlicher Lage setzen
sich wie folgt zusammen: 78,64 Prozent Mietzins, 9,09 Prozent Umsatzsteuer,
3,30 Prozent sonstige Betriebskosten, 2,99 Prozent Versicherung, 2,91
Prozent Reinigung und 3,07 Prozent Gebühren. (Abg Dipl-Ing Roman
Stiftner: Diese Wohnung möchte ich auch haben!)
Es verhält sich also nicht so, wie Sie sagen, dass
die Gebühren 20 Prozent ausmachen! Dazu möchte ich noch erklären: Die
reale Kostenentwicklung der Gebühren für öffentliche Dienstleistungen im
Verhältnis zur Inflationsrate im Vergleich 1995 und 2008 sieht so aus, dass es
bei Müll, Wasser und Abwasser seit 1995 ein Minus von 0,8 Prozent gab.
Erzählen Sie also hier bitte nicht irgendwelche Geschichten, die ganz einfach
nicht stimmen! Das ist nicht in Ordnung! Das zeichnet allerdings Ihren
persönlichen Stil und den Stil der ÖVP im Allgemeinen aus.
Ich komme jetzt gleich zur Inflation und zu den
Ursachen der Inflation: Auch dazu haben Sie in Ihrem Beitrag einige Anmerkungen
gemacht, und auch diesbezüglich möchte ich Ihnen ganz klar entgegnen. Das fällt
mir sehr leicht, denn ich berufe mich nicht auf Zahlen, die auf meinem Mist
gewachsen sind, sondern auf Informationen der Statistik Austria. Es wird anhand
der Preissteigerungen von Juli 2007 im Vergleich zu Juli 2008 untersucht,
welche die höchsten Preistreiber sind: Bei der Energie beträgt die Steigerung
bei Heizöl plus 51 Prozent, bei Diesel plus 36 Prozent, bei
Normalbenzin plus 15 Prozent, bei Superbenzin plus 14 Prozent. Bei den
Nahrungsmitteln beträgt die Steigerung bei Teigwaren plus 44 Prozent, bei
Käse plus 19 Prozent und bei Eiern plus 13 Prozent. – Diese
Liste ließe sich fortsetzen.
Und jetzt kommt der wichtige Teil: Passen Sie auf,
und notieren Sie sich das vielleicht auch! – Der Anteil der von Bund,
Ländern und Gemeinden eingehobenen Gebühren am Warenkorb liege laut Statistik
Austria – und nicht laut Statistik SPÖ! –nur bei etwa 5 Prozent. Und
auch die Oesterreichische Nationalbank bestätige, dass Gebühren im Gewicht
relativ gering seien und ihr Betrag zur Inflation nur marginal sei. Und auch
das Wirtschaftsforschungsinstitut - WIFO sei ähnlicher Ansicht. All das ist in
einer Aussendung der APA nachzulesen.
Tatsächlich haben die kommunalen Gebühren und
Abgaben – Wasser, Abwasser, Müll, Parken, Fahrscheine – in ganz
Österreich im Vergleich von Juni 2007 zu Juni 2008 nur einen Einfluss von
0,05 Prozentpunkten auf die Inflationsrate. Das ist, wie Sie sicherlich
nachvollziehen können, ein halbes Promille. Über den Anteil von 3 Prozent
beim Wohnen haben wir schon gesprochen. – Ich möchte Sie also wirklich
ersuchen, wenn Sie hier mit Zahlen hantieren, doch bei der Wahrheit zu bleiben
und uns nicht irgendwelche Phantasiezahlen vorzulegen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die
bemerkenswerteste Aussage des Herrn Klubobmann Tschirf heute in der Früh war:
„Ja, es ist Wahlkampf." Kollege Gerstl hat das auch erwähnt. Er hat auch
schon bemerkt, dass Wahlkampf ist.
Wenn man die Situation beobachtet,
dann kann man feststellen, dass nicht nur in Österreich, sondern auch in den
Vereinigten Staaten Wahlkampf ist. –
Jetzt werden Sie sich fragen, was der Wahlkampf in den USA mit unserem
Wahlkampf zu tun hat, außer dass es natürlich schon eine gewisse Bedeutung für
jedes Land auf dieser Welt hat, wer Präsident in den USA ist. Aber es gibt noch
eine Parallele, die mir bei der Beobachtung des Wahlkampfs in Österreich und in
den USA aufgefallen ist: Der Spitzenkandidat der ÖVP, Herr Finanzminister
Wilhelm Molterer, erinnert mich ein bisschen an einen Kandidaten, den es auch
im US-Wahlkampf gibt. – Keine
Angst, ich meine jetzt nicht den Kandidaten der Demokraten, Barack Obama! Eher
besteht eine Ähnlichkeit zum Kandidaten der Republikaner, was Ihnen
wahrscheinlich
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