Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 70
Sie hat sich auch, wie gesagt, Sorgen um die SPÖ – in dem Fall nicht um die FPÖ – gemacht und hat – ich kann mich an den Wortwechsel erinnern – den SPÖ-internen Zwist Gusenbauer/Burgstaller angesprochen. Frau Kollegin, vorm eigenen Haus kehren! Ich sage nur: Van Staa und Dinkhauser. Sie werden es am nächsten Wochenende merken.
Nun, nach der Frau Kollegin Cortolezis zur
ernsthaften Diskussion, das war die Wortmeldung der Frau Kollegin Vassilakou.
Sie hat eingangs davon gesprochen, in den nächsten Jahren würde, wenn das
funktioniert, mit besseren PISA-Ergebnissen zu rechnen sein. Wenn es
funktioniert, da stimme ich ihr zu, könnte es diese besseren Ergebnisse geben.
Aber unser Ziel kann nicht sein, bessere Ergebnisse bei der PISA-Studie zu
erreichen oder zu hören, was in Brüssel gesagt wird, sondern unser Ziel muss es
sein, darauf zu achten, was bei unseren Kindern läuft. Und es muss ein besseres
Ergebnis für unsere Kinder herausschauen.
Sie hat auch sehr richtig bemerkt, ein Jahr
Kindergarten ist nicht genug. Das stimmt! Hier wird es sehr schwer möglich
sein, Kindern, die völlig ohne Deutschkenntnisse in die Kindergärten kommen,
die deutsche Sprache in einem Jahr beizubringen. Aber das ist ja der große
Punkt in dieser überhasteten Regelung, die andererseits aber viel zu spät
kommt, weil man nicht auf uns gehört hat. Wir könnten uns jetzt leicht
zurücklehnen und sagen: Was wollen wir denn? Jetzt machen Sie das, was wir die
ganze Zeit gefordert haben. Steter Tropfen höhlt den Stein. Die SPÖ hat von uns
gelernt.
Das Problem ist nur, dass bei diesem Lernen sehr
halbherzig vorgegangen wurde – ich habe schon davon gesprochen –, auch was den
nötigen Druck anbelangt, auch was vor allem die Ausstattung betrifft und die
finanzielle Bedeckung der ganzen Sache. Die Gelder, die bisher genannt wurden,
sind sicherlich nicht ausreichend, die Unterbringungsmöglichkeiten von den
Räumlichkeiten, von der Infrastruktur her sind nicht vorhanden. Auch die
geschulten KindergartenpädagogInnen – in dem Fall brauchen wir ja schon fast
SprachlehrerInnen – sind bei Weitem nicht vorhanden. Die können nicht in acht
Monaten und nicht in einem Jahr ausgebildet werden. Da hängt es nämlich, und
das ist der Grund, warum wir uns gegen diese falsche halbherzige Regelung
wenden.
Grillparzer hat einmal gesagt: „Es liegt ein Fluch
auf diesem Hohen Haus, dass man mit halben Mitteln Ganzes will erreichen.“ –
Das ist genau das, was Sie hier tun. Mit dem „Hohen Haus" war zwar nicht
das Parlament gemeint und auch nicht der Wiener Landtag, sondern das Haus
Habsburg, das letztlich auch Schiffbruch erlitten hat. Hier versuchen Sie genau
das Gleiche. Sie wollen zwar etwas Richtiges, aber Sie trauen sich nicht
wirklich, es zu machen, so wie Sie es in den anderen Bereichen auch gemacht
haben.
Sie haben uns Vorwürfe gemacht, als wir uns gegen das
Betteln in Wien gewandt haben. Na, was haben wir denn seit gestern gültig?
Einen ersten Teil, einen ersten Schritt unserer Forderungen haben Sie erfüllt,
und Sie werden in sehr absehbarer Zeit auch den zweiten Schritt erfüllen.
Jetzt spricht der Innenminister in der Debatte über
die Neuregelung der Bestimmungen für Zuwanderer von der Verpflichtung, vorher
eine Sprache zu lernen. Und was sagt Ihr Bundesgeschäftsführer Kalina dazu? –
Er kann dem etwas abgewinnen, meine Damen und Herren. Es wird nur eine Frage
der Zeit sein, und auch hier wird eine Forderung der FPÖ erfüllt werden, auch
wenn Sie jetzt alle krampfhaft in die Zeitung oder wegschauen, meine Damen und
Herren von der SPÖ. Es wird kommen, das kann ich Ihnen sagen, und die meisten
oder einige von Ihnen werden es hier noch erleben. Sie werden von der Realität
auf den Boden der Tatsachen zurückgezwungen werden, und Sie werden Schritt für
Schritt nachgeben.
Das Problem ist halt nur: Diese
Schritt-für-Schritt-Lösungen sind schmerzhaft für alle, die dazwischen und
darunter leiden müssen. Und das sind vor allem Eltern, Kinder – egal, ob von
Zuwanderern oder Nichtzuwanderern – und das Personal der
Kinderbetreuungseinrichtungen, das überfordert sein wird.
Weil die Frau Kollegin Cortolezis-Schlager
Niederösterreich so gelobt hat: Wir haben gerade von dort, wo es schon Versuche
in diese Richtung gibt, Rückmeldungen sowohl von Eltern als auch von
KindergärtnerInnen, dass die ganz verheerend sind, die besagen, was jetzt
passiert als Folge des Raummangels, auch des Personalmangels und des Fehlens
von geschultem Personal. Entweder werden die Kinder, die Deutsch können, mit
Stillbeschäftigungen in ein Eck geschickt – das ist, glaube ich, nicht gerade
eine günstige Lösung und nicht das, was die Eltern von uns erwarten –, oder,
zweite Variante, man versucht dann diejenigen, die Deutsch können, die
Fünfjährigen und die älteren, mit den Dreijährigen zusammenzugeben, was denen
natürlich vom Alter her – wer Kinder in den Altersklassen hat, weiß es –
überhaupt nicht passt, weil es ständig zu Reibereien führt.
Es sind nichts als Halbherzigkeiten, alles ist
unvorbereitet, und der ganze Schritt in die richtige Richtung wird uns nichts
bringen, wenn wir ihn in dieser Form und in dieser Art und Weise durchziehen.
Deswegen lehnen wir ihn ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zum Wort ist
niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin
hat das Schlusswort. Bitte, Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin.
Berichterstatterin LhptmStin Grete Laska:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Lassen Sie mich eingangs noch
einmal kurz darauf hinweisen, dass bei dieser 15a-Vereinbarung, über die wir
heute zum ersten Mal und dann in der veränderten Form wahrscheinlich in der
nächsten oder übernächsten Sitzung des Landtages noch einmal abstimmen werden,
um eine Vorlage handelt, die vom Bund auf Basis einer Koalition zwischen der
SPÖ und der ÖVP ausgehandelt wurde. Das heißt, dass hier ein Kompromiss
gefunden wurde zwischen grundsätzlich zwei sehr, sehr verschiedenen bildungs-
und familienpolitischen
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