Landtag,
20. Sitzung vom 04.09.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 43
(Beginn um 9 Uhr.)
Präsident Johann Hatzl: Die
20. Sitzung des Wiener Landtages ist eröffnet.
Entschuldigt sind die von
mir jetzt zur Verlesung gelangenden Abgen Cammerlander, Korun, Krotsch,
Pfleger, Reiter, Ringler, Stark. Dazu habe ich die Informationen bekommen, dass
Abg Aigner ab 12 Uhr entschuldigt ist, Abg Ludwig-Faymann bis 12 Uhr,
Abg Reindl bis 10.30 Uhr, Abg Schuster ab 10 Uhr, Abg Stiftner bis
9.30 Uhr. Einige der Abgeordneten, wo ich „ab“ gesagt habe, werden im
Laufe des Tages wieder zur Sitzung zurückkommen.
Von Landtagsabgeordneten des ÖVP-Klubs der
Bundeshauptstadt Wien, des Grünen Klubs im Rathaus und des Klubs der Wiener
Freiheitlichen wurde ein Verlangen auf Einberufung einer Sitzung des Landtages
zum Thema „Ende der SPÖ-Belastungspolitik – Aus für das Wiener
Valorisierungsgesetz" eingebracht.
Ich habe in Entsprechung des § 120 Abs 4
der Wiener Stadtverfassung im Zusammenhalt mit § 8 der Geschäftsordnung des
Landtages für Wien daher zu dieser Sitzung eingeladen. Die Geschäftsordnung
sieht vor, dass in Sitzungen des Landtages auf Verlangen keine Geschäftsstücke
verhandelt werden. Der Entfall von Fragestunde, Aktueller Stunde und
Dringlichen Initiativen ist in der Fraktionsvereinbarung, die zwischen den
Fraktionen des Hauses abgeschlossen ist, festgeschrieben.
Ich werde daher auch so vorgehen, und auch für diese
Sitzung wurde das in der Präsidialkonferenz besprochen und mit den
Klubvorsitzenden der im Landtag vertretenen Fraktionen einvernehmlich
festgelegt.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs 2 im Zusammenhalt mit § 31 Abs 1
der Geschäftsordnung bekannt, dass drei schriftliche Anfragen von Abgeordneten
des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien eingelangt sind.
Vor Sitzungsbeginn ist von Landtagsabgeordneten des
ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien ein Antrag eingelangt. Den Fraktionen wurde
dieser Antrag schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisung erfolgte wie
beantragt.
Die Abgen Oxonitsch, Lindenmayr, Stubenvoll, Wagner
und Klicka haben gemäß § 30b der Geschäftsordnung eine Gesetzesvorlage
betreffend Änderung des Wiener Pflegegeldgesetzes, der Pensionsordnung 1995 und
des Unfallfürsorgegesetzes 1967 eingebracht. Diesen Antrag weise ich den
Ausschüssen für Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal sowie
Gesundheit und Soziales zu.
Hohes Haus, ich darf Sie bitten, sich von den Plätzen
zu erheben. (Die Abgeordneten erheben sich.)
Seit der letzten Sitzung des
Wiener Landtages am 10. Juli dieses Jahres hat Wien leider einen
bedeutenden Vertreter der Wiederaufbau-Generation durch Tod verloren. Am
24. Juli mussten wir Abschied vom früheren amtsführenden Stadtrat,
Vizebürgermeister und Landeshauptmann-Stellvertreter sowie Ersten
Landtagspräsidenten Hubert Pfoch nehmen.
Hubert Pfoch wurde 1920 in Wien geboren und erstmals
1949 als damals Jüngster in den Wiener Landtag und Gemeinderat gewählt. In den
von mir genannten Funktionen war er in unserem Haus bis September 1984
insgesamt 35 Jahre für die Wienerinnen und Wiener tätig. Seine Leistungen für
Wien und die Menschen dieser Stadt sind unbestritten. Besonders hervorzuheben
ist in diesem Zusammenhang auch sein Mut als junger Mann während der
Nazi-Herrschaft, in der er als junger Soldat geheime Fotoaufnahmen unter
Lebensgefahr gemacht hat, welche als Dokumente nach dem Krieg mitgeholfen
haben, brutalste NS-Schergen verurteilen zu können. Er bleibt auch in dieser
Form unvergessen mit seiner unerschrockenen Art, mit seinem Freiheitswillen und
mit seiner demokratischen Gesinnung.
Für uns ist es ein schwerer Verlust. Ich habe namens
des Wiener Landtages der Familie unser Mitgefühl ausgesprochen und ich danke
Ihnen, dass Sie sich zum Zeitpunkt der Würdigung und der Trauer von den Plätzen
erhoben haben. (Die Abgeordneten nehmen wieder Platz.)
Wir kommen nun zum Verlangen betreffend die heutige
Sitzung und ich eröffne die Debatte.
Zur Begründung hat sich Herr Klubobmann Abg Dr
Tschirf zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm, wobei ich bemerke, dass die
Redezeit auf zehn Minuten beschränkt ist und ich werde knapp vor Ablauf der
zehn Minuten darauf aufmerksam machen. Sie haben das Wort.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Herr Landeshauptmann! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Warum haben wir diese Landtagssitzung einberufen,
eine Landtagssitzung, die wir als ÖVP mit Unterstützung von den GRÜNEN und FPÖ
verlangt haben? Das hat drei Gründe.
Wir haben es damit zu tun, dass wir seit mehr als
sieben Jahren eine Gebührenlawine erleben, die über die Wienerinnen und Wiener
hinweggeht. Während wir in der Zeit der Koalitionsregierung in Wien einen
Gebührenstopp gehabt haben, haben wir in den sieben danach liegenden Jahren
eine Gebührenerhöhungslawine festzustellen, die deutlich über der Inflation
liegt, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, und nunmehr hat
sich die Wiener SPÖ einen Blankoscheck ausstellen lassen. Dieser Blankoscheck
ist das Valorisierungsgesetz. Dieser Blankoscheck ist die Möglichkeit, dass die
SPÖ einfach kassiert, ohne sich der Diskussion zu stellen. Ich merke, dass der
Herr Landeshauptmann diese Diskussion nicht schätzt und daher seinen Platz verlässt,
meine sehr geehrten Damen und Herren. Das ist Teil der politischen Kultur der
SPÖ dieser Stadt. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich verstehe das schon. Seit
gestern haben wir eigentlich auch gemerkt, dass diese Sitzung Sie nicht so kalt
lässt, Herr Landeshauptmann, denn nicht umsonst hat die Wiener SPÖ gestern ein
Paket vorgestellt, ein halbherziges Paket, aber doch ein Paket, das zeigt, dass
die SPÖ ihren Anspruch, ihren historischen Anspruch,
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