Landtag,
19. Sitzung vom 10.07.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 49
Populismus? – Abg Harry Kopietz, eine rote Karte in die Höhe haltend: Zeigen wir dem schwarzen Redner die Rote Karte!)
Ihr Problem, meine Damen und Herren, ist nämlich
nicht, dass Sie Sonntagsreden halten, Ihr Problem ist, dass Sie diese
Sonntagsreden im EU-Fall nur einmal im Jahr hier in diesem Haus halten. Aber
wenn Sie im Ausland sind und die internationalen Gazetten ihre
Europascheinwerfer auf Sie richten, dann ist es Ihnen sehr wohl recht, wenn Sie
für Europa tätig werden können. Aber hier, wenn es darum geht, Wählerstimmen zu
gerieren, dann wollen Sie von dem Europakurs nichts wissen. Und diese
Scheinheiligkeit wird von der Bevölkerung schonungslos aufgedeckt werden, meine
Damen und Herren.
Meine Damen und Herren! Ich möchte Ihnen zum Schluss
nur mehr ein paar Zitate aus Leserbriefen bringen. Das zeigt dann ganz genau,
was davon zu halten ist, und dass ein für allemal auch Schluss damit ist, dass
Sie uns vorwerfen können, mit dieser Sondersitzung etwas erreichen zu wollen. (Abg Godwin Schuster: Das werden Sie
aushalten müssen!) Es sind die WählerInnen, die Ihnen das sagen.
„Mit Populismus und Versprechungen, Stichwort
Pensionen, setzt man national schon die Zukunft der Jugend aufs Spiel. Mit dem
Erreichen eines neuen unsäglichen hetzerischen Anti-EU-Populismus setzt man
nicht nur die Zukunft der Europäischen Jugend, sondern aller europäischen
Bürgerinnen und Bürger aufs Spiel. Das große Ziel, ein gemeines Europa in
Frieden und Wohlstand, ohne Krieg und ohne Barrieren, ohne schlechtes Gewissen
wird das geopfert. Schämen Sie sich!" – Das schreibt ein Bürger aus 4040
Linz am 28.6. in der Tageszeitung „Die Presse".
Ein Bürger aus dem 21. Bezirk schreibt: „Gusenbauer
handelt in Panik. Längere Zeit habe ich Alfred Gusenbauer für einen verkannten
intelligenten Menschen gehalten. Nach seinem sich und die Demokratie
entwürdigenden Kniefall musste ich die Einschätzung radikal ändern: Alfred
Gusenbauer handelt in Panik ohne einen Rest an Intelligenz. Falls ihm
irgendwann einmal das Gehirn gesagt haben sollte, dass die EU ein lebendes
Wesen sei, so hat er dieses Wesen nun einem Ankläger und Richter ausgeliefert,
dem es mittels Maximierung von Gewinnstreben und schlechtem Geschmack gelungen
ist, das Land in eine neue dunkle Zukunft zu drängen, in der nur noch dumpfer
Eigennutz als direkte Demokratie heroisiert, also falsch dargestellt
wird." Das schreibt Karl Danninger aus dem 21. Bezirk.
Und so könnte ich Ihnen hier noch mehrere Zitate
bringen. Aber ich glaube, es ist am besten, wenn ich eine Ihrer intellektuellen
zitiere, nämlich Traudl Brandstaller, die, glaube ich, eindeutig klar dem
linken Lager zuzuordnen ist. Sie macht klar, wofür Sie verantwortlich sind und
dass Sie nicht länger versuchen können, den Spieß umzudrehen.
Sie sagt am 8.7. im „Standard": „Die SPÖ
erledigt ihren Niedergang ganz ohne linke Konkurrenz.
Das Spezifikum der SPÖ ist ihr totaler Opportunismus.
Sie kapituliert vor der Anti-EU-Hetzkampagne der ‚Kronen Zeitung' und macht den
Organisator dieser Kapitulation zu ihrem neuen Parteichef und
Spitzenkandidaten.
Auslöser des SPÖ-Selbstzerfleischungsprozesses waren
nicht ideologische Differenzen, Kontroversen in Sachfragen oder der Streit um
den wirtschaftspolitischen Kurs der EU, sondern die verheerenden
Meinungsumfragen, die Alfred Gusenbauer nach eineinhalb Jahren Kanzlerschaft
eingefahren hat. ‚Mit Gusenbauer ist keine Wahl zu gewinnen', war denn auch die
Parole der parteiinternen Messerschleifer, die seit Monaten unterwegs waren und
auf einen freiwilligen Rücktritt des ungeliebten Parteichefs
hinarbeiteten." – Das sagt Traudl Brandstaller, eine Angehörige der
Sozialdemokratie, eine Dame, die eindeutig dem linksgerichteten intellektuellen
Flügel zugehört. Da zeigt sich, wo die SPÖ wirklich steht.
„Der hektische Wechsel von Personen und Positionen",
sagt sie weiter, „kann nicht kaschieren, …
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Bitte zum Schlusssatz kommen!
Abg Mag Wolfgang Gerstl (fortsetzend):
… dass die SPÖ wie die meisten europäischen Sozialdemokraten in einer
tiefen ideologischen und moralischen Krise steckt. Sie hat in Zeiten radikaler
gesellschaftlicher Umbrüche keine Antworten auf neue Herausforderungen
gefunden, sie hat sich vielfach den neuen Fragen nicht einmal gestellt."
Und sie endet dann damit, meine Damen und Herren: „Aber
inhaltliche Debatten und personelle Alternativen werden der SPÖ nicht erspart
bleiben – wahrscheinlich erst nach einer Wahlniederlage, wenn sie die bittere
Lektion gelernt hat, dass man mit Zynismus keine Wahlen gewinnt." (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Herr Abg Jung. (Abg Dr Kurt
Stürzenbecher: Es kann nur besser werden! – Abg Dipl-Ing Martin Margulies:
Beim Jung? Nein, wirklich nicht!)
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Das war jetzt vergnüglich. – Herr Präsident! Meine
Damen und Herren!
Ich kann nur sagen: Na, Mahlzeit! Ich freue mich
darauf, wenn so um Weihnachten herum nach langem Zieren die
Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP beendet sein werden und wir noch
einmal eine große Koalition bekommen, mit veränderten Kanzlern dieses Mal. Dann
gehen wir in zwei Jahren wieder wählen, das kann ich Ihnen sagen. Machen Sie so
weiter, meine Damen und Herren! Das einzige Problem ist, dass die Österreicher
die Zeche dafür zahlen.
Ich gehe einmal etwas auf meine Vorredner ein. Ich
fange an beim Kollegen Oxonitsch. Da kann man sich kurz halten. Das war das
Pfeifen des Ängstlichen im finsteren Walde. Sonst waren es wirklich nur
Phrasen, die Sie uns schon seit Jahren vorpredigen. Sie haben gesagt, Sie haben
die EU-Diskussion auf sehr hohem Niveau geführt. Sie haben sie auf so hohem
Niveau geführt, dass die Österreicher es einfach nicht verstehen konnten.
Sie haben gesagt, Sie sind
überzeugt, die Wähler
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