Landtag,
20. Sitzung vom 04.09.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 43
durchschnitt erhöht. Auch darauf sind wir, neben den vielen
zusätzlichen Leistungen, die es in diesem Bereich gibt, stolz!
Der dritte Antrag betrifft die Verdoppelung des Wiener
Heizkostenzuschusses, den ich jetzt entsprechend einbringe und der ebenfalls
heute zur Abstimmung gelangen wird.
Ich bitte um die entsprechende Beschlussfassung! (Beifall
bei der SPÖ.)
Herr Kollege Wolf hat heute gesagt, dass zusätzliche
Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung notwendig sein werden. – Dem können wir
uns nur anschließen! Es gibt von uns einen Vorschlag für fünf wirkungsvolle
zusätzliche Maßnahmen. Ich hoffe, dass Sie neben den Maßnahmen, die wir dem
Wiener Landtag heute zur Beschlussfassung vorlegen, auch den entsprechenden
Maßnahmen auf Bundesebene zustimmen!
Ich kann sagen: Wir brauchen uns weder im Bereich der
Gebühren noch im Bereich der öffentlichen und kommunalen Dienstleistungen
verstecken. Ich glaube, wenn der Wahlkampf vorbei ist, wird auch von Ihnen
wieder das entsprechende Lob kommen. Wir hoffen sehr, dass das jetzige Erwachen
der ÖVP aus dem Dämmerzustand länger anhalten wird. Es heißt so schön: Die
Hoffnung stirbt zuletzt. In diesem Sinne hoffen wir, dass in einer neuen
Bundesregierung, welche Konstellation diese auch immer haben wird, die Blockadepolitik,
die vor allem von der Österreichischen Volkspartei in den letzten Jahren
praktiziert wurde, tatsächlich ein Ende findet! – Ich danke Ihnen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zur Wort gemeldet ist Herr StR Herzog. Ich erteile ihm das Wort.
Redezeit ab jetzt: 15 Minuten.
StR Johann Herzog: Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Kollege Oxonitsch konnte seine Begeisterung für die
Zustände in Wien kaum im Zaum halten. Dessen ungeachtet möchte ich feststellen
und klar sagen: Natürlich gibt es bei den Gebühren eine Überdeckung! Diese ist
klar nachweisbar, das steht fest. Daran gibt es nichts zu rütteln, auch wenn
hier von den Sozialisten eine diesbezügliche Verschleierung versucht wird.
Meine Damen und Herren! Der Kollege hat von einem
Dämmerzustand gesprochen und damit die ÖVP gemeint. – Ich meine, die
gesamte Koalition, die gerade gescheitert ist, war eindeutig in einem
Dämmerzustand! Und ich meine, die Situation, vor der wir heute stehen und mit
der wir zu kämpfen haben, ist ein Ergebnis dieser Dämmerschlafpolitik. (Beifall
bei der FPÖ.)
Die SPÖ hat ein Paket mit fünf Punkten geschnürt. In
Anbetracht dessen fragt man sich natürlich in erster Linie: Warum hat die SPÖ das
nicht schon längst gemacht? Niemand hätte sie daran gehindert! – Es gibt
zwei Möglichkeiten: Ein Grund dafür ist der Wahlkampf, der ausgebrochen ist.
Oder die SPÖ hat bisher nicht bemerkt, wie die Zustände in dieser Stadt sind.
Beides ist schlecht! Bisher ist nämlich nichts geschehen, und nur weil jetzt
der Wahlkampf ausbricht, kommen plötzlich Pakete, die eine gewisse
Erleichterung bringen. Ich möchte allerdings feststellen: Auch das gehört zum
Dämmerschlaf, der offensichtlich nicht nur in der Bundesregierung geherrscht
hat, sondern auch bei der Mehrheitsfraktion hier in Wien. (Beifall bei der
FPÖ.)
Auch wenn Kollege Oxonitsch das nicht sehen will:
Teuerung und Inflation sind heute ein Grundübel für die Wiener Bevölkerung und
für die gesamte österreichische Bevölkerung. Ob Energiepreise, ob Benzinpreise,
ob Lebensmittelpreise oder Wohnungskosten: Sie belasten das Budget unserer
Mitbürger aufs Schärfste. Es ist ein unglaublicher Preisdruck entstanden, dem
die schwächeren sozialen Schichten hilflos ausgeliefert sind. Meine Damen und
Herren! Unsere Realeinkommen befinden sich auf dem Stand von Mitte der 90er
Jahre! Das wurde natürlich insbesondere durch die Inflation herbeigeführt,
gegen die die Regierung im Bund, aber auch hier in Wien bisher keinerlei Gegenmaßnahmen
gesetzt hat.
Verdient haben an diesen Inflations- und Teuerungsszenarien
zwei Bereiche, nämlich einerseits die internationalen Konzerne – denken
Sie zum Beispiel an die österreichischen Lebensmittel, die um 20 Prozent
teurer sind als entsprechende Lebensmittel in Deutschland – und
andererseits natürlich die öffentliche Hand. Verdient haben der Finanzminister
im Bund und die Finanzstadträtin in Wien.
All die Forderungen, die die SPÖ jetzt an die Bundesregierung
und an den ÖVP-Finanzminister stellt, hat Finanzstadträtin Brauner in ihrem
Bereich nicht aufgegriffen und verwirklicht. Was die SPÖ heute vom Bund fordert,
ist in Wien auch nicht gemacht worden! Alle SPÖ-Forderungen hätte die SPÖ in
Wien natürlich schon lange erledigen können! Es ist aber nichts geschehen, und
wir wissen, warum das so ist! Daher klingen alle Forderungen von SPÖ und ÖVP
auf Bundesebene, aber auch hier in Wien hohl, denn Sie hätten die ganzen Jahre
Zeit gehabt, das zu verwirklichen! Sie haben die Mehrheit in Wien, und Sie haben
die Mehrheit im Bund als Koalition, es hätte Sie also kein Mensch daran gehindert,
für die Bevölkerung tätig zu werden! (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Ganze Bevölkerungsgruppen,
beispielsweise Senioren, Alleinerzieher und Sozialhilfeempfänger, rutschen in
die Armut, aber weder im Rathaus noch im Parlament und in der Bundesregierung
hat sich irgendjemand von der Regierungsmehrheit dafür interessiert oder
irgendetwas dagegen getan.
Die Arbeiterkammer greift nun wieder einmal – völlig zu
Recht, gar keine Frage! – die Richtwertmieten an. Ich möchte allerdings
darauf hinweisen, dass diese, als sie beschlossen wurden, bejubelt wurden, und
zwar von der ÖVP genauso wie von der SPÖ, Herr Oxonitsch! – Wie die AK richtigerweise feststellt, sind die Richtwertmieten
in Wien, aber auch in Österreich, zu teuer. Um die 40 Prozent des
Einkommens eines Durchschnittshaushaltes müssen für diese Mietform von den
Betroffenen aufgebracht werden. Das ist eine unglaublich hohe Belastung! Und
die Arbeiterkammer sagt richtigerweise, dass es durch die Indexierung auf Grund
der Inflationsrate zu deutlichen Mieterhöhungen kommt. Das haben wir
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular