Landtag,
20. Sitzung vom 04.09.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 43
immer schon gesagt. Jetzt will die AK eine Indexierung in einem Fünfjahreszeitraum und nicht mehr jährlich, und es soll erst ab einem Inflationswert von 10 Prozent eine entsprechende Erhöhung stattfinden.
So weit, so gut. Schauen wir uns jetzt aber an, was
die der AK durchaus nicht fernstehende Wiener SPÖ macht. – Wiener Wohnen
verschickt eigenartige Merkblätter an die Mieter, etwa in der
Herzmanovsky-Orlando-Gasse. Darin wird festgestellt, dass ab September 2008 der
geltende Mietzins aus dem Mietrechtsgesetz eingehoben wird. Das heißt, dass
natürlich der indexierte Mietzins eingehoben worden wäre. Das war aber nicht
der Fall, das war also eine Falschmeldung. Weiters wurde um eine weitere
vorläufige Erhöhung des Hauptmietzinses beim Bezirksgericht angesucht. Das
heißt, die Belastung der Mieterinnen und Mieter geht weiter.
Ein Schreiben, dass die Mieten im Gemeindebaubereich
im September nicht erhöht werden, ist nicht erfolgt. Die SPÖ hat die Mieten im
September zwar nicht erhöht, hat aber alle Mieter über ihre Absichten im
Unklaren gelassen. Es gab nichts Schriftliches, sondern nur eine Bemerkung des
Bürgermeisters, dass die Mieten eingefroren und ausgesetzt werden. Jetzt kommt
der Beschluss der SPÖ, der allerdings auch nur bis zum Jahresende gilt. Das ist
ein Tropfen auf den heißen Stein! Das ist besser als nichts, aber natürlich
keine Lösung!
Die Aussetzung der Mieterhöhung bedeutet ja nur, dass
die Erhöhung um ein paar Monate verschoben wird, und dann wird die Belastung,
weil in späterer Zeit die erhöhte Inflationsrate ja auch weitere Mieterhöhungen
mit sich bringt, die Mieter erneut und stärker treffen. Herr Bürgermeister! Die
Gemeinde Wien hat in den letzten Jahren massiv an den Belastungen verdient, die
Sie mit Ihrer Gebühren- und Steuerpolitik in dieser Stadt angerichtet haben!
Daher wäre es völlig gerecht und richtig, wenn Sie den Mieterinnen und Mietern
endlich einen Teil dieser Belastungen zurückgeben! Das wäre eine wirklich
notwendige Entlastung für unsere Mitbürger, insbesondere für die sozial
schwachen Schichten! (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Bürgermeister! Machen Sie keine Aussetzung, was
eine Verschiebung der Erhöhung bedeutet – das gilt auch für den Antrag der
GRÜNEN –, auch wenn das besser ist als nichts, sondern verzichten Sie
überhaupt auf diesen einen Indexsprung, der laut Gesetz vorgesehen ist, und
lassen Sie die Gemeindemieter davon frei! Das wäre schon eine klare und deutliche
Erleichterung! Es steht dem größten Hausherrn Europas zu, auf einen Indexsprung
zu verzichten. Das ist keine Muss-, sondern eine Kann-Bestimmung. Sie können
das einheben, Sie müssen aber nicht! Das würde de facto heißen, dass auf die
aktuell drohende Indexierung der Gemeindebauten für 2009 gänzlich verzichtet
wird. Es müssen auch die zukünftigen Indexierungen noch im Herbst mit Null
begonnen werden, ohne die Mieten anzuheben. Nur so kommt es zu einer realen
Entlastung der Mieten um zirka 5 Prozent.
Es liegt in der Hand des Bürgermeisters, das zu
entscheiden. Er kann entscheiden, dass er den Indexsprung für den städtischen
Wohnhausbereich vornimmt oder nicht, denn das ist keine Pflicht. Wenn er es
ernst meint mit der Entlastung der Bürger, dann hat er hier eine Möglichkeit,
ein klares Zeichen zu setzen. Das würde allerdings leider nur einen Teil der
Wiener Mieterinnen und Mieter betreffen, aber es ist besser, im Wiener
Sozialwohnungsbereich eine Tat zu setzen, als gar nichts zumachen.
Wie gesagt, das Aussetzen ist keine Lösung, das
Aussetzen ist nur eine Verschiebung der Erhöhung, und irgendwann kommt dann der
Bumerang in Form eines noch höheren Mietzinses zurück. – Ein
entsprechender Antrag der FPÖ wird eingereicht werden.
In diversen Zeitungen haben die Sozialisten ihre
Meinung zu den Mieten in Wien geäußert. Dabei kam es etwa zu einer Feststellung
in der gestrigen Zeitung „Heute“ – das ist zwar widersprüchlich, ich darf es
aber trotzdem sagen –, dass die Mieten in Wien explodieren und die SPÖ
Gegenmaßnahmen plant. „Häupl und Ludwig fordern effiziente Reformen, eine
Begrenzung der Zuschläge, eine Verringerung der Maklergebühren und nicht
zuletzt eine Abkoppelung der Mieten von der Inflation.“
Meine Damen und Herren! Es hätte sich niemand
gewundert, wenn das geschehen wäre. Die gleiche SPÖ, die das heute fordert und
eine Reform der Richtwertmieten verlangt, hat aber gerade im Gemeindebaubereich
diesen Richtwertzins eingeführt. Entgegen allen Verspechen bei den Wahlen hat
der jetzige Spitzenkandidat Faymann die Richtwertmieten zu 90 Prozent für
Neuvermietungen im A-Bereich in den Gemeindewohnungen durchgesetzt und
eingeführt, und jetzt jammert man in der SPÖ über das Richtwertgesetz. Das ist
eine Heuchelei!
Ich glaube, dass
diese Belastung, die auf die Mieter zukommt, sehr bedrohlich ist. Der bisherige
Zins von 3,13 EUR wird mit dieser Maßnahme auf 4,11 EUR erhöht. Das
ist eine massive und deutliche Erhöhung des Mietzinses. Würde eine solche
Erhöhung im privaten Bereich vorgenommen werden, dann gäbe es wahrscheinlich
ein Aufheulen der Sozialdemokraten über unsoziale Maßnahmen! Ich glaube, dass
sich die SPÖ auf diese Art und Weise auf leisen Sohlen vom sozialen Wohnbau
verabschiedet.
Meine sehr Damen und Herren! Unserer Meinung nach
sind natürlich die Betriebskosten ein ganz wesentlicher Grund für die
Mietentwicklung, und die Betriebskosten steigen vor allem auf Grund der
Tatsache, dass die Gebührenpolitik der Stadt Wien preistreiberisch wirkt und
die Wohnkostenbelastung massiv in die Höhe schraubt. Es besteht daher keine
Frage, dass eine Änderung der Valorisierung der jährlichen Mieterhöhung nicht
nur im Bereich der Hauptmieten stattfinden sollte, sondern dass es
selbstverständlich auch ein Ende der Valorisierung der Gebühren geben sollten,
was zur Folge hätte, dass die Betriebskosten eingefroren werden.
Wir sind außerdem aber auch der
Meinung, dass die Betriebskosten für die sozial schwachen Mieter insofern
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