Landtag,
20. Sitzung vom 04.09.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 43
den sie einmal als die Partei des Sozialen in dieser
Stadt gehabt hat, gar nicht mehr erhebt, und in letzter Gelegenheit, nämlich
wenige Wochen vor der Nationalratswahl, vor einer Nationalratswahl, wo die SPÖ
auf ein historisch schlechtes Ergebnis in dieser Stadt fallen wird, kommt sie
mit diesem Paket. Das ist die Realität. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Herr
Landeshauptmann - ich hoffe, er hört es, egal wo -, es ist sicherlich nicht
gerade ein Zeichen, ja es ist nicht gerade ein Zeichen politischer Kultur,
einer demokratischen Kultur in dieser Stadt, dass man nicht bereit ist, sich
das anzuhören, was drei Oppositionsparteien, was die Bürger und Bürgerinnen
dieser Stadt denken. (LhptmStin Mag
Renate Brauner: Es ist ja ohnedies immer dasselbe, was Sie erzählen!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich verstehe
die Zwischenrufe, ich verstehe das. (LhptmStin Mag Renate Brauner: Das ist
aber nicht das, was die Bürgerinnen und Bürger denken!) 20 Prozent in
sieben Jahren zugelegt bei 12 Prozent Inflationsrate. Und nunmehr haben
wir eine höhere Inflationsrate, und das führt dazu, dass wir heute schon
wissen, und zwar wissen wir das seit dem 16. Juli dieses Jahres, dass die
Gebühren von Müll, Wasser und Abwasser am 1. Jänner nächsten Jahres
automatisch um 5,6 Prozent erhöht werden.
Das ist die Realität, mit der wir uns
auseinanderzusetzen haben. Und hier verlangen wir, dass dieses Gesetz
zurückgezogen wird, und aus der Reaktion der SPÖ merken wir, die SPÖ weiß, dass
das ein falscher Weg ist, dass das ein Weg ist, der dazu führt, dass den Bürgerinnen
und Bürgern dieser Stadt in die Tasche gegriffen wird. Und dazu sagen wir Nein,
und wir werden heute die entsprechenden Anträge einbringen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Politik ist Diskurs, Politik ist die
Auseinandersetzung mit Themen, das ist Parlamentarismus. Und wenn Sie jetzt
sagen, das ist Wahlkampf: Ja, es ist Wahlkampf, aber gerade weil Wahlkampf ist,
soll man darstellen, wie die unterschiedlichen Positionen sind. Wir als
Österreichische Volkspartei sind der Ansicht, dass man gerade in Zeiten einer
höheren Inflation nicht den Bürgern zusätzlich bei Gebühren in die Tasche
greifen sollte. (Abg Godwin Schuster: Was
sagt dazu der Parteivorsitzende Molterer, der das angeblich verhindert hat?) Das
hat beispielsweise der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank sehr klar
gesagt, dass man bei den Gebühren hier sparen sollte. Und ich verstehe die
Aufregung der Wiener SPÖ, ich verstehe sie gut.
Erinnern wir uns zurück: Wie schon 1996 und 2001,
ÖVP-Beteiligung an einer Regierung, und Gebührenstopp. (Abg Godwin Schuster: Das gehört auch erwähnt!) In den sieben
Jahren danach plus 20 Prozent. Das ist der Unterschied zwischen den beiden
Situationen. Im einen Fall hat die ÖVP die Verantwortung dieser Stadt
mitgetragen, und im anderen Fall ist es die verantwortungslose Haltung der
Wiener SPÖ, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben erst
gestern gehört, dass die SPÖ in letzter Minute hier noch halbherzig einen
Antrag einbringt. Beispielsweise im Juni dieses Jahres haben wir 250 EUR
plus bei den Heizkostenzuschüssen verlangt, aber das ist einfach abgelehnt
worden. Wenn sie schon damals der Ansicht gewesen wären, dass für die wirklich
Ärmsten in dieser Stadt mehr geschehen hätte sollen, hätten Sie zumindest den
Antrag, den sie heute eingebracht haben, einbringen müssen. Aber es geht Ihnen
nicht um die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, sondern es geht Ihnen
ausschließlich um mediale Wirkung, und es geht Ihnen ausschließlich um den Gag.
Und das ist die Realität. (Beifall bei
der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist der
Stil, mit dem wir es in dem Haus zu tun haben: Wie gesagt, ein Landeshauptmann,
der es keine zwanzig Sekunden erträgt, dem Klubobmann der Volkspartei zuzuhören,
eine SPÖ, die hier Zwischenrufe startet, weil sie ein schlechtes Gewissen hat
und vor allem eine SPÖ, die mit einer Gebührenlawine den Wienerinnen und
Wienern in der Tasche liegt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir, die drei Oppositionsparteien,
haben bereits im Juni letzten Jahres gesagt, dass dieses Valorisierungsgesetz
der falsche Weg ist. Wir hatten damals die zweite Lesung verhindert, und wir
haben seither in Aktuellen Stunden und in Dringlichen Initiativen immer wieder
darauf hingewiesen, dass dieses Gesetz außer Kraft zu setzen wäre.
Die SPÖ hat nicht reagiert, weil sie einfach
abkassieren will, weil sie abkassieren will, wie sie das auch in anderen
Bereichen tut. Beispielsweise mit den mit Abstand höchsten Kindergartentarifen
in Österreich, meine sehr geehrten Damen und Herren, und beispielsweise auch
mit den wirklich mickrigen Heizkostenzuschüssen, die in dieser Stadt gegeben
werden. Das ist die Realität, der Sie sich zu stellen haben, und Sie haben
heute die Chance, unserem Antrag auch zuzustimmen. Franz Ferdinand Wolf, mein
Kollege, wird ihn auch entsprechend hier vortragen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, führen wir uns
vor Augen, wie diese bevorstehenden Gebührenerhöhungen am 1. Jänner 2009
aussehen, die ganz automatisch, auf Grund des Blankoschecks, den die Mehrheit
dieses Hauses ausgestellt hat, eintreten werden:
Für eine Durchschnittsfamilie, 1.1.2009, Wasser,
Abwasser, Müll, bei 5,6 Prozent, das sind plus 60 EUR. Wo ist hier das
soziale Gewissen der SPÖ, einer Partei, die vor 90 Jahren in dieser Stadt die
Regierung mit dem Impetus angetreten hat, diese Stadt sozialer zu machen.
Davon ist nichts mehr vorhanden, es ist nur mehr die
Propaganda da, (Abg Harry Kopietz steht
von seinem Sitz auf und geht nach hinten.) aber auch der Herr Professor
Kopietz begibt sich offensichtlich in Richtung Donauinselfest, (Abg Harry Kopietz winkt dem Redner mit
einer Hand zu, ohne seinen Blick zu wenden.) jedenfalls sehen wir, dass es
die SPÖ nicht einmal mehr erträgt, diese Diskussion in diesem Haus zu führen.
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Eine Minute noch!
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