Landtag,
20. Sitzung vom 04.09.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 43
berücksichtigt werden sollen, als sie ein Teil der Mietbeihilfe der Stadt Wien werden sollen. – Wir stellen daher den Antrag, dass der amtsführende Stadtrat für Wohnen und Stadterneuerung eine Novellierung des WWFSG 1989 dahin gehend in die Wege leiten möge, dass bei der Bemessung der Wohnbeihilfen in geförderten sowie in nicht geförderten Wohnungen die Betriebskosten in voller Höhe eingerechnet werden, auch wenn sie zum Teil nicht aus der Wohnbauförderung zu finanzieren sind.
Meine sehr Damen und Herren! Ich halte das für einen
ganz wesentlichen Schritt, um betreffend Mietenbelastung der Wienerinnen und
Wiener eine Entlastung durchzuführen und dafür Sorge zu tragen, dass für die
sozial Schwachen in Wien eine Maßnahme gesetzt wird, die ihnen wirklich hilft.
Es ist schön, die Mieten zu stützen. Es ist aber eine eigenartige
Handlungsweise, wenn man die Betriebskosten, die explodieren, nicht stützt. Ich
glaube nicht, dass Sie das aufrechterhalten können werden, wenn Sie eine
soziale Partei sein wollen!
Ich fordere gerade die Mehrheit auf, sich hier
unserem Bemühen anzuschließen und dafür Sorge zu tragen, dass durch eine
Stützung auch der Betriebskosten im Wege von Wohnbeihilfen zu einer Entlastung
der Wienerinnen und Wiener beigetragen wird! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR Ellensohn. Ich erteile ihm das
Wort.
StR David Ellensohn: Frau Präsidentin!
Meine Damen und Herren!
Mir gefällt die Wahlkampfzeit deswegen, weil es fast
die lustigste Zeit ist, die man als Politiker und Politikerin erlebt: Sehr oft
ist es eine Zeit der Unseriosität. Wenn ich mir dieses Spektakel und diese Politauktion
nach dem Motto „Wer bietet mehr?“ ansehe, und zwar von Parteien, die in diesem
Land regieren, denen das Handeln näher liegen sollte und die etwas tun könnten
und nicht fordern brauchen, dann muss ich oft lachen. Die Vorwürfe, die SPÖ und
ÖVP einander machen, sind alle richtig, und im Übrigen haben ausnahmsweise
beide recht, wenn sie ihren aktuellen und leider vielleicht auch zukünftigen
Partner kritisieren. All das trifft zu! Sie müssten nur einen Spiegel
aufstellen und sich selbst darin anschauen, dann würden Sie nämlich
feststellen, dass beide das Gleiche sagen und genau das Gleiche herauskommt:
Dämmerzustand hier, Dämmerzustand da; Erinnerungslücken hier, Erinnerungslücken
da. Einmal hat es geheißen, das geht, dann hat es wieder geheißen, das geht
nicht!
Ich werde jetzt versuchen, ein paar Punkte
aufzurollen. Man muss sich dabei immer wieder in Erinnerung rufen – denn das scheinen die Leute hier oft zu vergessen –, dass die Österreichische Volkspartei seit
22 Jahren durchgehend in der Bundesregierung vertreten ist und vielleicht
doch das eine oder andere umsetzen können hätte, von dem jetzt geredet wird.
Jetzt tun nämlich alle so, als ob sie Oppositionsparteien wären! Bei diesem
Wahlkampf hat man den Eindruck, dass zehn Oppositionsparteien antreten und
überhaupt niemand Verantwortung für all das trägt, was in den letzten Jahren
schiefgegangen ist.
Kein Wunder, dass man diese Strategie gewählt hat,
denn die zwei größeren Parteien in diesem Land haben ein großes Problem
gemeinsam, nämlich die Unglaubwürdigkeit. Es glaubt ihnen halt fast niemand
mehr irgendetwas, und es wundert sich auch niemand. Deswegen sind die
Versprechen besonders groß und besonders weitreichend.
Jetzt geht plötzlich allerhand, was bisher nicht
gegangen ist. Daher wäre die logische Conclusio aus dem Ganzen, dass es
eigentlich nur einen einzigen Antrag geben müsste, der den Bürgern und
Bürgerinnen am meisten bringen würde, dass nämlich die Legislaturperiode von
fünf Jahren auf ein einziges Jahr verkürzt wird: Denn nur in der Zeit des
Wahlkampfes gibt es tatsächlich irgendetwas für die Bürger und Bürgerinnen zu
erwarten. Jetzt werden sie ausnahmsweise einmal nicht kaputt gespart. Jetzt
gibt es Geld. Eigentlich müsste man nur diesen einen Antrag durchbringen, und
es würde den Leuten besser gehen, denn gerade jetzt während des Wahlkampfs
findet dieses unverschämte Aussackeln nicht statt. Jetzt ist Pause. Jetzt sind
Vorschläge, die vorher als unmöglich bezeichnet wurden, plötzlich nicht nur
möglich, sondern Wahlkampfforderung von Parteien!
So waren der kostenlose Kindergarten beziehungsweise
zumindest ein kostenloses letztes Kindergartenjahr für die ÖVP bis vor Kurzem
noch ein rotes Tuch, jetzt steht diese Forderung auf den eigenen Plakaten.
Nehmen wir Wien und den Gemeindebau als Beispiel:
Gestern und in den letzten Tagen und Wochen wurde großartig vor allem der eine
Beschluss kommuniziert, dass die Mieten im Gemeindebau jetzt im September nicht
erhöht werden. Das ist schön. Es können sich allerdings nicht mehr alle daran
erinnern, dass es im März ein kleines Duell zwischen der SPÖ und den GRÜNEN in
dieser Frage gegeben hat, weil ich genau diese Forderung gestellt habe: Keine
Erhöhung der Mieten im Gemeindebau in diesem Jahr und darüber hinaus.
Die Antwort der SPÖ kann man nachlesen. Ich bringe
jetzt den Originalton der SPÖ, damit es nicht heißt, der Wortlaut wurde durch
eine Zeitung umgedreht. In der Originalpresseaussendung des Vorsitzenden des
Wohnausschusses, Herrn Stürzenbecher, steht mit ein paar Begründungen, warum
all das nicht gehe und unmöglich sei. „Auf gar keinen Fall dürfen in Wien im
Gemeindebau die Mieten nicht erhöht werden.“ – Das war im März. Da wussten
Sie natürlich noch nicht, dass wir im September Wahlen haben werden!
Im Sommer war dann auf einmal alles anders. Da hat
Herr Häupl das zuerst aufgegriffen, und Herr StR Ludwig hat das Ganze in dieser
Woche noch einmal vorgestellt: Natürlich wird im Gemeindebau dieser Mietenstopp
für September, Oktober, November und Dezember eingeführt. Es hätte
wahrscheinlich doch zu blöd ausgeschaut, wenn man gesagt hätte: Vom 1. bis
28. September dürfen die Leute ein bisschen weniger Miete zahlen, und am
29. September erhöhen wir. Jetzt kommt die Erhöhung daher erst am
1. Jänner 2009.
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