Landtag,
19. Sitzung vom 10.07.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 49
Die Europäische Union
eignet sich nicht für solch billigen Populismus. Ihren Opportunismus können Sie
in anderen Bereichen ausleben, meine sehr geehrten Damen und Herren von der
SPÖ. Ihr Verhalten setzt sich selbst die Krone auf. Europa ist für diese Art
von Politik, die Sie aus purer Wahltaktik betreiben, nicht zu haben und ist zu
schade dafür. – Herzlichen Dank! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt der Abg
Gerstl.
Abg Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr
geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Der Herr Bürgermeister hat
heute gesagt, er ist bereit, mehr in Wien zu tun. Wir unterstützen ihn dabei.
Aber er kommt eindeutig zu spät. Ich erinnere daran, in der Erklärung vor einem
Jahr, bereits im Juni 2007, habe ich hier, als es um die Erklärung zur
Europäischen Union gegangen ist, gesagt: „Wenn die Mitteilung dazu führen
sollte, dass die Europakommission und die politischen Verantwortungsträger der
Stadt Wien vermehrt den Diskurs mit den politischen Parteien über die
Weiterentwicklung der Europäischen Union und die Nutzung der Finanzmittel in
Wien suchen, dann freut es uns. Wenn diese Mitteilung nur dazu gedient hat,
dass wir eine Mitteilung in einem Jahr abgeben und auf die nächste Mitteilung
im nächsten Jahr warten müssen, dann war die Mitteilung leider umsonst.“
Das, meine Damen und
Herren, haben wir heute festzustellen. Sie haben sich in den vergangenen Jahren
nicht dazu bereit gefunden, mit den Bürgerinnen und Bürgern von Wien über
Europa zu diskutieren. Und jetzt sind wir in der Situation, in der wir sind. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Sie
haben auf der anderen Seite einen Koalitionsvertrag unterschrieben, wobei Sie
genau erklärt haben, warum Sie nicht für eine Volksabstimmung sind. Es heißt
hier – und ich möchte zitieren aus diesem Koalitionsvertrag –: „Schon die
Zustimmung zum EU-Verfassungsvertrag erfolgte in Österreich im Mai 2005 durch
die gewählten Volksvertreter, also auf rein parlamentarischem Weg. Übrigens mit
überwältigenden Mehrheiten: im Nationalrat 181 zu 1, im Bundesrat 59 zu 3.“
Und damit ist es ganz
klar: Auch hier zeigt sich, wo die SPÖ steht. Denn damals, im Jahre 2005, als
wir um den Verfassungsvertrag geredet haben und wo es um noch mehr Rechte und
noch mehr Möglichkeiten innerhalb der EU gegangen ist, gerade da haben Sie alle
Ja gesagt, und heute stellen Sie es so hin, als ob Sie nichts mehr davon wissen
täten. Und das ist verleumderisch von Ihrer Seite, meine Damen und Herren. (Beifall
bei der ÖVP.)
Und Sie, meine Damen und
Herren von der SPÖ, wollen uns heute unterstellen, dass wir diese Sondersitzung
dafür verwendet haben, um über Neuwahlen zu diskutieren. (Abg Dr Kurt
Stürzenbecher: Das tun Sie doch die ganze Zeit!) Erinnern wir uns zurück!
Wann wurde dieser Antrag gestellt? Sie haben eine Aussage eines
geschäftsführenden Parteiobmannes, eine Aussage eines Bundeskanzlers getätigt,
in dem Sie einen Schwenk der EU-Politik dargelegt haben. Und am nächsten Tag
oder zwei Tage später gab es eine Aussage des Herrn Bürgermeisters in der
„Kronen Zeitung", in der er diesen Schwenk unterstützt hat. Das war die
Grundlage für unsere Sondersitzung, und da war noch lange keine Rede von
irgendeiner Neuwahl, meine Damen und Herren von der SPÖ. (Beifall bei der
ÖVP. – Abg Godwin Schuster: Reden Sie mit Ihrem Parteivorsitzenden!)
Nur Sie wollen sich heute
darauf hinausreden. Niemand anderer glaubt Ihnen das. Ich zitiere Ihnen dazu
ein paar Zeitungen.
27. Juni,
„Kurier", Margaretha Kopeinig: „Der Schwenk der SPÖ in der Europapolitik
schadet Österreich."
Manfred Perterer in den
„Salzburger Nachrichten" am 1. Juli. Es geht um die Glaubwürdigkeit
Österreichs. Es geht um die politische Stabilität Österreichs, unsere Position
in Europa, der Welt: „Gusenbauer und Faymann setzen ihn leichtfertig aufs
Spiel" – den Ruf Österreichs – „Österreich, nicht mehr der verlässliche
Staat im Herzen Europas, sondern eine Bananenrepublik, wie dies der Salzburger
Bürgermeister ausdrückte." – Das ist es, was Sie aufs Spiel setzen, meine
Damen und Herren von der SPÖ. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie haben jetzt
17 Monate lang den Bundeskanzler gestellt und wichtige Ministerien in
diesem Land. Sie hätten in dieser Zeit genügend Gelegenheiten gehabt ...
(Abg Dipl-Ing Martin Margulies: Die wichtigeren habt ihr gehabt!)
Wichtige, sehr wohl wichtige. Wir hatten wichtige, sie hatten wichtige, seien
wir gerecht. Beide hatten wir wichtige Ministerien. Und es kommt darauf an, wie
Sie sich durchsetzen in der EU. Was haben Sie getan, damit Sie mit dem
Gejammere endlich aufhören? Was haben Sie in Brüssel getan, um dafür zu sorgen,
dass es eine sozialere, eine gerechtere EU wird? Sie sitzen in den
Ministerräten und tragen damit Mitverantwortung. Aber Sie haben sich nicht
darum gekümmert.
Und so sagt Perterer: „Wir
sitzen alle in Gremien der EU. Es gibt keine Entscheidung, ohne die Stimmen
Österreichs gehört zu haben." Und das waren Sie, meine Damen und Herren
von der SPÖ, ganz genauso. Wenn wir uns durchsetzen wollen, müssen wir die
Dinge positiv sehen und mit anderen Achsen schmieden. Das haben wir in der
Vergangenheit zu wenig getan. Das sage ich Ihnen, liebe SPÖ, und Sie dürfen
nicht glauben, sich jetzt rausstehlen zu können. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren!
Wien hat im letzten Strukturfonds 25 Millionen EUR an Förderung im
regionalen Wettbewerb und für die Beschäftigung in Wien zugestanden bekommen.
Weitere 42 Millionen fließen über den Weg der Stärkung und Entwicklung der
Grenzregionen nach Wien, und zwar für Wirtschafts- und Forschungskooperationen
im grenzüberschreitenden Bereich und für Verbesserungen in der regionalen
Erreichbarkeit, im Naturschutz, im Umweltschutz und im Klimaschutz.
Hier
haben Sie sich alle dafür auch wirklich schon
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