Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 70
Aufgabe hat, wie sich gerade in den letzten Monaten bedauerlicherweise ja auch gezeigt hat, und auch in Zukunft haben wird.
Nun zum vorliegenden Bericht selbst. Er ist kein
schlechter Bericht, er ist aber auch nicht das Gelbe vom Ei, er ist ein Allerweltsbericht,
möchte ich ihn charakterisieren. Er ist in weiten Teilen eine ziemlich
willkürliche Sammlung von Einzelbeiträgen über zum Beispiel vergebene Studien,
deren Daten man dann zum Teil durchaus auch anzweifeln kann. Die SPÖ hat sich
mit der einen Studie vielleicht eine Umfrage erspart, obwohl ich nicht glaube,
dass die Ergebnisse richtig sind. Wenn Sie glauben, dass uns nur
10 Prozent der Jugendlichen sympathisch finden, glauben Sie weiter, dass
es so ist, wir haben Gott sei Dank ganz andere Ergebnisse, und Sie werden das
bald bemerken.
Ein anderer Teil des Berichtes sind die Aktivitäten
Ihnen genehmer Vereine, andere werden da nicht einmal erwähnt, und natürlich
auch die Standardjubelberichterstattung über einige wenige Aktivitäten, vor
allem natürlich mit den obligaten Portraits der SPÖ-PolitikerInnen.
Als Nächstes kommt dann der Bericht über „Jugend ohne
Netz". Da hat eine interaktive Ausstellung stattgefunden, und es heißt da
drinnen wörtlich: „Die Medienresonanz war enorm hoch und erreichte im Gesamten
eine Auflage von 4,4 Millionen alleine im Printbereich." Was immer
das heißen mag. Also ich bin mir sicher, wenn ich jetzt da herinnen eine
ehrliche Umfrage mache, ich glaube nicht, obwohl ich annehme, dass Sie
politisch interessiert sind, dass wirklich dieser Bekanntheitsgrad erreicht
wurde. Ich weiß nicht, woher diese Zahlen alle genommen werden.
Ein anderes Projekt heißt „gemma's an!", das von
der grundsätzlichen Ausrichtung ein richtiges ist. Es handelt sich darum, für Jugendliche,
die Schwierigkeiten haben, einen Arbeitsplatz zu finden, etwas zu tun. Man will
das über den Weg der freiwilligen Paten erreichen, die eine umfassende
Ausbildung – zumindest wird es hier so geschildert – erhalten haben. Eine gute
Idee; ob so etwas realisierbar ist, nämlich effektiv realisierbar, mag
angezweifelt werden. Es steht auch ausdrücklich drinnen, und das bei einer
Millionenstadt wie Wien, momentan werden 25 – ich wiederhole: 25! – Jugendliche
betreut.
Es wird dann an verschiedenen Stellen auch eine Reihe
von Forderungen erhoben, wie immer aber ohne Bedeckungs- oder
Umsetzungsvorschläge, und es sind auch ein paar Forderungen, wo man sich dann
wirklich immer wieder fragt: Warum geschieht das in dieser Form? Zum Beispiel
die Materie der Altersfeststellung der minderjährigen Asylanten oder
Straffälligen. Es gäbe einen einfachen Weg – die medizinischen Fachleute dazu
werden natürlich nicht befragt –, das wäre das Handknöchelröntgen, mit dem eine
Altersfeststellung zweifelsfrei möglich ist. Das wird dann immer wieder
abgelehnt, weil man sagt, das wäre ein ärztlicher Eingriff. Aber die gleichen,
die das Handknöchelröntgen verweigern, lassen sich dann bei uns die Zähne
reparieren und machen Panoramaröntgen.
Also hier muss man schon anzweifeln, ob das immer der
richtige Weg ist. Man kann nicht nur fordern, man muss auch Realitäten
anerkennen, und gerade, was Forderungen betrifft, kommt mir der
Forderungskatalog der Kinder- und Jugendanwälte, das muss ich schon sagen, eher
als ein Brief ans Christkind vor.
Ich kann Ihnen nur sagen, meine Damen und Herren von
der SPÖ, Sie sind in der Bundesregierung, Sie stellen angeblich – zumindest
noch – den Bundeskanzler, und auch die ÖVP ist mit Ihnen da drinnen, und da
stellt sich jetzt wirklich die Frage: Warum kommt das da hinein? Tun Sie es
doch! Reden Sie nicht davon, tun Sie es! Dazu sind Sie in der Regierung.
Angeblich gibt es ja doch noch den einen oder anderen Macher auch.
Es werden allerdings – das muss ich durchaus sagen –
sehr wichtige Probleme angesprochen, das sind die Unterstützung der
Jugendlichen vor Gericht, die Unterstützung nicht nur von Jugendlichen, sondern
durchaus auch von den Eltern und anerkennenswerterweise darf man hier auch
einmal die Väter erwähnen, die Sie angesprochen haben in Scheidungsverfahren
und, leider und besonders aktuell, die Aufklärung und Prävention hinsichtlich
sexuellen Missbrauchs und die Opferbetreuung.
Aber gerade in dem letzteren Bereich fehlen doch noch
konkrete Vorschläge im legislativen Bereich, die man machen müsste, und
natürlich ist auch hier wiederum besonders die Bundesregierung gefordert. Aber
gerade dort zögert ja die SPÖ-Justizministerin noch. Ich erinnere an die
Diskussion über die Täterkartei.
Aber auch Wien hätte hier Schritte zu setzen. Wenn
zum Beispiel, wie hier drinnen berichtet wird, problematische Fälle und
Übergriffe auch in einigen privaten Vereinen bekannt wurden, dann wäre
eigentlich ein entsprechender Druck auf diese Vereine auszuüben, sorgfältiger
bei der Auswahl ihrer Funktionäre und der Trainer vorzugehen. Schließlich
bekommen die, glaube ich, alle Fördermittel der Stadt. Man sollte allerdings
nicht nur Druck ausüben, man sollte sich auch überlegen, wie man bei diesen
Funktionären und bei diesen Trainern ein gewisses Bewusstsein für diese
Problematik schafft. Es wäre eine Schulung anzubieten, und ich glaube, sie wäre
sehr, sehr notwendig, wenn man sich die Fälle der letzten Monate vor Augen
hält, die traurig genug sind.
Ich habe schon vorher gesagt, der Bericht kommt mir
ein bisschen vor wie eine Pflichtübung und weniger wie ein umfassender
Jahresbericht. Es fehlt hier aus meiner Sicht der konkrete Teil – Zahlen,
Kosten, Personal, durchgeführte Aktivitäten und so weiter – und vor allem auch
ein Punkt, der mich interessiert: Was plant man eigentlich für die Zukunft?
Besonders bemerkenswert erscheint
mir – da müsste die SPÖ aufhorchen –, dass in diesem Bericht allerdings massive
Kritik an der angeblich schlechten rechtlichen Absicherung der Jugendlichen
geübt wird und ihre problematische Situation in der Gesellschaft aufgezeigt
wird. Es steht da wörtlich drinnen: „1 200 Jugendliche beenden in Wien
ihre Schulzeit ohne Pflichtschulabschluss." Und noch schärfer: „Laut
EU-Daten hat sich die Arbeitslosigkeit zwischen 15 und 24 Jahren in Wien seit
2000
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