Landtag,
20. Sitzung vom 04.09.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 43
Abg Dr Matthias Tschirf
(fortsetzend): Oder sehen wir uns die
Kindergartenbeiträge an sowie Strom und Gas, was hier zu erwarten ist: Plus
177 EUR für die Durchschnittsfamilie.
Ist das sozial in dieser Stadt, meine sehr geehrten
Damen und Herren? Ist es sozial, wenn eigentlich in einer Zeit, in der sowieso
schon durch die weltweite Entwicklung, durch die Ölmärkte, durch die Ölmultis
bewirkt, eine entsprechende Inflation festzustellen ist, dass hier der Wiener
Bürgermeister und Landeshauptmann zusätzlich kommt und mitkassiert, dass er
zusätzlich kommt und bei den verschiedensten Gebühren in dieser Stadt
mitkassiert, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Das also ist die Art, wie die SPÖ mit den Bürgerinnen
und Bürgern umgeht. Wir haben daher an diesem 4. September 2008 diese
Sondersitzung des Landtages mit den anderen Oppositionsparteien herbeigeführt,
weil wir glauben, dass es richtig und notwendig ist. Seit gestern, seit der Reaktion
der SPÖ, und auch aus den nonverbalen Reaktionen der SPÖ heute, wie dem
Aufstehen des Herrn Bürgermeisters und dem nicht mehr Sitzenbleiben in den
Bänken, oder dem Weggehen des Herrn Professor Kopietz, der das auch nicht
ertragen kann, ...
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Die Zeit ist um.
Abg Dr Matthias Tschirf
(fortsetzend): … sieht man, wie
die SPÖ reagiert. Ja, das sieht man hier, und es wäre Interessant, wenn die
Frau Finanzstadträtin einen Einfluss nähme auf den Herrn Bürgermeister, dass
der Bürgermeister bei den wesentlichen Fragen, …
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend): Herr Abgeordneter, den
Schlusssatz bitte!
Abg Dr Matthias Tschirf (fortsetzend): … die diese Stadt betreffen,
auch hier sitzen würde. Das wäre ein Beispiel für politische Kultur, für
politische Kultur, die leider abgeht. Sie könnten heute ein anderes Zeichen für
politische Kultur setzen. Zerreißen sie den Blankoscheck, den diese Wiener SPÖ
bekommen hat, den Blankoscheck des Valorisierungsgesetzes. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Ich darf noch
ergänzen, dass die Frau Abg Puller bis auf 11.30 Uhr entschuldigt ist.
Für die nun folgenden Wortmeldungen der eigentlichen
Debatte darf ich festhalten, dass die Redezeit für den ersten Redner jeder
Fraktion 30 Minuten beträgt und für jeden weiteren Redner mit 15 Minuten
begrenzt ist.
Erster Debattenredner ist Herr Abg Dr Wolf, ich
erteile ihm das Wort, er hat 30 Minuten Redezeit, und ich werde ihn
2 Minuten vor Ablauf darauf aufmerksam machen.
Abg Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr
Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es war notwendig, eine Sondersitzung des Landtages
einzuberufen, um die anstehenden Fragen der Tariferhöhungen zu diskutieren. Wie
notwendig das war, zeigt sich auch daran, dass der erste Erfolg dieser
Sondersitzung ja bereits im Vorfeld von uns erreicht wurde, indem der Herr
Bürgermeister endlich einen Teil der Forderungen von uns erfüllt und ein Paket
für sozial Bedürftige in dieser Stadt geschnürt hat. Ich werde darauf
zurückkommen. Aber ohne Sondersitzung, ohne das stetige Fordern der Opposition,
endlich etwas gegen die Teuerung zu tun, hätte die SPÖ tief weitergeschlafen. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Opposition, und zwar alle drei Fraktionen,
verlangen die Rücknahme des Valorisierungsgesetzes, also jenes Landesgesetzes,
das die automatische Anhebung von Gebühren für Müll, Kanal, Wasser und Parken
erlaubt. Sie wollen die Gebühren ohne jegliche politische Diskussion erhöhen,
Sie wollen die Gebühren ohne Nachweis der Notwendigkeit einer Gebührenanhebung
erhöhen, und sie wollen die Gebühren einfach in kurzen Abständen anheben. Sie
wollen sich mit der Opposition nicht auseinandersetzen, sie wollen einfach die
Gebühren erhöhen, einfach weil es ein Computer so errechnet hat. (Beifall bei der ÖVP.)
In anderen Fällen wehren Sie sich gegen eine
computergesteuerte Automatik und können sich nicht genug über den kalten
Computer alterieren, der politische Entscheidungen überflüssig macht, aber wenn
es der eigenen Tasche dient, dann greifen Sie ungeniert zu. Damit ist auch ihr
Wahlkampf gegen die Teuerung entzaubert, (Beifall
bei der ÖVP.) denn sie lehnen eine Abschaffung des Valorisierungsgesetzes hartnäckig
ab.
Zuletzt haben Sie einen Initiativantrag zur
Abschaffung des Gesetzes, den meine Kollegen Fritz Aichinger, Roman Stiftner
und ich am 26. Juni dieses Jahres, also vor wenigen Wochen, eingebracht
haben, abgelehnt. Die Finanzstadträtin Renate Brauner hat in ihrem
entsprechenden Bericht mit der Studie zur aktuellen Inflationswirkung in
Österreich von Josef Christl argumentiert und wiedergegeben, dass, und ich
zitiere nun wörtlich: „die administrierten Preise zumindest im Jahr 2007 nicht
inflationstreibend, allerdings auch nicht als inflationsdämpfend angesehen
werden können."
Dieses Zitat muss man näher anschauen. Wir reden
nämlich vom Jahr 2009, wo die Erhöhung des Valorisierungsgesetzes schlagend
werden wird und nicht vom Jahr 2007, und wir halten fest, dass Sie zugeben,
dass die Gebühren nicht inflationsdämpfend wirkten, das heißt, Sie haben genau
das nicht getan, was jetzt notwendig ist, nämlich inflationsdämpfende Maßnahmen
zu setzen. Wer, frage ich Sie, wenn nicht die öffentliche Hand, soll die
Inflation in den Griff bekommen? Sie halten krampfhaft an einem Gesetz fest,
das unsozial und unlogisch ist. Ja, dieses Valorisierungsgesetz ist unsozial
und unlogisch.
Unlogisch ist es, weil es eine
Inflationsautomatik bringt. Steigt die Inflation, steigen die Gebühren, steigen
die Gebühren, steigt die Inflation, und so weiter, die Spirale dreht sich immer
schneller. Das verdanken Sie diesem Gesetz, und im Juli halten wir bei einer
Inflation von 3,8 Prozent. Unlogisch ist dieses Gesetz aber auch, weil man
fragen muss, was hat Wasser mit der Inflation
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