Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 70
verdreifacht, die Quote klettert über die 15 Prozent-Marke. Auch Lehrstellen sind Mangelware." – Soweit der Bericht.
Das betrifft Wien, meine Damen und Herren von der
SPÖ, und da tragen Sie seit Jahrzehnten die Verantwortung, und auch im Bund
sind Sie ja jetzt mit dabei mit Ihrem Kanzler, auch wenn Sie ihn jetzt nicht
mehr so richtig mögen.
Sie können sich nicht nur am Life-Aids-Ball und in
den „Seitenblicken" feiern lassen, meine Damen und Herren von der SPÖ, Sie
müssen auch die Schuld für die Miseren übernehmen, die Sie verursachen, und
hier liegt eindeutig eine Misere vor.
Einsicht und Buße, meine Damen und Herren von der
SPÖ, sind gefragt (Ironische Heiterkeit
bei Abg Heinz Vettermann und Heiterkeit auch bei den GRÜNEN.) und nicht
Barolo und Kanzlerfest, Herr Kollege Vettermann.
Und noch eines fehlt in diesem Bericht vor allem: Ein
Eingehen auf die Probleme der Jugend, die durch Gewalt in und außerhalb der
Schulen entstehen, in denen zunehmend, Herr Kollege Vettermann, auch wenn Sie
es nicht hören wollen (Abg Heinz
Vettermann: Nein, ich höre interessiert zu!), Handy-Diebstähle,
Schlägereien, Schutzgelderpressungen, Mobbing und in zunehmendem Maße sogar
Messerstechereien und Bandenbildung stattfinden. Es ist nur eine Frage der
Zeit, bis wir wieder einen – einen hatten wir ja leider schon – Toten zu
beklagen haben.
Vor diesen unangenehmen Wahrheiten, meine Damen und
Herren von der SPÖ, verschließen Sie die Augen. Das darf es in Ihrem Wien nicht
geben. Also schließt er messerscharf, dass nicht sein kann, was nicht sein
darf, heißt es beim Palmström, und so ähnlich agieren Sie.
Ich habe vor Kurzem den Bericht eines Wiener
Gymnasialdirektors gelesen, in dem der ausdrücklich sagt, er fordert die
Kameraüberwachung seiner Schule nach einem schwerwiegenden Vorfall, aber nicht
wegen Diebstählen oder harmlosen Sachen, sondern weil es zu schwerwiegenden
Gewalttaten kommt und weil er fürchtet und nicht verantwortlich sein soll, wann
das erste Kind an seiner Schule getötet wird. Und das ist keine
Harmlosigkeit und keine Kleinigkeit. (LhptmStin Grete Laska: In einem
Gymnasium?) Ja, Frau Kollegin, aber das Gleiche spielt sich auch in den
Unterstufen ab. (LhptmStin Grete Laska: In einem Gymnasium? Habe ich richtig
gehört?) Ja, in einem Gymnasium, richtig. Sie haben recht. Vielleicht traut
er sich dort mehr, weil er nicht direkt der Gewalt der Stadt Wien unterworfen
ist, und hat deswegen den Mut gehabt, das auch so zu sagen.
Es wird höchste Zeit, meine Damen und Herren von der
Jugendanwaltschaft, dass Sie sich intensiv auch dieser Frage, nämlich der Gewalt
an unseren Schulen, annehmen, und zwar unvoreingenommen und mit einem
realistischen Ansatz. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Frau Abg Smolik.
Abg Claudia Smolik (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr
geehrte Kinder- und JugendanwältInnen!
Ich möchte mich zuerst einmal im Namen der Grünen
Fraktion für den umfassenden und sehr interessanten Bericht für das letzte Jahr
sehr herzlich bedanken, auch für die Arbeit, die Sie mit Ihrem Team leisten,
nicht nur jetzt Sie beide. Ich bitte, es wirklich auch an das Team
auszurichten, dass wir sehr, sehr froh sind, dass Sie sich mit diesem
Engagement in dieser Stadt hier für die Kinder und Jugendlichen einsetzen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Im Gegensatz zum Kollegen Jung finde ich die Berichte
immer sehr, sehr informativ. Und wenn auch nicht alles, was die Kinder- und
Jugendanwaltschaft macht, hier immer abgebildet ist, so finde ich die Themen,
die dokumentiert sind und von denen manche auch immer wieder kommen, wie zum
Beispiel die UN-Kinderrechtskonvention, die schon längst in die
Bundesverfassung gehört, sehr, sehr gut, weil das sehr gut widerspiegelt, mit
welchen Themen sich Jugendliche und Kinder in dieser Stadt beschäftigen, aber auch
die Gesellschaft beschäftigen sollte.
Und wenn Sie hier von Fotos sprechen, so weiß ich
nicht, welchen Bericht Sie haben. In meinem Bericht ist genau ein Foto drinnen,
nämlich das Foto vom Team der Kinder- und Jugendanwaltschaft, aber ich weiß
nicht, was Sie daran stört, dass man auch sieht, wie die Menschen aussehen, die
hier arbeiten.
Und dann haben Sie, so weit ich es verstanden habe,
die Studie, die das Institut für Jugendkulturforschung gemacht hat,
angezweifelt, ob sie gefaked ist, sage ich jetzt einmal. Sie haben unterstellt,
dass hier Daten abgebildet sind, die nicht den Tatsachen entsprechen, weil die
FPÖ von nur nicht 10 Prozent, sondern 9,3 Prozent als sympathisch
befunden wird. Ich finde das ungeheuerlich, dass Sie einer wissenschaftlichen
Einrichtung und auch den Kinder- und JugendanwältInnen unterstellen, hier Daten
zu faken, nur weil Sie nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass 90 Prozent
der Jugendlichen die FPÖ nicht leiden können. So ist es nun mal, und das ist
gut so! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Sprechen Sie mit Elfjährigen, denn hier sind auch
Elfjährige befragt worden, was sie von der Politik der FPÖ halten, und Sie
werden genau die fast 100 Prozent hören, wie sie hier auch abgebildet
sind. Und nur deswegen, weil die FPÖ hier nicht gut abschneidet – unter
Anführungszeichen –, zu sagen, die Daten sind nicht richtig, wurden gefaked
oder irgendwie geschönt oder nicht geschönt, finde ich echt ungeheuerlich, und
eigentlich ist es eine Katastrophe, in diesem Zusammenhang so mit einer Studie,
die sich mit den Lebenslagen und Interessen von Kindern und Jugendlichen, von
Elf- bis Achtzehnjährigen, beschäftigt hat, umzugehen.
Viel spannender wäre es, sich die
Seite 8 anzuschauen, Herr Kollege Jung, wenn Sie denselben Bericht haben
wie ich, wenn da die Frage an die Kinder und Jugendlichen, an die jungen
Menschen gestellt wird: Worüber sprecht ihr eigentlich, wenn ihr euch trefft?
Da kommt das, was sie in der Freizeit machen. Das ist klar,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular